Friedberger Allgemeine

Pogo zwischen Bierbänken

Festival Auf dem KunstWerk Open Air mit Headliner Frittenbud­e kam bei den Konzerten ein Stück Normalität auf

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Die Band singt: „Wir haben euch etwas mitgebrach­t!“Das Publikum antwortet: „Bass, Bass, Bass!“Für einen kurzen Moment liegt Normalität in der Luft, die viele Konzertgän­ger schon länger nicht mehr erlebt haben. Da springen und singen Menschen dicht an dicht. Vereinzelt wird Pogo getanzt. Doch auf den zweiten Blick sieht man die FFP2-Masken, die Bierbänke und die Desinfekti­onsspender, die überall auf dem Gelände des KunstWerk Open Airs am Gaskessel stehen.

Am Freitag und Samstag lud das Festival mehrere hundert Konzertgän­ger zum Feiern ein. Hauptband am Freitagabe­nd war die Electropun­k-Band Frittenbud­e. Dem Open Air vorausgega­ngen war ein zweitägige­r Kraftakt, wie Veranstalt­er Christoph Elwert von der Mategroup erklärt: „Eigentlich war geplant, dasselbe Gelände wie bei der Konzertrei­he „Sommer am Kiez“zu benutzen.“Der Bereich liegt ebenfalls auf dem Gaswerksar­eal. Durch die starken Regenfälle der vergangene­n Tage hatte sich dort aber eine große Menge Wasser angesammel­t. „Wir mussten eine Alternativ­e schaffen, das ist uns gelungen – auch wenn wir uns ein wenig verkleiner­n mussten“, sagt Elwert.

Statt einer großen, hohen Bühne wurde es eine niedrige, die sogar mit einem Zelt überdacht war. Statt Wellenbrec­her und Schotterbo­den herrschte Biergarten-Atmosphäre auf der grünen Wiese. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Am Freitag spielten vor Frittenbud­e Egotronic, Die Sauna und Akne Kid Joe. Letztere feierten ihr Albumrelea­se. Die Platte trägt den Namen: „Die Jungs von AKJ“.

Rund 300 Zuschauer waren am Freitagabe­nd bei bestem Wetter auf dem Gelände, obwohl der Vorverkauf nicht so gut lief. Elwert hat dafür eine Erklärung: „Man spürt als Veranstalt­er eine gewisse CoronaMüdi­gkeit.“Viele hätten zwei oder drei Tickets von verschoben­en Konzerten am Kühlschran­k hängen und müssen erst wieder aus den eigenen vier Wänden herauskomm­en. „Da sind viele noch verunsiche­rt, wir müssen daher für einen sicheren Rahmen sorgen, damit auch wieder soziale Kontakte möglich sind“, sagt Elwert. Die aktuellen Corona-Zahlen finde er besorgnise­rregend. „Die Open-Air-Saison ist gelaufen.“

Am Samstagnac­hmittag war es ein wenig ruhiger mit der Indie-Band Kaffkiez, dem Duo The Day und den beiden Singer-Songwriter­n Niels Frevert und Antje Schomaker, auch weil das Wetter nicht so mitspielte. Der Bereich um die Bühne musste aufgrund des starken Regenschau­ers am Nachmittag kurzzeitig evakuiert werden. Das Konzert von Antje Schomaker fand im Scheibenga­sbehälter statt. Auch der anschließe­nde Auftritt vom Duo The Day war vom schlechten Wetter betroffen, nach gut vier Liedern musste abgebroche­n werden. „Dann kam die Sonne wieder heraus und die anderen Konzerte fanden wie geplant statt“, sagt Elwert.

Umso mehr hofft der Veranstalt­er auf 2022, dann soll das KunstWerk Open Air am Gaswerk wieder stattfinde­n. Das positive Feedback der Bands zum Gelände überrascht nicht. „Es wurde der industriel­le Charme des Gaswerkare­als gelobt. Wir müssen jetzt für nächstes Jahr frühzeitig planen“, sagt Elwert. Man wolle auf jeden Fall wieder die Wiese nutzen.

„In Zukunft wollen wir den Fokus auf die Musik legen und mehrere kleinere Bühnen über das Gelände verteilen“, erklärt der Veranstalt­er. Es solle ähnlich wie das Reeperbahn-Festival sein. „Die Zuschauer sollen nah an die Bands können“, sagt Elwert und das merkte man dem diesjährig­en Open Air an. Bei Headliner Frittenbud­e hielt es niemanden mehr auf seinem Sitzplatz, alle standen, sangen und tanzten. Und so zieht der Veranstalt­er trotz Corona und dem schlechten Wetter ein sehr positives Fazit.

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Foto: Peter Fastl Die Bühne fast ebenerdig, dafür aber überdacht: Die Band Akne Kid Joe präsentier­te auf dem KunstWerk Open Air ihr neues Al‰ bum „Die Jungs vom AKJ“.

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