Bleiben in Bayern die Hallen leer?
Den Verantwortlichen aus Basketball, Handball und Eishockey reicht es. Während Klubs in anderen Bundesländern vor vollen Rängen spielen, gelten im Freistaat Sonderregelungen
Augsburg Dass Bayern in der seit eineinhalb Jahren andauernden Corona-Pandemie im Vergleich zu den anderen deutschen Bundesländern immer wieder Sonderwege geht, ist nichts Neues, aber schmerzhaft für die, die im negativen Sinn davon betroffen sind. Etwa die Verantwortlichen der höchsten Basketball-, Handball- und Eishockey-Ligen, deren Teams sich bundesweit mit anderen Mannschaften messen und für die es finanziell und emotional ein eklatanter Unterschied ist, ob sie das in einer vollen oder nur mäßig gefüllten Spielstätte tun.
Auf der Bund-Länder-Konferenz am 10. August wurde beschlossen, „dass über die 3-G-Regelung hinaus bei Sportgroßveranstaltungen oberhalb einer absoluten Zahl von 5000 Zuschauenden die zulässige Auslastung bei maximal 50 Prozent der jeweiligen Höchstkapazität liegt, jedoch nicht bei mehr als insgesamt 25 000 Zuschauenden“.
Diese Bund-Länder-Regelung, die im Moment für alle Bundesländer außer Bayern gilt, bedeutet im Bezug auf den Sport: Hat eine Halle nicht mehr als 5000 Plätze darf sie zu hundert Prozent ausgelastet werden, solange die Besucher entweder geimpft, genesen oder getestet sind (3-G-Regel). Bei höherer Spielstättenkapazität sind 50 Prozent der eigentlich möglichen Zuschauer erlaubt, aber nicht mehr als 25000 – und natürlich ebenfalls unter Einhaltung der 3-G-Regel. Die Vereinbarung gilt als Fortschritt und führt entsprechend zu großer Erleichterung bei den Profivereinen außerhalb Bayerns.
Beim deutschen Handball-Meister THW Kiel will man in einem Modellprojekt mit der Stadt rund 9000 Fans zu den Heimspielen zulassen und beim Eishockey-Champions-League-Teilnehmer Adler Mannheim könnten zu den ersten Partien des Wettbewerbs bis zu 7033 Zuschauer zugelassen werden.
Nur die bayerischen Vereine schauen in die Röhre. Während in allen anderen Ländern die besprochenen Lockerungen greifen, holte die Staatsregierung in München mit der am Montag veröffentlichten Aktualisierung der 13. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung die Keule raus. Für die Klubs im Freistaat gilt, dass inzidenzunabhängig maximal 50 Prozent der Sitzplätze gefüllt werden dürfen (die Obergrenze liegt bei 25000 Zuschauern). Stehplätze sind verboten, der Abstand von 1,50 Metern muss eingehalten werden, es gilt Maskenpflicht (auch auf den Sitzplätzen) und zusätzlich greift die 3-G-Regel.
Heißt für die Praxis überspitzt formuliert: Während woanders tausende Anhänger ihre Mannschaft zum Sieg brüllen können, sitzen in bayerischen Hallen vereinzelt Zuschauer mit Mundschutz herum und klatschen verhalten.
Weil sie unter diesen Bedingungen keinen fairen Wettbewerb gewährleistet sehen, haben sich Vertreter der bayerischen Vereine aus den ersten und zweiten Basketball-, Handball- und Eishockeyligen, darunter auch die Augsburger Panther und der ESV Kaufbeuren, zur Interessengemeinschaft Indoor-Teamsport-Bayern zusammengeschlossen und sich am Freitagmittag auf einer Pressekonferenz in Nürnberg mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt.
Die Interessengemeinschaft fordert, dass das, was auf der BundLänder-Konferenz beschlossen wurde, auch für bayerische Vereine gilt. „Wir wollen nicht unverantwortlich Leute in die Hallen lassen“, sagte Carsten Bissel vom HC Erlangen, der die Handball-Bundesliga vertritt und betonte, dass man in den vergangenen eineinhalb Jahren alle Corona-Maßnahmen voller Verständnis mitgetragen habe. Jetzt aber hätten sich die Dinge entwickelt und es sei an der Zeit, zu einer neuen Normalität mit Corona zurückzufinden.
Was in anderen Bundesländern beim Besuch von Hallensport als sicher gelte, nämlich Geimpfte, Genesene und Getestete unter gelockerten Bedingungen einzulassen, das müsse doch auch in Bayern wirksam sein. Wenn die Staatsregierung da nicht mit sich reden lasse, so spitzte Bissel zu, „dann ist Bayern halt bald das einzige Bundesland, wo es diesen Hallensport nicht mehr gibt.“
Die Hoffnung auf volle, oder zumindest annähernd zu hundert Prozent gefüllte Hallen, haben die Profi-Vereine noch nicht aufgegeben. Am kommenden Dienstag tagt das bayerische Kabinett das nächste Mal und könnte eine erneute Änderung der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung beschließen. Die Hoffnung lebt, dass es dann doch noch eine gute Nachricht für die bayerischen Klubs gibt.
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