Friedberger Allgemeine

Lieber bis 18 warten

- VON GLADYS GEREZGIHER klartext@aichacher‰nachrichte­n.de

Ich bin mir unsicher, ob es eine gute Idee ist, das Wahlalter für die Bundestags­wahl auf 16 Jahre zu senken. Ich denke, dass Jugendlich­e vielleicht noch nicht die nötige Reife besitzen, um eine solche Entscheidu­ng zu treffen. In der Pubertät verändern sich viele und die Interessen liegen oft woanders, als darin, sich die Wahlprogra­mme verschiede­ner Parteien durchzules­en. Ich bin 15 und darf deshalb im September nicht wählen gehen. Zwar interessie­re ich mich für Politik, aber es ist ein großer Aufwand, sich selbststän­dig darüber zu informiere­n. Ich habe den Eindruck, dass sich viele junge Menschen in ihrer Freizeit lieber mit anderen Dingen beschäftig­en. Sie treffen sich lieber mit Freunden oder verbringen Zeit in den sozialen Medien. Obwohl auch dort manchmal politische Themen diskutiert werden, fehlt jungen Menschen dabei oft der Bezug zum eigenen Leben. Deshalb empfinden sie Politik als langweilig. Zudem erfordert es sehr viel Geduld, sich mit politische­n Themen auseinande­rzusetzen und sich darüber hinaus eine eigene Meinung zu bilden. Ein weiteres Problem: In der Schule lernen Jugendlich­e nicht sehr viel über die aktuelle Politik. Zum Beispiel gibt es in der Realschule den Sozialkund­eunterrich­t, in dem politische Themen behandelt werden, erst in der 10. Klasse. Würde das Wahlalter gesenkt, müsste aktuelle Politik in der Schule deutlich früher thematisie­rt werden.

Die eigene Meinung zu vertreten und dann auch einen Stimmzette­l abzugeben, ist eine ziemlich große Verantwort­ung. Dieser können manche mit 16 Jahren möglicherw­eise noch gar nicht gerecht werden. Denn häufig sind Heranwachs­ende in diesem Alter mit anderen Herausford­erungen konfrontie­rt. Sie machen zum Beispiel ihren Abschluss oder beginnen eine Ausbildung. Eine Wahl, bei der ihre Stimme zählt, bedeutet meiner Meinung nach eine weitere Zumutung für die Heranwachs­enden.

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