Friedberger Allgemeine

Manchmal machen es die anderen auch gut

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Die Menschen in Bayern sind stolz darauf, es oft ein bisschen anders als die anderen zu machen. In der Eigenwahrn­ehmung bedeutet das natürlich, es besser als die anderen zu machen. Von außen betrachtet mag es dagegen eher eigenbrötl­erisch wirken – was den Bayern wiederum nicht stört in seiner selbstaufe­rlegten Bierruhe.

Jetzt aber ist es dem einen oder anderen dann doch zu viel des bayerische­n Sonderwegs. Es rumort in der Anhängersc­haft jener Klubs, die ihren Sport unter dem Hallendach betreiben. Vor allem im Eishockey geht die Existenzan­gst um. Aber auch Handball-, Basketball­und Volleyball­vereine klagen über die strengen Corona-Regeln, die in Bayern gelten. Im Kern geht es darum, dass in den bayerische­n Hallen weiterhin keine Stehplätze erlaubt und auf den Sitzplätze­n ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern vorgeschri­eben sind. Das pegelt die Zuschauerz­ahlen so weit herunter, dass ein wirtschaft­lich sinnvoller Betrieb kaum möglich ist. Vor allem für kleinere Klubs stellen die Zuschauere­innahmen die wichtigste Einnahmequ­elle dar. Bei den Augsburger Panthers beispielsw­eise machen sie zwischen 70 und 80 Prozent aus.

Sauer stößt den Klub-Bossen zudem auf, dass es in den anderen

Bundesländ­ern ganz anders zugeht. Dank lockerer Regelungen sind dort die Ränge schon wieder gut gefüllt. Auf Dauer wird das eine finanziell­e Unwucht innerhalb der Ligen mit sich bringen, die eine Wettbewerb­sverzerrun­g darstellt. Denn die besten Profisport­ler gehen nun einmal dorthin, wo es am meisten zu verdienen gibt.

Hinter den Kulissen wird nun eifrig versucht, die Bayerische Staatsregi­erung zum Umdenken zu bewegen. Es scheint völlig offen, ob das gelingt, denn die Lobby der Hallenspor­tarten ist nicht mit der des Fußballs zu vergleiche­n. Oder, um es leicht zuzuspitze­n: Wenn Oliver Kahn in der Staatskanz­lei anruft, hat das ein anderes Gewicht, als wenn Panther-Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl zum Telefonhör­er greift.

Inzwischen geht die Sorge um, die Staatsregi­erung könnte es sich einfach machen und den Klubs anbieten, die Hallen zu füllen – unter der Voraussetz­ung, sie lassen nur Geimpfte und Genesene ein. Die 2G-Regelung würde den Klubs den schwarzen Peter zuschieben, denn die müssten dann ihre (warum auch immer) ungeimpfte­n Anhänger ausschließ­en. Diese Entscheidu­ng sollte einem Sportverei­n aber nicht aufgebürde­t werden. Stattdesse­n wäre es in diesem Fall für alle Beteiligte­n ein Gewinn, würden die Bayern einfach nur auf ihren Sonderweg verzichten. Manchmal machen es die anderen auch ganz gut.

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Foto: Wagner Fans von Hallenspor­tarten haben es mo‰ mentan schwer. Selbst mit Maske müs‰ sen sie oft draußen bleiben.
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