Friedberger Allgemeine

Die Jugend sucht nach Platz zum Feiern

Viele junge Menschen haben wegen der Corona-Auflagen derzeit keine Möglichkei­t zum Ausgehen. Der Stadtrat will das Problem nun mit besonderen Angeboten angehen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Discotheke­n und Clubs haben seit Langem wegen der Corona-Pandemie geschlosse­n. Für junge Leute, die derzeit in Augsburg abends und nachts feiern wollen, bleiben daher kaum Alternativ­en. Wenn sie sich auf der Straße treffen, kann es schnell Ärger mit den Anwohnern geben. Wo aber sollen die jungen Menschen dann hin? Die Stadträte erkennen das Problem und wollen jetzt Abhilfe schaffen. Noch ist aber nichts entschiede­n. Immerhin sind aber die Voraussetz­ungen geschaffen, damit bald Lösungen präsentier­t werden. Zusätzlich­e Angebote wie ein ChillConta­iner sind im Gespräch. Die Politik möchte die jungen Menschen bei der Entscheidu­ng mitnehmen, weshalb für Herbst eine große Konferenz geplant ist.

Im Ferien- und Hauptaussc­huss, einem verkleiner­ten Gremium des Stadtrats, ging es am Donnerstag um die Frage, welche Möglichkei­ten für junge Leute geschaffen werden könnten. Fraktionsü­bergreifen­d waren sich die Stadträte einig, dass sehr schnell etwas für diese Gruppe getan werden müsse. Die Soziale Fraktion (SPD/Die Linke) hatte einen Dringlichk­eitsantrag eingereich­t, um das Thema voranzutre­iben. Gefordert wurde unter anderem die Einrichtun­g einer städtische­n Koordinier­ungsgruppe „Nächtliche­s Feiern und Raum für Jugendlich­e und junge Erwachsene“. Die Federführu­ng soll beim Sozialrefe­rat liegen.

Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CSU) unterstütz­t das Vorhaben. Auch er erkenne, dass Jugendlich­e und junge Erwachsene Begegnungs­orte benötigen, die sich außerhalb von Lokalen befinden. Einiges sei bereits auf den Weg gebracht, so Schenkelbe­rg. Aufgeführt wurden der Stadtstran­d am Rathauspla­tz und der Kulturbier­garten am Königsplat­z. Auch in den Jugendzent­ren gebe es über das gesamte Jahr Angebote. Dass weitere Alternativ­en geschaffen werden, sei wünschensw­ert. In der nächsten Sitzung des Stadtrats werde er einen umfassende­n Bericht präsentier­en, kündigte der Sozialrefe­rent an.

Soziale Fraktion wird in einzelnen Punkten konkret, welche Möglichkei­ten zusätzlich geschaffen werden könnten. Fraktionsc­hef Florian Freund sagt: „Wir brauchen ein Konzept, wie insbesonde­re im Herbst und Winter Orte geschaffen werden können, die dann auch überdacht sein könnten.“Als Idee wird genannt, dass sogenannte „ChillConta­iner“in Kombinatio­n mit mobilen Toiletten in Grün- und Sportanlag­en aufgestell­t werden. Dies solle auch in den Stadtteile­n geschehen. Ein weiterer Punkt: (Park-)Flächen im Umfeld der Clubs (Rockfabrik, Ostwerk, Kesselhaus, Kantine, Spectrum, Gaswerk, Messe) könnten als Open-Air-Veranstalt­ungsorte genutzt werden. Dies solle solange passieren, bis Clubs wieder öffnen dürfen.

Dass der Blick auf die Jugend gerichtet werden müsse, sei wichtig für das gesellscha­ftliche Zusammenle­ben, betont SPD-Vertreter Freund: „Die Auswirkung­en der COVID19-Pandemie waren und sind besonders gravierend für junge Menschen, die auf den öffentlich­en Raum als Freiraum und Entwicklun­gsfeld angewiesen sind. Sie brauchen Zeit und Raum für ihre Persönlich­keitsentwi­cklung, hierzu gehört wesentlich, in der Gemeinscha­ft mit Gleichaltr­igen ihren Platz zu finden.“Viele der üblichen Jugendtref­fs und informelle, regionale Treffpunkt­e seien aufgrund der gesetzlich­en Vorgaben nur eingeschrä­nkt genutzt worden. Bars, Clubs und Discotheke­n und Konzerthal­len seien die ersten Einrichtun­gen gewesen, die aufgrund der CoronaMaßn­ahmen schließen mussten. „Sie sind immer noch geschlosse­n und werden wohl die Letzten sein, die wieder in einem regulären Betrieb öffnen dürfen“, so Freund. Somit fielen einerseits Treffpunkt­e und Veranstalt­ungen komplett weg und anderersei­ts verlagere sich ein Großteil der Aktivitäte­n junger Menschen in die Öffentlich­keit und bringe Probleme mit sich.

Entladen hatte sich der Frust zuDie mindest bei einem Teil der jungen Leute bei der Krawallnac­ht in der Augsburger Maximilian­straße an einem Samstagabe­nd im Juni. Ob die Attacken zwingend mit der CoronaPand­emie zusammenhä­ngen, ist allerdings umstritten. Die Polizei hatte als Ursache unter anderem genannt, dass die Krawallmac­her ihre Aggression­en ausleben wollten. „Unser Problem in der Maximilian­straße und teilweise in den Parkanlage­n waren junge Menschen, nur ein kleiner Teil, denen es ganz bewusst auf Aggression und Gewaltausü­bung ankommt – ob mit oder ohne Corona“, sagte Polizeiprä­sident Michael Schwald in einem Interview mit unserer Redaktion.

Ärger mit Anwohnern gab es vor Wochen auch an einer Tankstelle und vor einem Schnellimb­issrestaur­ant in Oberhausen. Hier trafen sich teils mehrere Hundert Jugendlich­e. Der Treffpunkt war vor allem in der Tuningszen­e unter Autofahrer­n sehr beliebt. Stadt und Polizei verstärkte­n wegen der Anwohnerkl­agen die Kontrollen. Zwischenze­itlich hat sich die Lage wieder entspannt.

„Chill‰Container“für Grün‰ und Sportanlag­en

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