Umbau ist ein Vorzeigeprojekt
Alte Bausubstanz umzunutzen, ist ein Gebot unserer Zeit, in der Wohnraum und Ressourcen immer knapper werden. Bernhard Spielberger hat mit der Sanierung des Friedberger Baywa-Turms ein Vorzeigeobjekt geschaffen. Der Unternehmer eckt immer wieder an, man muss aber hier den Hut vor ihm ziehen: Das wäre nicht jedem gelungen.
Viele Friedberger hängen an dem über 100 Jahre alten Getreidesilo mit dem Charme eines Burgfrieds, das gut zur Anmutung der wehrhaften Stadt passt. In Zeiten, als derartiges „bauliches Gerümpel“nicht so geschätzt wurde, war es den Grünen zu verdanken, dass der Bau vor dem Abriss gerettet und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Doch mit dem Schutz eines solchen Gebäudes ist es allein nicht getan. Eine Stadt kann nicht in historischer Schönheit verharren, sie muss sich weiterentwickeln. Es ist also wichtig, dass alte Bauten, deren Nutzung ausläuft, möglichst zeitgemäß oder gar zukunftsweisend umgewandelt werden.
Spielberger, der bei allem Geschäftssinn und aller Gewieftheit ein Stück weit Idealist ist, hat sich des vor sich hin gammelnden Baus angenommen. Stadtverwaltung und Denkmalschutzbehörde dürften es nicht leicht mit ihm gehabt haben; er kann durchaus anstrengend werden, wenn er seine Vorstellungen durchsetzen will.
Doch der Unternehmer hat, wie er bei anderen Projekten in Augsburg bewies, auch einen langen Atem – und genug Geld, um einen Verlust in Millionenhöhe wegzustecken. Das kann nicht jeder, deswegen ist es erschreckend, was er über Materialknappheit und Baukostensteigerungen berichtet. Auch andere Investoren klagen darüber. Egal ob Ausbau von Infrastruktur oder Wohnen: Das wird die nächsten Jahre erhebliche Probleme bereiten. Umso schöner, dass Friedberg nach Jahrzehnten des Wartens, Hoffens und Streitens ein bauliches Glanzstück erhalten hat. Aus ihr wurde ein Vorzeigeobjekt – nicht nur für Friedberg.