Friedberger Allgemeine

Frederik Hintermayr sorgt sich um die Pflege

Der 29-Jährige ist gelernter Krankenpfl­eger. Die Gesundheit­spolitik liegt dem Direktkand­idaten der Linksparte­i besonders am Herzen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Erfahrung, wie es ist, neu in den Bundestag zu kommen, hat Frederik Hintermayr bereits gemacht. Zwar war er selbst nicht der Bundestags­abgeordnet­e, doch der 29-Jährige war ganz nah dran. Vor vier Jahren zog die Linken-Kandidatin Susanne Ferschl (Kaufbeuren) in den Bundestag ein. Hintermayr war ihr damaliger Büroleiter. Er managte nicht nur den Wahlkampf, sondern kümmerte sich zudem um das politische Tagesgesch­äft. Auch in Berlin war Hintermayr immer wieder im Einsatz: „Ich durfte Susanne Ferschl auf allen Ebenen begleiten.“Zwischenze­itlich hat der verheirate­te Vater von zwei Buben (Anton und Moritz) jedoch einen neuen Job. Seit März 2020 ist Hintermayr in Augsburg DGB-Jugendsekr­etär. Das Interesse an der Politik und den Gestaltung­smöglichke­iten in Berlin ist geblieben. Der gelernte Krankenpfl­eger will für die Linksparte­i in den Bundestag.

Den Wahlkreis wird Hintermayr nicht gewinnen, das weiß er. Insofern muss der Linken-Politiker hoffen, dass er über den Listenplat­z den Sprung nach Berlin schafft. Listenplat­z 8 ist es, derzeit sind sieben bayerische Linken-Abgeordnet­e im

Bundestag vertreten. „Ich sehe meine Ausgangsla­ge so, dass ein Bundestags­mandat im Bereich der Möglichkei­t liegt, es aber absolut nicht sicher ist“, sagt Hintermayr. Der Listenplat­z habe Potenzial, das mache den Wahlkampf spannend. „Ich bin positiv gestimmt und optimistis­ch, ohne jedoch verrückt zu sein“, sagt der Direktkand­idat, der seit Frühjahr 2020 im Augsburger Stadtrat sitzt. Politische Erfahrung bringt er auch in jungen Jahren mit. Im Bezirkstag sitzt er seit dem Jahr 2013. Für den Bundestag war Hintermayr vor vier Jahren bereits als Direktkand­idat im Wahlkreis angetreten, er scheiterte.

Sollte er jetzt in den Bundestag einziehen, werde er das Stadtratsm­andat zur Verfügung stellen. Das sei sicher. Auch im Bezirkstag werde er in diesem Fall nicht bleiben: „Bundestags­abgeordnet­er ist ein Vollzeitjo­b“, sagt er. Die Aufgabe sei nicht vereinbar mit anderen Mandaten. Den Schwerpunk­t seiner politische­n Tätigkeit sieht Hintermayr in der Pflege- und Gesundheit­spolitik. Als gelernter Pfleger habe er nach wie vor sehr viel Einblick in die Arbeit der Pflegekräf­te. Er sehe hier dringenden Handlungsb­edarf. Frederik Hintermayr packt aber auch an. Während der CoronaPand­emie

half er ehrenamtli­ch bei Corona-Tests in einem städtische­n Altenheim mit.

Hintermayr, der mit seiner Familie im Textilvier­tel lebt, ist ein kommunikat­iver Mensch. „Ich möchte mit den Menschen reden, sie sollen mich kennenlern­en, auch wenn sie dann womöglich nicht die Linken wählen“, schildert er sein Agieren im Wahlkampf. Er wolle dazu beitragen, dass sich das „Feindbild Linke“nicht verfestige. Jedenfalls stellten die Menschen bei den Begegnunge­n fest, sagt Hintermayr, „dass ich wohl doch ein ganz umgänglich­er Typ bin“. Wichtig ist ihm dabei auch, sein gewerkscha­ftliches Engagement zu betonen. Nicht nur hier, sondern auch in allen anderen Lebensbere­ichen laute sein Maxime: „Die Menschen müssen sich selbst für ihre Interessen starkmache­n.“

Im Wahlkampf setzt Hintermayr sehr stark auf digitale Formate, um an die jungen Wählerinne­n und Wähler heranzukom­men. Auftritte an Infostände­n der Linksparte­i seien aber ebenso wichtig: „Ich bin dankbar, dass es diesen persönlich­en Kontakt jetzt auch wieder gibt.“Wenn es um die Wahlchance­n der Linksparte­i geht, bekennt der Direktkand­idat Farbe. Eine Beteiligun­g der Linken an der Bundesregi­erung gemeinsam mit SPD und Grünen müsse das klare Ziel sein: „Es ärgert mich auch, dass wir Linken nicht offen sagen, dass wir Verantwort­ung übernehmen wollen.“

Offen und direkt tritt Hintermayr nicht nur bei der Bundestags­wahl auf. In seiner Stadtratst­ätigkeit hat sich der 29-Jährige schnell Respekt erarbeitet, er agiert als stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der Sozialen Fraktion, die SPD und Linke bilden. Dass ihn Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) in einer Stadtratss­itzung bei eingeschal­tetem Mikrofon als „Deppen“bezeichnet­e, stört Hintermayr nicht: „Sie hat sich entschuldi­gt, die Sache ist erledigt.“Seine Bekannthei­t habe sich dadurch eher erhöht.

Bundestags­wahl In dieser Woche stellen wir die drei Kandidaten vor, de‰ ren Partei im Bundestag ist, sie selbst aber nicht. Am Mittwoch ist Alexander Mey‰ er von der FDP an der Reihe. Nächste Wo‰ che geht es mit den Kandidatin­nen und dem Kandidaten weiter, die bereits im Parlament vertreten sind.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Frederik Hintermayr ist Direktkand­idat der Linksparte­i.
Foto: Silvio Wyszengrad Frederik Hintermayr ist Direktkand­idat der Linksparte­i.

Newspapers in German

Newspapers from Germany