„Manche Parteien kann ich direkt ausschließen“
Die 18-jährige Hannah Römer aus Kissing gibt in diesem Jahr zum ersten Mal ihre Stimme bei der Bundestagswahl ab. Wie sie sich über die verschiedenen Parteien informiert und ob die sozialen Medien für sie im Wahlkampf eine Rolle spielen
In diesem Jahr dürfen 2,8 Millionen Menschen in Deutschland zum ersten Mal bei der Bundestagswahl mitbestimmen. Damit machen sie einen Anteil von 4,6 Prozent aller Wahlberechtigten aus. Eine von ihnen ist die 18-jährige Studentin Hannah Römer aus Kissing.
Frau Römer, Sie dürfen in diesem Jahr zum ersten Mal wählen. Sind sie aufgeregt?
Hannah Römer: Ja, es ist auf jeden Fall auch ein bisschen aufregend. Ich finde es aber vor allem schön, dass ich meine Stimme abgeben kann.
Warum gehen Sie zur Wahl?
Römer: Ich finde es wichtig, dass man seine Stimme abgibt. Jeder hat eine Meinung zu bestimmten politischen Themen. Wenn man diese durchsetzen will, muss man bei der Bundestagswahl seine Stimme abgeben.
Es wird immer wieder darüber diskutiert, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. Was halten Sie davon? Römer: Ich glaube, dass einige Jugendliche mit so vielen anderen Dingen beschäftigt sind, dass sie sich nicht auch noch Gedanken über Politik machen können. Meiner Meinung nach machen zwei Jahre schon einen Unterschied. Ich war zum Beispiel mit 16 noch deutlich kindlicher als jetzt. Das hängt aber bestimmt auch von der jeweiligen Person ab.
In manchen Bundesländern dürfen 16-Jährige bereits bei Kommunalwahlen mitbestimmen.
Römer: Das stimmt. Ich denke, dass es auf lokaler Ebene noch einmal anders ist. Bei solchen Wahlen geht es oft um Dinge, die auch die jungen Menschen vor Ort betreffen. Das macht sicherlich einen Unterschied. Die Themen sind dann etwas weniger abstrakt.
Wie informieren Sie sich über die verschiedenen Parteien?
Römer: Ich will mir auf jeden Fall alle Wahlprogramme durchlesen. So kann ich am besten herausfinden, welche von ihnen meine Meinung vertritt.
Das ist aber ein ganz schöner Aufwand...
Römer: Das stimmt, aber manche Parteien kann ich gleich ausschließen. Von ihnen muss ich mir dann auch nicht das Programm anschauen.
Woher wissen Sie, welche Parteien das sind?
Römer: Ich schaue ab und zu die Tagesschau und bekomme dort auch einiges über die aktuelle Politik mit.
Informieren Sie sich auch über andere Kanäle wie Facebook oder Instagram über Politik?
Römer: Ich habe zwar einen Instagram-Account, aber ich informiere mich darüber nicht aktiv über Politik.
Ich hätte auch eigentlich erwartet, dass die Parteien mehr Werbung über Instagram machen würden. Bislang tauchen aber in meinem Feed kaum politisch Inhalte auf.
Sprechen Sie jetzt vor der Wahl mehr mit ihren Freunden und Freundinnen über Politik?
Römer: Nein. Auch mit meiner Familie rede ich nur wenig über das politische Tagesgeschehen.
Auch in der Schule werden in manchen
Fächern politische Themen behandelt. Fühlen Sie sich dadurch gut vorbereitet? Römer: Nein, eher nicht. Zwar haben wir im Sozialkundeunterricht über Politik gesprochen, aber das waren dann oft eher so grundsätzliche Sachen. Zum Beispiel weiß ich, was die Aufgaben eines Bundeskanzlers sind, aber nicht, wofür die einzelnen Parteien konkret stehen und was ihre politischen Ziele sind. Da hätte ich mir mehr Unterstützung und Input gewünscht.
Welche Themen sind Ihnen bei der Bundestagswahl wichtig?
Römer: Darüber habe ich mir noch nicht richtig Gedanken gemacht. Eigentlich beschäftige ich mich auch gar nicht so viel mit Politik. Für mich ist die Bundestagswahl deswegen eine gute Gelegenheit, das zu ändern.
Sie kennen keine andere Bundeskanzlerin als Angela Merkel. Wie geht es Ihnen bei dem Gedanken, dass sie das Amt nicht mehr übernehmen wird?
Römer: Das stimmt, das ist schon seltsam. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie das sein wird.
Haben Sie das Gefühl, dass Politikerinnen und Politiker junge Menschen ernst nehmen?
Römer: Teilweise schon. Durch die Fridays-For-Future-Demonstrationen ist, glaube ich, vielen Politikern klar geworden, dass sich auch junge Menschen für Politik interessieren und sich für ihre Ziele einsetzen. Ich glaube aber nicht, dass die Bewegung einen großen Einfluss auf politische Entscheidungen hat.
Interview: Katja Neitemeier