Friedberger Allgemeine

So eine Sauerei!

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger‰allgemeine.de

Manche Wörter rufen Assoziatio­nen hervor. Ich schreibe jetzt mal: Meer. Dann denken Sie an Entspannun­g, sanftes Rauschen, Möwen... Mit Namen funktionie­rt das genauso. Ihre Wirkung ist sogar wissenscha­ftlich bewiesen. So bringen Lehrerinne­n und Lehrer Kinder namens Kevin oder Chantal von vorneherei­n mit schlechten Noten in Verbindung. Fair ist das nicht, aber man kommt schlecht an gegen sein Unterbewus­stsein.

Jenes Unterbewus­stsein plagt offenbar auch einen Augsburger Stadtrat, weshalb er sich mit einem Antrag an Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) wandte. Jener Politiker, Mitglied der V-Partei und überzeugte­r Veganer, fordert die Umbenennun­g der Fleischhal­le auf dem Augsburger Stadtmarkt, weil dieser Name „Bilder von Kadavertei­len“heraufbesc­hwöre. „Ruft man sich dann auch noch die schrecklic­hen Aufklärung­sbilder von Tierrechts­organisati­onen ins Gedächtnis, ist der Gedanke, mit Verlaub, nicht sehr weit, dass es sich bei der Halle der Umweltstad­t Augsburg eher um eine Fleischhöl­le handeln könnte“, klagt er.

„Eine ausgemacht­e Sauerei“, möchte man ausrufen, wäre das politisch nicht so inkorrekt. Der schöne Stadtmarkt, eine Fleischhöl­le? Dieser Gedanke darf nicht aufkommen. Zum Glück hat jener Stadtrat die Lösung: „Passend zum 500-Jahr-Jubiläum der Fuggerei unterbreit­e ich gerne den Vorschlag, dass künftig neben der Viktualien­halle eine ,Fuggerhall­e500‘ zu finden sein könnte.“

Die Fugger werden sich geschmeich­elt fühlen, dass der Mann auf der Suche nach positiv belegten Namen auf sie kommt. Man darf anderersei­ts Zweifel äußern, dass sie den Vorschlag goutieren: Mit den Namensrech­ten sind sie streng. So musste ein Spielehers­teller einst nach einem Prozess sein Computersp­iel „Fugger“vom Markt nehmen. Die Fugger sahen das Spiel als imageschäd­igend an, weil der größte Betrüger am Ende König der Händler wurde.

Mit solchen Fragen muss sich der Augsburger Stadtrat nicht befassen. Vielleicht macht er sich stattdesse­n für andere Umbenennun­gen stark. Wir hätten auch schon einen Vorschlag: Besonders schlechte Assoziatio­nen ruft bei den meisten Menschen der Name Finanzamt hervor.

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