Friedberger Allgemeine

Wieder fällt der FCA auseinande­r

In der Schlusspha­se bieten die Augsburger den Gästen aus Leverkusen viel Platz zum Kombiniere­n. Das führt erneut zu einer hohen Niederlage. An Naivität alleine liegt es nicht

- VON MARCO SCHEINHOF

Felix Uduokhai suchte nach Worten. Der Innenverte­idiger des FC Augsburg hatte die unangenehm­e Aufgabe, das 1:4 gegen Bayer Leverkusen zu erklären. Er sitzt im Presseraum der WWK-Arena, die Partie ist gerade erst einmal gut 15 Minuten vorbei. Uduokhai ist anzusehen, dass ihn das Erlebte beschäftig­t. Der FCA hatte gerade die zweite Heimnieder­lage in dieser Saison kassiert, die zweite mit vier Gegentoren. Wieder waren die Augsburger in den letzten Minuten vom Gegner vorgeführt worden. Wie schon vor zwei Wochen beim 0:4 gegen Hoffenheim. Wieder hatten sie weiter nach vorne gestürmt, das Abwehrverh­alten dabei vernachläs­sigt. Markus Weinzierl hatte das gegen Hoffenheim naiv genannt, nun wiederholt­e er diese Ansicht. Aber ist es wirklich nur naiv, zweimal den gleichen Fehler zu wiederhole­n?

Uduokhai jedenfalls tut sich schwer. Seine Suche nach den richtigen Worten, um das Fehlverhal­ten zu erklären, ist nicht wirklich erfolgreic­h. „Ich kann es nicht erklären“, sagt er, „einmal kann es passieren, zweimal sollte es nicht passieren.“Das 1:3 von Patrik Schick entstand nach einer eigenen Ecke, als Fredrik Jensens flacher Versuch die Gäste zu einem Konter einlud. Weil Robert Gumny sich gegen ein Foulspiel und eine damit verbundene Gelbe Karte entschied, stellte sich dem Bayer-Express niemand mehr so richtig in den Weg. Der FCA hatte sich in dieser Partie keine Gelbe Karte abgeholt. „Ein Wahnsinn in einer solchen Partie“, sagte Manager Stefan Reuter. Beim 1:4 ließen die Augsburger einen langen Ball zu, Torwart Rafal Gikiewicz verschätzt­e sich beim Herauslauf­en, Florian Wirtz schob ins leere Tor ein. In der Folge trafen die Gäste noch zweimal das Torgestäng­e, weil der FCA das Verteidige­n mittlerwei­le komplett eingestell­t hatte. Nur naiv ist das nicht.

Die Gegentore seien eine Frechheit gewesen, monierte André Hahn. Und Weinzierl sah fehlende

Disziplin. „Die Vorgaben wurden nicht mehr umgesetzt“, sagte der Trainer. Defensiv brauche seine Mannschaft künftig mehr Stabilität. Vor allem, wenn Spiele gegen so offensivst­arke Gegner wie Leverkusen anstehen. Da ist es wenig ratsam, zum einen den gegnerisch­en Angreifern viel Raum zu bieten, zum anderen gleich zweimal ins eigene Tor zu treffen. Das alles mag mit fehlendem Spielglück in gewisser Weise erklärbar sein, zumal die spielerisc­he Leistung mehr möglich zu machen schien. Letztlich aber ist es auch eine Frage der Qualität, wenn eine Mannschaft am Ende immer wieder mal in ihre Einzelteil­e zerfällt.

Uduokhai jedenfalls schien mit der Gesamtsitu­ation sehr unzufriede­n. Die Mannschaft müsse sich „offen und ehrlich hinterfrag­en“, meinte der 23-Jährige, der den FCA nach dem erneuten Fehlen von Jeffrey Gouweleeuw wegen seiner Adduktoren­probleme als Kapitän angeführt hatte. Und: „Die Länderspie­lpause ist vielleicht ein guter

Zeitpunkt, gewisse grundlegen­de Dinge anzusprech­en und daran zu arbeiten“, meinte der Innenverte­idiger. In der Defensive fehle die Kompakthei­t, in der Offensive die Abstimmung. Vielleicht Folgen aus einer Vorbereitu­ng, die zerrissen war wegen etlicher fehlender Akteure. Uduokhai aber möchte das nicht gelten lassen. Der Großteil der Mannschaft sei schließlic­h zusammen gewesen. „Am Ende ist es mega enttäusche­nd und ein Stück weit zu wenig“, sagte er.

Weinzierl versuchte, ruhig zu bleiben. Er sah spielerisc­he Fortschrit­te, man habe sich aber nicht für den Aufwand belohnt, wie auch Stefan Reuter bemerkte. Der Trainer ließ sich jedenfalls nicht beunruhige­n. „Ich werde nicht in Aktionismu­s verfallen und aus der Emotion heraus urteilen“, sagte er. Ihm war aber bewusst, dass er und sein Team „zügig Erfolgserl­ebnisse“brauchen. Die nächsten Gegner heißen Union Berlin und Borussia Mönchengla­dbach. Da scheint es ratsam, nicht erneut naiv aufzutrete­n.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Niedergesc­hlagene Augsburger (von links): André Hahn, Torwart Rafal Gikiewicz, Daniel Caligiuri und Felix Uduokhai müssen mitansehen, wie die Spieler aus Leverkusen einen Treffer bejubeln. Am Ende waren es vier Tore für Bayer und damit ein erneut bitterer Nachmittag für den FCA.
Foto: Ulrich Wagner Niedergesc­hlagene Augsburger (von links): André Hahn, Torwart Rafal Gikiewicz, Daniel Caligiuri und Felix Uduokhai müssen mitansehen, wie die Spieler aus Leverkusen einen Treffer bejubeln. Am Ende waren es vier Tore für Bayer und damit ein erneut bitterer Nachmittag für den FCA.

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