Wieder fällt der FCA auseinander
In der Schlussphase bieten die Augsburger den Gästen aus Leverkusen viel Platz zum Kombinieren. Das führt erneut zu einer hohen Niederlage. An Naivität alleine liegt es nicht
Felix Uduokhai suchte nach Worten. Der Innenverteidiger des FC Augsburg hatte die unangenehme Aufgabe, das 1:4 gegen Bayer Leverkusen zu erklären. Er sitzt im Presseraum der WWK-Arena, die Partie ist gerade erst einmal gut 15 Minuten vorbei. Uduokhai ist anzusehen, dass ihn das Erlebte beschäftigt. Der FCA hatte gerade die zweite Heimniederlage in dieser Saison kassiert, die zweite mit vier Gegentoren. Wieder waren die Augsburger in den letzten Minuten vom Gegner vorgeführt worden. Wie schon vor zwei Wochen beim 0:4 gegen Hoffenheim. Wieder hatten sie weiter nach vorne gestürmt, das Abwehrverhalten dabei vernachlässigt. Markus Weinzierl hatte das gegen Hoffenheim naiv genannt, nun wiederholte er diese Ansicht. Aber ist es wirklich nur naiv, zweimal den gleichen Fehler zu wiederholen?
Uduokhai jedenfalls tut sich schwer. Seine Suche nach den richtigen Worten, um das Fehlverhalten zu erklären, ist nicht wirklich erfolgreich. „Ich kann es nicht erklären“, sagt er, „einmal kann es passieren, zweimal sollte es nicht passieren.“Das 1:3 von Patrik Schick entstand nach einer eigenen Ecke, als Fredrik Jensens flacher Versuch die Gäste zu einem Konter einlud. Weil Robert Gumny sich gegen ein Foulspiel und eine damit verbundene Gelbe Karte entschied, stellte sich dem Bayer-Express niemand mehr so richtig in den Weg. Der FCA hatte sich in dieser Partie keine Gelbe Karte abgeholt. „Ein Wahnsinn in einer solchen Partie“, sagte Manager Stefan Reuter. Beim 1:4 ließen die Augsburger einen langen Ball zu, Torwart Rafal Gikiewicz verschätzte sich beim Herauslaufen, Florian Wirtz schob ins leere Tor ein. In der Folge trafen die Gäste noch zweimal das Torgestänge, weil der FCA das Verteidigen mittlerweile komplett eingestellt hatte. Nur naiv ist das nicht.
Die Gegentore seien eine Frechheit gewesen, monierte André Hahn. Und Weinzierl sah fehlende
Disziplin. „Die Vorgaben wurden nicht mehr umgesetzt“, sagte der Trainer. Defensiv brauche seine Mannschaft künftig mehr Stabilität. Vor allem, wenn Spiele gegen so offensivstarke Gegner wie Leverkusen anstehen. Da ist es wenig ratsam, zum einen den gegnerischen Angreifern viel Raum zu bieten, zum anderen gleich zweimal ins eigene Tor zu treffen. Das alles mag mit fehlendem Spielglück in gewisser Weise erklärbar sein, zumal die spielerische Leistung mehr möglich zu machen schien. Letztlich aber ist es auch eine Frage der Qualität, wenn eine Mannschaft am Ende immer wieder mal in ihre Einzelteile zerfällt.
Uduokhai jedenfalls schien mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. Die Mannschaft müsse sich „offen und ehrlich hinterfragen“, meinte der 23-Jährige, der den FCA nach dem erneuten Fehlen von Jeffrey Gouweleeuw wegen seiner Adduktorenprobleme als Kapitän angeführt hatte. Und: „Die Länderspielpause ist vielleicht ein guter
Zeitpunkt, gewisse grundlegende Dinge anzusprechen und daran zu arbeiten“, meinte der Innenverteidiger. In der Defensive fehle die Kompaktheit, in der Offensive die Abstimmung. Vielleicht Folgen aus einer Vorbereitung, die zerrissen war wegen etlicher fehlender Akteure. Uduokhai aber möchte das nicht gelten lassen. Der Großteil der Mannschaft sei schließlich zusammen gewesen. „Am Ende ist es mega enttäuschend und ein Stück weit zu wenig“, sagte er.
Weinzierl versuchte, ruhig zu bleiben. Er sah spielerische Fortschritte, man habe sich aber nicht für den Aufwand belohnt, wie auch Stefan Reuter bemerkte. Der Trainer ließ sich jedenfalls nicht beunruhigen. „Ich werde nicht in Aktionismus verfallen und aus der Emotion heraus urteilen“, sagte er. Ihm war aber bewusst, dass er und sein Team „zügig Erfolgserlebnisse“brauchen. Die nächsten Gegner heißen Union Berlin und Borussia Mönchengladbach. Da scheint es ratsam, nicht erneut naiv aufzutreten.