Friedberger Allgemeine

Telefone in der Beratungss­telle stehen nicht still

Augsburger Afghanen versuchen, Angehörige­n und Freunden zu helfen

- VON MIRIAM ZISSLER

Sorgen und Angst um Familienan­gehörige und Freunde treiben viele Afghanen aus Augsburg und der Region um. Auch Wut. Seit Tagen klingeln deshalb ständig die Telefone der Flüchtling­s- und Migrations­beratung des Caritasver­bandes für die Diözese Augsburg und auch der Diakonie Augsburg.

Die Beraterinn­en und Berater der Caritas haben in den vergangene­n Wochen den afghanisch­en Geflüchtet­en geholfen, die Formulare „Luftbrücke – Kabul“auszufülle­n. „Wir erklären ihnen, wohin sie die Formulare schicken müssen“, sagt Caritas-Mitarbeite­r Konstantin Kretschman­n. „Allerdings hören wir immer wieder, dass sie es auch selbst beim Außenminis­terium versucht hätten, ihre Verwandten auf die Liste setzen zu lassen. Eine Antworte erhielt aber niemand.“

Nun setzen die Afghanen in Augsburg und die Berater darauf, dass es der Bundesregi­erung in ihren Gesprächen mit den Taliban gelingen wird, auch nach dem Abzug des westlichen Militärs aus Kabul zivile Flüge für eine Ausreise anbieten zu können. „Das heißt, wir werden weiterhin dahingehen­d beraten, Angehörige dem Außenminis­terium für eine spätere Ausreise zu melden“, betont Kretschman­n.

Die Situation sei für die Mitarbeite­r der Caritas genauso belastend wie auch für die Diakonie. Auch dort standen in den vergangene­n Wochen die Telefone nicht mehr still, Anfragen an das Auswärtige Amt und andere Behörden wurden verschickt. „Man kann momentan einfach nicht viel machen“, schildert Simon Oschwald, Leiter des Migrations­referats der Diakonie Augsburg, die Lage. Wichtig sei es, für die verzweifel­ten Afghaninne­n und Afghanen einfach da zu sein und sich ihre Geschichte anzuhören. Daneben würden Möglichkei­ten ausgelotet, die es nach Beendigung der Evakuierun­gsflüge noch gibt. „Das ist eine Frage, die man sich jetzt stellen muss“, so Oschwald.

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