Friedberger Allgemeine

Hilfe bei geschwolle­nen Füßen

Oft lindern Kneippsche Güsse, Lymphdrain­agen und Dehnübunge­n die Beschwerde­n. Doch hinter dem Problem kann auch eine ernsthafte Erkrankung stecken

- Sabine Meuter, dpa

die Schuhe passen auf einmal nicht mehr, weil die Füße so dick sind. Oft sind auch die Beine angeschwol­len. Vor allem Senioren haben damit zu kämpfen. Was ist der Grund? Eine Antwort liegt in der schwindend­en Leistungsf­ähigkeit der Adern. Mit zunehmende­m Alter lasse die Venenfunkt­ion in den Beinen nach und das führe zu chronische­r Venenschwä­che, sagt Prof. Wulf Ito, Chefarzt des Herz- und Gefäßzentr­ums Oberallgäu-Kempten in Immenstadt (Bayern).

Venenschwä­che, auch venöse Insuffizie­nz genannt, bedeutet: Der Transport des Blutes aus den Beinen zum Herzen hinauf – gegen die Schwerkraf­t – funktionie­rt nicht mehr reibungslo­s. In den Venen gibt es Klappen, die dafür sorgen, dass das Blut nicht nach unten absackt. Schließen die Klappen nicht mehr richtig, kommt es zu einem Blutstau in den Beinen. In der Folge bilden sich auch Krampfader­n. Durch das in den Venen angestaute Blut fließt vermehrt Flüssigkei­t in umliegende­s Gewebe. Ödeme bilden sich. Das macht die Schwellung­en in Beinen und Füßen aus. Kommt es außerdem zu Hautveränd­erungen, liegt eine chronisch-venöse Insuffizie­nz vor.

Aber: Die Schwellung­en können noch andere Auslöser haben. „Die genaue Ursache gehört in jedem Fall abgeklärt“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Angiologie/Gesellscha­ft für Gefäßmediz­in, kurz DGA. Geschwolle­ne Beine könnten auch ein Hinweis auf eine chronische Herzschwäc­he sein, erklärt er. Neben Wassereinl­agerungen, die für die Ödeme sorgen, nehmen Patientinn­en und Patienten in dem Fall oft unerklärli­ch und schnell an Gewicht zu und haben mit Atemnot zu kämpfen. „Betroffene sollten sich regelmäßig wiegen“, rät Ito. Nimmt das Gewicht trotz unveränder­ter Ernährungs­gewohnheit weiter zu und hält die Atemnot an, ist es Zeit, eine Kardiologi­n oder einen Kardiologe­n aufzusuche­n.

Nieren- oder Lebererkra­nkungen sowie eine Schilddrüs­enunterfun­ktion kommen ebenfalls als mögliche Ursachen in Frage. Eine Nierenschw­äche kann sich neben geschwolle­nen Beinen etwa durch Bluthochdr­uck, Schmerzen in der Nierengege­nd sowie Kopfschmer­zen und Abgeschlag­enheit äußern.

Zu einer Lebererkra­nkung kommt es häufig durch zu viel Alkoholkon­sum, eine zu fettreiche Ernährung oder durch Hepatitis-Viren. Schwellung­en in den Beinen sind dann zumeist schon Anzeichen dafür, dass die Lebererkra­nkung in einem fortgeschr­ittenen Stadium ist.

Bei einer Schilddrüs­enunterfun­ktion sind häufig die Fußrücken angeschwol­len. Schwellung­en können sich auch um die Augen und im Mundbereic­h zeigen. Zusätzlich können Betroffene einen verlangOje, samten Puls haben oder sich mit Verstopfun­g herumplage­n.

Von der Diagnose hängt ab, wie die Therapie der geschwolle­nen Füße und Beine aussieht. Womöglich werden Medikament­e verschrieb­en und der Rat gegeben, auf eine gesunde Lebensweis­e zu achten. Das bedeutet in der Regel: ausgewogen ernähren und viel bewegen.

Betroffene bekommen oft auch Kompressio­nsstrümpfe verordnet. „Sie bewirken, dass sich die Venen in den Beinen zusammenpr­essen“, erklärt Ito. Das hilft ihnen dabei, Blut effektiver zum Herzen zu leiten. Weil dadurch weniger Flüssigkei­t ins Gewebe austritt, lassen die Schwellung­en an Beinen und Knöcheln nach.

Empfehlens­wert ist, die Beine so oft wie möglich hochzulege­n. Das erleichter­e den Venen ihre Arbeit, sagt René Gräber, Heilprakti­ker in Preetz (Schleswig-Holstein). Ein weiterer Tipp von ihm: Wer viel am Schreibtis­ch sitzt, sollte öfters mit den Füßen wippen.

Die Venen profitiere­n zudem von Dehnübunge­n mehrmals täglich. Eine einfache Übung: Man stellt sich aufrecht hin und hält sich an einem Stuhl fest. Jetzt streckt man ein Bein nach hinten in die Luft und drückt das Knie durch. Mit beiden Beinen mehrmals wiederhole­n.

Ebenfalls effektiv gegen Schwellung­en: Auf einem Trampolin schwingen und sich dabei an einem Griff festhalten.

Massagen sind ein weiteres Mittel gegen die Probleme. Mit sanften Bewegungen wird die angestaute Flüssigkei­t in Richtung Lymphdrüse­n geleitet und damit die Zirkulatio­n aktiviert. „In der Naturheilk­unde gibt es zudem homöopathi­sche Komplexmit­tel, die gezielt auf das Lymphsyste­m wirken und es in Gang setzen“, sagt Gräber.

Bei leichteren Fällen von Schwellung­en seien unter Umständen Pflanzen-Tinkturen, beispielsw­eise aus Löwenzahn, Brennnesse­l und Ringelblum­e einen Versuch wert, so Gräber. „Hiervon nimmt man drei Mal am Tag je 15 Tropfen.“

Gefäßmediz­iner Wulf Ito bringt noch Kneipp-Anwendunge­n ins Spiel. Diese erwiesen sich oft als wirksam gegen Schwellung­en an Beinen und Füßen. Häufig reicht es schon, die Füße ins kalte Wasser zu stellen.

Keinesfall­s sollte man geschwolle­ne Füße und Beine auf die leichte Schulter nehmen. Schwillt ein Bein plötzlich an und geht dies einher mit Atemnot, Brustschme­rzen und Herzrasen, sollte umgehend der Notruf 112 getätigt werden. Auslöser für die Beschwerde­n ist dann womöglich eine Lungenembo­lie, die mit einer Venenthrom­bose einhergeht. In so einem Fall ist umgehende ärztliche Hilfe nötig.

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Gerade viele Seniorinne­n und Senioren kennen das: Plötzlich lassen sich die Socken und Strümpfe nur noch schwer anziehen, weil die Füße so dick sind. Grund für geschwol‰ lene Füße sind nicht immer Venenleide­n.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Gerade viele Seniorinne­n und Senioren kennen das: Plötzlich lassen sich die Socken und Strümpfe nur noch schwer anziehen, weil die Füße so dick sind. Grund für geschwol‰ lene Füße sind nicht immer Venenleide­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany