Ein Vergnügen für alle Altersklassen
Die Sportart hat in den vergangenen Jahren geboomt, egal ob lange Wanderung oder sanftes Planschen auf dem See. Besonders die Ziele der Interessierten sind beim Kauf eines Boards wichtig
AichachFriedberg Im Neoprenanzug steigt Angie Gantner aus dem See, sie hat Stand-up-Paddling (SUP) zum ersten Mal ausprobiert und ist ganz begeistert. Ihr habe einfach alles gefallen, sagt sie strahlend: Das Gleichgewicht auf dem Wasser zu halten, die Natur, das Wasser. „Ich wollte es einfach mal ausprobieren.“
Stand-up-Paddling ist ein Trend, der auf jedem See zu beobachten ist, auf dem die Sportler mit ihren aufblasbaren Boards fahren dürfen. So auch am Mandichosee bei Merching. Hier betreibt Florian Leupold eine Verleihstation für Boote, SUP-Boards und Wasserski. Außerdem gibt es Kurse, zum Beispiel Yoga auf dem Wasser. Die Verleihstation existiert schon seit 1976, der Laden, in dem unter anderem die riesigen Boards verkauft werden, seit 1983. Seit 2012 sind auch SUPBoards mit im Sortiment.
Leupold erzählt, dass schon seit 2017 deutlich mehr Menschen nach einem solchen Sportgerät gesucht hätten. Dann, 2020, also im ersten Pandemie-Jahr, ist die Nachfrage noch einmal sehr stark angestiegen. Die Kurve werde immer steiler, mit einem Abebben sei nicht zu rechnen. „Irgendwann wird sie stagnieren, aber einbrechen wird die Nachfrage nicht“, sagt der 37-Jährige. Im Jahr verkauft das Unternehmen mehrere Hundert SUP-Boards.
Von dem Sport ist auch keine Altersklasse ausgeschlossen: Leupold erzählt von älteren Kunden, die auf der einen Seite den Sport anfangen, weil er für sie schonender ist, und von Leuten, die kilometerweit mit dem Fahrrad zum See kommen, ihre SUP-Ausrüstung im Rucksack. Auf der anderen Seite kommen aber auch Familien mit kleinen Kindern, die selbst noch gar nicht paddeln können. Und eben weil jeder mitmachen kann, will auch jeder ein Board für sich haben.
Noch sehr neu sind die von Christian und Sabine Miericke. „Eigentlich seit heuer erst“, sagen die beiden, auf die Frage, wie lange sie schon Stand-up-Paddling machten. Eine Bekannte des Ehepaars betreibt diesen Sport schon länger und hat sie auf den Geschmack gebracht. „Es ist halt ein Ausgleichssport“, ist sich das Paar einig. Was ihm besonderen Spaß macht, sei die Ruhe abseits der anderen Badegäste, sagt Christian Miericke. „Und man hat trotzdem seine Bewegung“, ergänzt seine Frau. Ob Stand-up-Paddling jetzt eine Sportart ist, oder ein schlichtes Freizeitvergnügen, hänge von den Absichten der Menschen ab, erklärt der 37-jährige Leupold. Er vergleicht es mit Fußballspielen: Manch einer will nur aus Spaß eine Runde kicken, andere haben sich höhere Ziele gesteckt. Und wenn dann klar ist, was die Leute damit anstellen wollen, kann er ihnen auch ein Board empfehlen.
„Sobald man aufs Wasser geht, ist alles wie weggeblasen“, sagt Rudolf Eger, der mit einem Freund aus Augsburg gekommen ist. Der Alltagsstress sei wie vergessen, wenn man lospaddle. SUP ist für ihn Freizeitspaß und Sport gleichermaßen. Es sei eins der besten Dinge, die man für den Körper machen könne. Eger ist schon mindestens drei Jahre aktiver Paddler. Wenn möglich geht er mehrmals in der Woche los – und im Urlaub natürlich jeden Tag, wenn das SUP-Board dabei ist. Dann auch in schönerer Umgebung, wenn man zwischen den Bergen umherpaddle, mache das schon mehr Spaß.
Beim SUP ist die Frage, ob die Person Touren machen oder eher etwas für den Zeitvertreib am See haben möchte. Für jemanden, der ein wenig auf dem See planschen will, eignet sich eher ein Allrounder. Diese Boards sind kürzer und deswegen leichter zu drehen, als die
Touring-Variante. Diese ist etwas „spitziger“, wie Leupold es nennt. Die Variante ist schmaler und länger, solche SUP-Boards haben insgesamt eine bessere Wasserverdrängung als die rundlicheren Allrounder-Modelle. „Bei uns im Verkauf heißt es allgemein: je länger die Tour, desto länger das Board.“Dennoch braucht aber niemand zwei Boards – sie sind auch universell einsetzbar.
Zu denen, die eher ruhig auf dem See unterwegs sind, gehören Katrin Müller und ihr Mann Josef. Sie haben am Meer das Stand-up-Paddling zum ersten Mal ausprobiert. Das war vor zwei Jahren und hat ihnen so viel Spaß gemacht, dass sie mit dem Paddeln angefangen haben. Das Paar teilt sich ein SUP-Board und wechselt sich immer ab. „Den ganzen Tag am Strand oder am See zu liegen, ist uns zu langweilig, deswegen haben wir uns das SUP zugelegt“, sagt Katrin Müller.
Warum SUP so einen Aufschwung erlebt hat, muss Leupold nicht lange überlegen: „Weil es ein Sport ist, den man unabhängig vom Wetter und vom Lernen machen kann.“Man kann einfach lospaddeln und sich dann alles vom See – aus einer anderen Perspektive – ansehen. Genau das finden auch Holger Pawlik und sein Sohn Niklas.
Die beiden sind auf Empfehlung von Freunden aus Schwabmünchen zum Mandichosee gekommen, um hier zu SUPen. „Wenn das Wetter in Ordnung ist, gehen wir ein oder zweimal in der Woche“, sagt Holger Pawlik.
Niklas erzählt, dass er manchmal auch mit seinen Freunden aufs Wasser fährt. Beim Paddeln habe man seine Ruhe und könne für sich sein, sagt er. Man sei auf dem Wasser, treibe seinen Sport und könne gleichzeitig etwas für seine Körperkoordination tun, sagt der Vater.
„Ich habe nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht.“In einem Urlaub haben sie zum ersten Mal SUP kennengelernt. Da haben sie eine andere Familie getroffen, die ein SUP hatte, und ihr Sohn ist mit deren Sohn gefahren. Jetzt sind sie seit etwa eineinhalb Jahren bei gutem Wetter unterwegs. Die beiden sind gerade dabei, ihre Boards aufzupumpen, und überall am See zeigt sich das gleiche Bild: Boards werden aufgepumpt, zu Wasser getragen oder auf dem Parkplatz bereit gemacht, um schnell in See zu stechen.