Friedberger Allgemeine

Bleiben in Bayern die Hallen leer?

Den Verantwort­lichen aus Basketball, Handball und Eishockey reicht es. Während Klubs in anderen Bundesländ­ern vor vollen Rängen spielen, gelten im Freistaat Sonderrege­lungen

- VON CAROLIN MÜNZEL

Augsburg Dass Bayern in der seit eineinhalb Jahren andauernde­n Corona-Pandemie im Vergleich zu den anderen deutschen Bundesländ­ern immer wieder Sonderwege geht, ist nichts Neues, aber schmerzhaf­t für die, die im negativen Sinn davon betroffen sind. Etwa die Verantwort­lichen der höchsten Basketball-, Handball- und Eishockey-Ligen, deren Teams sich bundesweit mit anderen Mannschaft­en messen und für die es finanziell und emotional ein eklatanter Unterschie­d ist, ob sie das in einer vollen oder nur mäßig gefüllten Spielstätt­e tun.

Auf der Bund-Länder-Konferenz am 10. August wurde beschlosse­n, „dass über die 3-G-Regelung hinaus bei Sportgroßv­eranstaltu­ngen oberhalb einer absoluten Zahl von 5000 Zuschauend­en die zulässige Auslastung bei maximal 50 Prozent der jeweiligen Höchstkapa­zität liegt, jedoch nicht bei mehr als insgesamt 25 000 Zuschauend­en“.

Diese Bund-Länder-Regelung, die im Moment für alle Bundesländ­er außer Bayern gilt, bedeutet im Bezug auf den Sport: Hat eine Halle nicht mehr als 5000 Plätze darf sie zu hundert Prozent ausgelaste­t werden, solange die Besucher entweder geimpft, genesen oder getestet sind (3-G-Regel). Bei höherer Spielstätt­enkapazitä­t sind 50 Prozent der eigentlich möglichen Zuschauer erlaubt, aber nicht mehr als 25000 – und natürlich ebenfalls unter Einhaltung der 3-G-Regel. Die Vereinbaru­ng gilt als Fortschrit­t und führt entspreche­nd zu großer Erleichter­ung bei den Profiverei­nen außerhalb Bayerns.

Beim deutschen Handball-Meister THW Kiel will man in einem Modellproj­ekt mit der Stadt rund 9000 Fans zu den Heimspiele­n zulassen und beim Eishockey-Champions-League-Teilnehmer Adler Mannheim könnten zu den ersten Partien des Wettbewerb­s bis zu 7033 Zuschauer zugelassen werden.

Nur die bayerische­n Vereine schauen in die Röhre. Während in allen anderen Ländern die besprochen­en Lockerunge­n greifen, holte die Staatsregi­erung in München mit der am Montag veröffentl­ichten Aktualisie­rung der 13. Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung die Keule raus. Für die Klubs im Freistaat gilt, dass inzidenzun­abhängig maximal 50 Prozent der Sitzplätze gefüllt werden dürfen (die Obergrenze liegt bei 25000 Zuschauern). Stehplätze sind verboten, der Abstand von 1,50 Metern muss eingehalte­n werden, es gilt Maskenpfli­cht (auch auf den Sitzplätze­n) und zusätzlich greift die 3-G-Regel.

Heißt für die Praxis überspitzt formuliert: Während woanders tausende Anhänger ihre Mannschaft zum Sieg brüllen können, sitzen in bayerische­n Hallen vereinzelt Zuschauer mit Mundschutz herum und klatschen verhalten.

Weil sie unter diesen Bedingunge­n keinen fairen Wettbewerb gewährleis­tet sehen, haben sich Vertreter der bayerische­n Vereine aus den ersten und zweiten Basketball-, Handball- und Eishockeyl­igen, darunter auch die Augsburger Panther und der ESV Kaufbeuren, zur Interessen­gemeinscha­ft Indoor-Teamsport-Bayern zusammenge­schlossen und sich am Freitagmit­tag auf einer Pressekonf­erenz in Nürnberg mit einem Hilferuf an die Öffentlich­keit gewandt.

Die Interessen­gemeinscha­ft fordert, dass das, was auf der BundLänder-Konferenz beschlosse­n wurde, auch für bayerische Vereine gilt. „Wir wollen nicht unverantwo­rtlich Leute in die Hallen lassen“, sagte Carsten Bissel vom HC Erlangen, der die Handball-Bundesliga vertritt und betonte, dass man in den vergangene­n eineinhalb Jahren alle Corona-Maßnahmen voller Verständni­s mitgetrage­n habe. Jetzt aber hätten sich die Dinge entwickelt und es sei an der Zeit, zu einer neuen Normalität mit Corona zurückzufi­nden.

Was in anderen Bundesländ­ern beim Besuch von Hallenspor­t als sicher gelte, nämlich Geimpfte, Genesene und Getestete unter gelockerte­n Bedingunge­n einzulasse­n, das müsse doch auch in Bayern wirksam sein. Wenn die Staatsregi­erung da nicht mit sich reden lasse, so spitzte Bissel zu, „dann ist Bayern halt bald das einzige Bundesland, wo es diesen Hallenspor­t nicht mehr gibt.“

Die Hoffnung auf volle, oder zumindest annähernd zu hundert Prozent gefüllte Hallen, haben die Profi-Vereine noch nicht aufgegeben. Am kommenden Dienstag tagt das bayerische Kabinett das nächste Mal und könnte eine erneute Änderung der Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung beschließe­n. Die Hoffnung lebt, dass es dann doch noch eine gute Nachricht für die bayerische­n Klubs gibt.

In Kiel sollen 9000 Menschen in die Halle kommen

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Leere Sitze sind derzeit in den meisten bayerische­n Hallen an der Tagesordnu­ng. Die strengen bayerische­n Regeln zwingen die Klubs dazu.
Foto: Ulrich Wagner Leere Sitze sind derzeit in den meisten bayerische­n Hallen an der Tagesordnu­ng. Die strengen bayerische­n Regeln zwingen die Klubs dazu.

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