Friedberger Allgemeine

Warum ein 1:4 Mut machen soll

Der FC Augsburg kassiert gegen Leverkusen die nächste hohe Heimnieder­lage. Dennoch sieht Trainer Weinzierl auch Fortschrit­te. Manager Reuter will personell noch mal nachlegen

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Am Ende meinte es kaum einer mehr gut mit Markus Weinzierl. Nicht einmal das Wetter. Während der Partie seines FC Augsburg gegen Bayer Leverkusen, die mit dem 1:4 eine weitere spektakulä­re Heimpleite brachte, konnte er noch im Langarm-Shirt am Seitenrand stehen. Das Sakko hatte der Trainer abgelegt, ihm war schnell warm geworden. Als die Partie allerdings beendet und er das nächste schmerzhaf­te Ergebnis vor den Kameras erklären sollte, trieb der Regen heftig in die WWK-Arena. Weinzierl blieb tapfer, schnappte sich einen Schirm und erklärte eine kuriose Partie. Der Himmel hatte sich schlagarti­g verdunkelt. Irgendwie passte das zur Situation des FCA. Wenig später klarte es auf, ein paar Sonnenstra­hlen waren zu sehen. Licht am Horizont, darauf hoffen auch die Augsburger.

Was ihnen Mut macht? Die spielerisc­he Leistung über weite Strecken. „Auch wenn es sich nach einem 1:4 komisch anhört, aus spielerisc­her Sicht war das ein Schritt nach vorne“, sagte Weinzierl. Er habe eine mutige Mannschaft gesehen, die immerhin ihr erstes Saisontor erzielen konnte. Nach einem Leverkusen­er Fehler gelang das Florian Niederlech­ner (30.). In der Defensive aber reihten die Augsburger Fehler an Fehler. Das führte zu zwei Eigentoren von Iago und Niederlech­ner sowie Leverkusen­er Kontertref­fer durch Schick und Wirtz. 1:4 bedeutete das am Ende, und damit acht Gegentore in bisher zwei Heimspiele­n. Das klingt bitter. Ist es auch. „Zwei Heimspiele, acht Gegentore, das sieht nicht gut aus“, meinte Torwart Rafal Gikiewicz. Der Pole hatte sich auch in der Fehlerkett­e befunden. Beim 1:4 hatte er sich verschätzt und war viel zu ungestüm aus seinem Strafraum gelaufen. Defensiv passte am Samstag nicht wirklich viel, wenngleich die beiden Innenverte­idiger Felix Uduokhai und Reece Oxford sich sichtlich mühten.

Vor allem Iagos Lupfer ins eigene Tor war ein Kuriosum des Nachmittag­s. Der gefühlvoll­e Heber war in seiner Eleganz kaum besser zu bewerkstel­ligen. Dumm nur, dass sich der Brasiliane­r in der Richtung vertan hatte und damit nicht nur Gikiewicz überrascht­e. Hätte Iago sich auf der anderen Seite des Spielfelds befunden, das Tor wäre eines der schönsten des Spieltags gewesen. So wurde Iago zu einem der Pechvögel des Samstags. Aufmunteru­ng war nötig. Beim Brasiliane­r, aber auch beim Rest des Teams.

Weinzierl wusste das. Er mühte sich auch sogleich. Alles sei trotz des klaren Ergebnisse­s nicht schlecht gewesen. Meinten sowohl der Trainer als auch Manager Stefan Reuter. Ein 1:4 soll also auch Mut machen können, wenngleich das komplizier­t klingt wie eine Gebrauchsa­nweisung für Elektroger­äte auf Japanisch. „Natürlich sind wir mit der Gesamtsitu­ation nicht zufrieden“, sagte der FCA-Trainer, der eine lange Mängellist­e nun in der Länderspie­lpause abzuarbeit­en hat. Am Mittwoch (18 Uhr) spielt der FCA beim Zweitligis­ten Heidenheim, eine Möglichkei­t also, sich defensiv besser zu präsentier­en und offensiv zielstrebi­ger aufzutrete­n.

Bis Dienstag ist das Transferfe­nster in diesem Sommer noch geöffnet. Es wäre überrasche­nd, würde sich beim FCA nichts mehr tun. Weinzierl sprach am Samstag zwar davon, „mit den Jungs zu arbeiten, die derzeit da sind“. Er dürfte aber nichts dagegen haben, würden sich noch Möglichkei­ten für Nachbesser­ungen auftun. So soll nach Informatio­nen unserer Redaktion der Hoffenheim­er Kevin Vogt ein Kandidat beim FCA sein, der sowohl in der Innenverte­idigung als auch im defensiven Mittelfeld spielen kann. Am Samstag hielt sich Reuter mit Spekulatio­nen noch zurück. „Die letzten Tage passieren immer wieder auch verrückte Dinge“, sagte der Geschäftsf­ührer Sport. Er versprach: „Wir werden sehr wach sein.“Finanziell habe der FCA noch „ein bisschen Spielraum“, wennaber gleich Reuter auch sagte: „Man muss vielleicht auch an kreativen Lösungen arbeiten.“An Leih- oder Tauschgesc­häften zum Beispiel. Die möglichen Neuen aber sollten schnell funktionie­ren. Sonst steht Weinzierl noch länger im Regen.

FC Augsburg Gikiewicz – Gumny (84. Framberger), Oxford, Uduokhai, Iago – Gruezo (76. Pedersen), Dorsch – An. Hahn (84. Sarenren‰Bazee), Caligiuri (67. F. Jen‰ sen), Vargas – Niederlech­ner (76. Grego‰ ritsch)

Bayer Leverkusen Hradecky – Frimpong, Kossounou, Tah, Bakker (84. Sinkgraven) – Aranguiz, Palacios (65. Andrich) – Diaby (84. Adli), Demirbay (81. Amiri), Paulinho (65. Wirtz) – Schick

Schiedsric­hter Brand (Gerolzhofe­n) Zuschauer 10582

Tore 0:1 Iago (3./Eigentor), 0:2 Nieder‰ lechner (14./Eigentor), 1:2 Niederlech­ner (30.), 1:3 Schick (75.), 1:4 Wirtz (81.)

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Iago (rechts) hatte ein kurioses Eigentor erzielt. Niklas Dorsch munterte seinen Kollegen sofort auf. Am Ende kassierte der FCA mit dem 1:4 gegen Leverkusen die nächste heftige Heimnieder­lage.
Foto: Ulrich Wagner Iago (rechts) hatte ein kurioses Eigentor erzielt. Niklas Dorsch munterte seinen Kollegen sofort auf. Am Ende kassierte der FCA mit dem 1:4 gegen Leverkusen die nächste heftige Heimnieder­lage.

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