Friedberger Allgemeine

Es bleibt bei Appellen

Kliniken sind an der Kapazitäts­grenze

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Die Pandemie grassiert so stark wie noch nie. Seit Wochen berichten die Ämter in Japan von neuen Rekordzahl­en. Auch die Zahl an Intensivpa­tienten steigt. Zwar ist Japan mit insgesamt 1,5 Millionen Infektions­und 16000 Todesfälle­n – bei einer Einwohnerz­ahl von 126 Millionen – noch immer relativ milde von der Pandemie betroffen. Allerdings sind angesichts einer stark verspätete­n Impfkampag­ne und weit verbreitet­er Skepsis gegenüber Vakzinen bis jetzt nur 45 Prozent der Menschen vollständi­g geimpft. Im Land mit einer schnell alternden Bevölkerun­g kommt ein akuter Mangel an Intensivbe­tten hinzu, sodass die Krankenhäu­ser schon seit Monaten an der Kapazitäts­grenze operieren. Nur noch Personen mit schweren Symptomen werden im Krankenhau­s aufgenomme­n. Ansonsten setzt man auf das Medikament Ronapreve des Schweizer Hersteller­s Roche, das in Japan seit kurzem für Patienten mit milden und mittelstar­ken Symptomen zugelassen ist. Auch der Ausnahmezu­stand wird in mehreren Präfekture­n verlängert. Damit werden die Menschen zum Daheimblei­ben und Restaurant­s sowie

Bars zum verfrühten Schließen aufgerufen. Verpflicht­end ist dies allerdings nicht, es bleibt bei Appellen. Deshalb verliert dieses Rechtsinst­rument allmählich seine Wirkungskr­aft. Doch Japan hat nur wenige Möglichkei­ten, Corona-Regeln zur Pflicht zu machen. Am Anfang der Pandemie, als die aggressive­re Delta-Variante noch nicht grassierte, schien dies nicht schlimm. Schließlic­h musste die japanische Gesellscha­ft im Vergleich zu anderen Ländern auch weniger deutlich ihre Alltagskul­tur umkrempeln. Zur Begrüßung verbeugt man sich, statt die Hand zu schütteln. Und das Tragen von Masken hat seit der Spanischen Grippe Tradition.

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Foto: dpa Frauen spazieren durch eine Einkaufs‰ straße in Tokio.

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