Verstappen gewinnt Chaosrennen
Starke Regenfälle haben den ersten Grand Prix nach der Sommerpause zu einem der skurrilsten in der Geschichte des Motorsports gemacht. 14 gefahrene Runden reichten dem Sieger
SpaFrancorchamps Nach stundenlangem Warten im Regenchaos von Spa hat Max Verstappen eines der skurrilsten Formel-1-Rennen der Geschichte gewonnen. Im SchleichTempo hinter dem Safety Car entschied der Pole-Mann von Red Bull am Sonntag den ersten Grand Prix nach der Sommerpause für sich.
Mehr als dreieinhalb Stunden nach dem ursprünglich angesetzten Rennstart wurde Mercedes-Pilot Lewis Hamilton als Dritter gewertet und verteidigte die WM-Führung. In der Ardennen-Dusche bescherte George Russell dem Williams-Team nach seinem sensationellen zweiten Platz in der Qualifikation ein fast schon vergessenes Erfolgsgefühl.
Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel kurvte in der Gischt von Belgien als Fünfter über die Ziellinie, Mick Schumacher belegte im Haas Position 16.
Da hinter dem Safety Car nur eine Mindestrundenzahl absolviert werden konnte, gab es auch nur die halbe Punktzahl. Somit führt Hamilton (202,5 Punkte) hauchdünn vor Verstappen (199,5) das WM-Klassement an. Eine vergleichbare MiniVersion eines Grand Prix hatte es 1991 in Adelaide gegeben, als ebenfalls wegen Regens schon nach 14 Runden Schluss war.
Im belgischen Stillstand vertrieb sich das Formel-1-Personal die Wartezeit mit Social-Media-Aktivitäten, Kartenspielen oder leichten Fitness- und Koordinationsübungen. Jubel unter den 75000 wacker ausharrenden Fans brach aus, als der Rennstart schließlich für 18.17 Uhr angesetzt wurde. Nur neun Minuten später wurden aber erneut Rote Flaggen geschwenkt. Verstappen & Co. fuhren nicht mehr auf den Asphalt.
Das Wetter sorgte für Riesenkonfusion. Nicht erst am Renntag. In der Qualifikation erwischte es McLaren-Fahrer Lando Norris, der nach der legendären Kurve Eau Rouge in die Streckenbegrenzung krachte. Der Wagen des Briten wurde schwer beschädigt, der 21-Jährige selbst trug nur eine Prellung am Ellenbogen davon.
Im strömenden Regen raste Verstappen unter dem Jubel tausender niederländischer Fans zu seiner neunten Pole Position. Hamilton musste sich sogar hinter dem Sensationszweiten Russell im Williams einreihen, der 2022 sein neuer Teamkollege werden und damit den Finnen Valtteri Bottas ablösen dürfte.
Der Regen fiel aber auch am Sonntag unaufhörlich und es wurde immer dunkler. „Ich kann echt nichts sehen“, meinte Hamilton nach den 25 Minuten Wartezeit, als die Piloten hinter dem Safety Car doch auf die Formationsrunde gingen. Um 15.31 Uhr wurden die Roten Flaggen gezeigt, die Autos kehrten an die Box zurück.
Nun war wieder Warten angesagt. Eine Verschiebung auf Montag – wie es sie in der Geschichte der Formel 1 schon gegeben hat – kam nicht infrage, da bereits am kommenden Sonntag im niederländischen Zandvoort der nächste Grand Prix angesetzt ist und der Tross weiterziehen muss. Die Frage war nun: Kann der Grand Prix seine DreiStunden-Frist einhalten, innerhalb derer das Event über die Bühne gehen muss, um zumindest teils auch gewertet zu werden?
Die Rennkommissare setzten schließlich die Drei-Stunden-Frist wegen höherer Gewalt vorübergehend aus, um Handlungsspielraum zu gewinnen und zumindest 60 Minuten fahren zu lassen. An eine volle Punktzahl für die Fahrer war längst nicht mehr zu denken. Halbe Punkte gibt es, wenn der Führende mehr als zwei Runden, aber weniger als 75 Prozent der Renndistanz absolviert. In Spa werden regulär 44 Runden à 7,004 Kilometer gefahren.
Mit Kehrmaschinen wurde das stehende Wasser von der Strecke entfernt. Und es ging tatsächlich los – war dann aber auch schnell wieder vorbei. Mit dem besten Ergebnis für Verstappen.