Lieber bis 18 warten
Ich bin mir unsicher, ob es eine gute Idee ist, das Wahlalter für die Bundestagswahl auf 16 Jahre zu senken. Ich denke, dass Jugendliche vielleicht noch nicht die nötige Reife besitzen, um eine solche Entscheidung zu treffen. In der Pubertät verändern sich viele und die Interessen liegen oft woanders, als darin, sich die Wahlprogramme verschiedener Parteien durchzulesen. Ich bin 15 und darf deshalb im September nicht wählen gehen. Zwar interessiere ich mich für Politik, aber es ist ein großer Aufwand, sich selbstständig darüber zu informieren. Ich habe den Eindruck, dass sich viele junge Menschen in ihrer Freizeit lieber mit anderen Dingen beschäftigen. Sie treffen sich lieber mit Freunden oder verbringen Zeit in den sozialen Medien. Obwohl auch dort manchmal politische Themen diskutiert werden, fehlt jungen Menschen dabei oft der Bezug zum eigenen Leben. Deshalb empfinden sie Politik als langweilig. Zudem erfordert es sehr viel Geduld, sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen und sich darüber hinaus eine eigene Meinung zu bilden. Ein weiteres Problem: In der Schule lernen Jugendliche nicht sehr viel über die aktuelle Politik. Zum Beispiel gibt es in der Realschule den Sozialkundeunterricht, in dem politische Themen behandelt werden, erst in der 10. Klasse. Würde das Wahlalter gesenkt, müsste aktuelle Politik in der Schule deutlich früher thematisiert werden.
Die eigene Meinung zu vertreten und dann auch einen Stimmzettel abzugeben, ist eine ziemlich große Verantwortung. Dieser können manche mit 16 Jahren möglicherweise noch gar nicht gerecht werden. Denn häufig sind Heranwachsende in diesem Alter mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Sie machen zum Beispiel ihren Abschluss oder beginnen eine Ausbildung. Eine Wahl, bei der ihre Stimme zählt, bedeutet meiner Meinung nach eine weitere Zumutung für die Heranwachsenden.