Friedberger Allgemeine

Vor Ort an der Bahnhofstr­aße

In der Stadtmitte befindet sich Friedbergs größtes Straßenbau­projekt. Der Leiter der Tiefbauabt­eilung erklärt, wie es abläuft, warum dort an manchen Tagen niemand arbeitet und wie es trotzdem rechtzeiti­g fertig werden soll

- VON UTE KROGULL

Noch bis Mai 2022 wird in der Friedberge­r Straße gebaut – es gibt einiges zu tun. Ein Besuch vor Ort zeigt das.

Friedberg Ein typischer Nachmittag im August 2021. Nieselrege­n, Matschwett­er. Moritz Ladwig steht mit einem Regenschir­m auf Friedbergs aktuell größter Straßenbau­stelle. Der Leiter der städtische­n Tiefbauabt­eilung ist alles andere als glücklich darüber, wie stark das schlechte Wetter die Arbeiten an der Bahnhofstr­aße verzögert. Trotzdem ist er sich sicher, dass der Gesamtzeit­plan eingehalte­n werden kann.

Dieser wurde von Anfang an durch das Wetter durcheinan­dergebrach­t. Die Arbeiten konnten wegen des strengen Winters erst am 1. Februar, zwei Wochen nach dem geplanten Start, beginnen. Im ersten Bauabschni­tt ließen die Stadtwerke Friedberg Wasserleit­ungs- und Kanalbauar­beiten durchführe­n, die Gasleitung der Stadtwerke Augsburg wurde verlegt. Im Anschluss legte die Firma Gruber Bau die Straße frei. Momentan laufen Spartenarb­eiten von Telekommun­ikations- und Stromunter­nehmen. Diese gehen nur langsam voran, manchmal arbeiten nur ein paar Männer, manchmal ist gar niemand auf der 180 Meter langen Baustelle zu stehen.

Moritz Ladwig versteht, dass Anlieger sich die Frage stellen, warum sich phasenweis­e kaum etwas tut. Wie der Ingenieur erläutert, sind die Arbeiten mühselig, weil durch die Bahnhofstr­aße hochsensib­le Kabel verlaufen, unter anderem die Telekommun­ikationsle­itung für die gesamte Innenstadt und eine 20-kVLeitung der Lechwerke. Deshalb wird sehr vorsichtig gegraben, größtentei­ls sogar per Handschach­tung. Um schneller voranzukom­men, ist mittlerwei­le ein Saugbagger aus Österreich im Einsatz. Bei ihm besteht keine Gefahr, dass er eine Leitung zerstört. Die Arbeiten müssen Schritt für Schritt erfolgen, mehr Manpower würde laut Ladwig also nichts bringen.

Die Vorgehensw­eise ist insgesamt komplex: Momentan werden neue Leitungen auf der Ostseite der Straße verlegt. Erst wenn sie fertig und freigescha­ltet sind, können die bestehende­n Leitungen auf der Westseite abgeschalt­et werden, und es geht dort los. Und dann ist da noch das Wetter. „Die Witterung ist für die Baustelle eine Katastroph­e“, erklärt der Tiefbauamt­sleiter. „Wir haben die eine oder andere Woche verloren.“Durch den starken Regen stürzten ausgehoben­e Gräben wieder ein. Auch am Tag des Ortstermin­s tut sich nichts. Es hätten Verfüllarb­eiten angestande­n, doch dafür ist es zu nass. Ohnehin ist es ein Problem, dass es seit Juni nur eine regenfreie Woche gab: Das Material kann nicht mehr trocknen.

Auch andere Faktoren führen dazu, dass es langsamer vorangeht als üblich. Die Stadt wisse um die Nöte der Anwohner und Anwohnerin­nen sowie der Geschäftsl­eute, beteuert der Tiefbauamt­sleiter. „Wir bauen so verträglic­h, wie es möglich ist.“Daher wurden Gehbereich­e nicht nur gekiest, wie sonst üblich, sondern es gibt Laufstege, auch von einer Straßensei­te auf die andere. Muss ein Baufahrzeu­g von oben im Norden nach unten im Süden, zum Beispiel, um Material zu holen, müssen alle Metallsteg­e ab- und wieder aufgebaut werden. Die Zufahrtssi­tuation ist schwierig, die Lagerung auch: Pflaster etwa lagert am Lueg ins Land, der Aushub auf der Fahrradstr­aße zwischen St. Afra und B2. Eine solche Situation sei nicht vergleichb­ar mit einem Neubau „auf der grünen Wiese“- dort würde es viermal so schnell gehen.

Auch die Archäologi­e ist auf der Baustelle im Einsatz und hat, wie erwartet, einige Funde vorzuweise­n. Die Firma Heimerl, die die Grabungen durchführt, stimmt sich dabei flexibel mit den restlichen Arbeiten ab.

Der Geduldsfad­en der Menschen in der Nachbarsch­aft aber ist trotz mehrerer Infobriefe und wöchentlic­her Newsletter strapazier­t, Läden fürchten um ihr Geschäft - vor allem mit Blick auf Weihnachte­n. Trotz aller Verzögerun­gen bleibe es daher Ziel, dass die Gehwege bis Dezember fertig sind, verspricht der Tiefbauche­f. Wie kann das gehen? Ladwig hofft, dass Stromverso­rger und Telekommun­ikationsun­ternehmen Ende September/Anfang Oktober fertig seien. Vorteil: Die Arbeiten auf der Westseite werden nicht so lange dauern wie aktuell die im Osten. Danach sind Erdbauarbe­iten vorgesehen, für die eine relativ kurze Zeit angesetzt ist. Das ist unter anderem dadurch möglich, dass der Gehwegbere­ich bereits im Zuge der jetzt laufenden Arbeiten vorbereite­t wird. Wenn alDas les läuft wie geplant, sollen Ende Oktober die Pflasterar­beiten für die Gehwege beginnen. Weil die Zeit bis Dezember sehr knapp ist, werden hierfür zwei statt nur eines Trupps im Einsatz sein. „Wir stehen zu dem großen Ziel, dass die Gehwege vor Weihnachte­n fertig sind.“Das ist auch wichtig für den Baufortsch­ritt, denn erst nach Fertigstel­lung der Gehwege geht es mit der Straßenflä­che weiter. Ist es dafür zu kalt, wird die Straße notfalls eine Zeit lang aufgekiest, sodass auch Rettungsfa­hrzeuge wieder durchkomme­n. Der geplante Fertigstel­lungstermi­n Ende Mai 2022 muss auf jeden Fall eingehalte­n werden - denn im Juli soll das Friedberge­r Altstadtfe­st stattfinde­n. „Das haben wir klar auf dem Schirm“, so Ladwig. „Wir haben einen Plan, und wenn ein Rädchen mal nicht greift, bedeutet das nicht, dass wir uns in einer Abwärtsspi­rale befinden.“

Mittlerwei­le hat sich erwiesen, dass der für Außenstehe­nde erstaunlic­h locker wirkende Zeitplan sich als realistisc­h erwiesen hat. Einen Zeitpuffer gibt es außerdem noch: Der Platz rund um das Kriegerden­kmal,

Der größte Teil der Grabungen wird handgescha­chtet

Geschäftsl­eute und Anwohner sind an der Grenze ihrer Geduld

Die Straße bekommt Bäume, Rosenspali­ere und eine Ladesäule für E‰Autos

der mit mehr Aufenthalt­squalität gestaltet werden soll, könnte erst nach dem Altstadtfe­st umgebaut werden.

Insgesamt werde die Straße ein ganz neues Gesicht bekommen, so Ladwig: Verlegt wird geschnitte­nes Granitpfla­ster in einem aufgelocke­rten Muster. Die Gehwege sind erhöht (eine Konsequenz aus dem Parkverhal­ten in der Ludwigstra­ße). Es gibt markierte Parkbereic­he, ein Behinderte­nparkplatz, eine Ladesäule für E-Autos (unterhalb des Kriegerden­kmals) sowie ein Blindenlei­tsystem und barrierefr­eie Übergänge für Menschen mit Gehbehinde­rung. Und auch grüner soll das Tor zu Friedberg werden: Am Kriegerden­kmal und vier weiteren Stellen werden im Herbst 2022 Bäume gepflanzt, Spalierros­en sollen Gebäude zieren, und vor den Häusern 23 und 23 a (im Südosten) wird ein kleiner Grünstreif­en angelegt.

Drei Millionen Euro fließen in die Maßnahme, wovon etwa die Hälfte über Zuschüsse abgedeckt wird. Und hier gibt es eine gute Nachricht: Der Kostenrahm­en kann eingehalte­n werden. Die explodiere­nden Kosten und der Mangel an Baustoffen haben so gut wie keine Auswirkung­en auf das Projekt, weil der Großteil bereits verbaut bzw. das Pflaster bereits 2020 gekauft wurde.

» Mehr Bilder und Videos finden Sie unter friedberge­r‰allgemeine.de/lokales

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 ?? Fotos: Ute Krogull ?? Tiefbauamt­sleiter Moritz Ladwig sagt, würde es nicht ständig regnen, wären die Arbeiten an der Bahnhofstr­aße schon viel weiter. Bei einem Rundgang erklärt er auch, dass die Leuchten im „Christo‰Stil“Spezialleu­chtmittel für den Straßenbau sind, weil den La‰ ternen der Strom abgeklemmt wurde, und zeigt ein Beispiel für die künftige Gestaltung des Kriegerden­kmals mit Platten aus Cor‰ ten‰Stahl. Damit keine Leitungen beschädigt werden, ist ein spezieller Saugbagger im Einsatz.
Fotos: Ute Krogull Tiefbauamt­sleiter Moritz Ladwig sagt, würde es nicht ständig regnen, wären die Arbeiten an der Bahnhofstr­aße schon viel weiter. Bei einem Rundgang erklärt er auch, dass die Leuchten im „Christo‰Stil“Spezialleu­chtmittel für den Straßenbau sind, weil den La‰ ternen der Strom abgeklemmt wurde, und zeigt ein Beispiel für die künftige Gestaltung des Kriegerden­kmals mit Platten aus Cor‰ ten‰Stahl. Damit keine Leitungen beschädigt werden, ist ein spezieller Saugbagger im Einsatz.
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