Drei heiße Partytage am Meringer Badanger
Bei Zarathustra und die Arzthelfer rocken insgesamt 700 Leute ab, beim Frühschoppen am Sonntag geht allen das Herz auf. Und sogar der Bahnstreik wirkt sich positiv aus
Mering Sommer, Sonne, gute Laune: Am Wochenende kann Mering drei Tage lang bei den Kulturtagen am Badanger feiern. Die einen kommen, um ihre Hausärztin mal auf der Bühne zu sehen, die anderen wollen einfach mal wieder locker sein. Und der Kulturbeauftragte Klaus-Dieter Ruf kann angesichts von so überbordender Stimmung sogar dem Bahnstreik etwas Gutes abgewinnen.
Samstagabend, Dunkelheit senkt sich über den Badanger. 700 Gäste warten gespannt auf die bayerische Rockband Zarathustra und die Arzthelfer, die mit Hits der 70erund 80er-Jahre zeigt, dass die Klassiker dieser Jahrzehnte noch lange nicht vergessen sind. Schon das Anfangsstück „The Power of Love“der Band Frankie goes to Hollywood reißt die Anwesenden von den Bierbänken. Einige Mädchen trauen sich und tanzen vor der Bühne. Sänger Celi ermuntert: „Jetzt könnt ihr euch nach eineinhalb Jahren mal wieder so richtig austoben.“Aber auch etliche ältere Frauen und Männer sind auszumachen. „Die Bassistin ist unsere Hausärztin“, sagen sie. „Da müssen wir doch hin.“
Richtig, die Band um Renate Mittring hat in Mering ein Heimspiel, ist die Bandleaderin doch keine Geringere als Ärztin am Ort. In ihrer Lederkluft mit schwarzem Nietenhalsband und mit ihrem weißen E-Bass erinnert die Medizinerin an Suzie Quatro in ihren besten Jahren. Und wirklich, ob „Bad Moon Rising“von Creedence Clearwater Revival oder „Simply the Best“von Rockröhre Tina Turner – das musikalische Programm spricht hundertprozentig den Geschmack des Publikums an und lädt zum Mitfeiern ein. Und spätestens als Celi „Proud Mary“ankündigt, singen, tanzen und schunkeln alle mit.
„Wir setzen auf natürliches Auftreten, hohe Motivation und Spielfreude auf der Bühne“, verrät Frontfrau Petra das Geheimrezept. Das sehen auch Silvia und ihr Freund Dieter aus Mering so: „Der Abend könnte besser nicht sein.“
Gitarrist Markus Langguth, Sängerin Petra Gebauer, Sänger Celi Osman, Renate Mittring am Bass, Helmut Rigling an den Keys und
Gitarre und Drummer Tom Gänswürger demonstrieren, wie froh sie sind, nach so langer Zeit der kulturellen Entbehrungen wieder auf der Bühne zu stehen. Mitsch, der frühere Gitarrist und Leiter der Band, übernimmt jetzt zusammen mit Sohn Christian Mittring die Technik. Ein Familienunternehmen der Musik also.
100 Prozent Livemusik, gemixt mit jeder Menge positiver Ausstrahlung und heiterem Charme: Auch Lisa und Florian aus Mering sind begeistert: „Das haben wir so vermisst. Zusammen lachen, zusammen singen, zusammen feiern – so ein Abend ist perfekt.“
Am Tag drei der Kulturtage begrüßt Bürgermeister Florian Mayer die Gäste zur Frühschoppenzeit. Bei bestem Biergartenwetter machte die Kolping-Kapelle, die dieses Jahr 100 Jahre alt wird, den Auftakt vor dem Spielmannszug, Gabriele Weller, der Schmiechener Blaskapelle und den Högl-Buam am Abend. Gemütliche Polkas wechseln mit frischen Märschen – und bringen den Musikern und Musikerinnen endlich wieder einen Auftritt und viel Applaus.
Im Publikum auch die Familie Reiner aus Augsburg und Mering, die seit Jahren eng mit der KolpingKapelle verbunden ist. Besonders freut sie, die Musik wieder im lockeren Rahmen genießen zu können. Auch den Schwestern Claudia, Angelika und Christine aus Mering und der Hallertau, die seit dem Start am Freitag die Kulturtage besuchen, gefällt es richtig gut: Zu den Klängen der Kolping-Kapelle lassen sie sich ein Frühstück schmecken.
Event-Beauftragter Klaus-Dieter Ruf meint, drei Dinge seien an diesem Wochenende zusammengetroffen: Die Corona-Regeln wurden am Donnerstag gelockert, sodass bis zu 1000 Menschen die Veranstaltung hätten besuchen können. Es gab drei Tage fantastisches Wetter – und der Bahnstreik hatte auch etwas Positives: Da weniger Züge am Veranstaltungsareal vorbeifuhren, wirke die Musik viel besser.
Frisch gestärkt nach einer Weißwurstpause bei Acky Resch zeigt die
Kolping-Kapelle eine andere Seite: Auch musikalisch wird es richtig heiß. Da gibt es nicht nur eine schmissige 80er-Kult-Tour, pünktlich zum Comeback der schwedischen Kultband ist Musik von Abba zu hören, und wer Jazz liebt, der verliert sich garantiert im Jazz Hoomanny. Die Beatles und ein Ausflug nach Südamerika fehlen ebenfalls nicht.
Mathias Stößlein, der an diesem Tag dirigiert, freut sich gemeinsam mit den Musikerinnen und Musikern, dass sie endlich wieder ein größeres Konzert spielen konnten. An der Reaktion der Zuhörer merke er aber auch, wie sehr wieder alle auf so ein Konzert gewartet hätten. Der musikalische Leiter Philipp Kufner ergänzt, dass es ein Höhepunkt sei, dass man nach dieser Zeit wieder in diesem Rahmen auftreten könne. Die Musiker hätten ohne Gemurre die strengen Auflagen bei den Proben akzeptiert, und anders als bei vielen Kapellen habe man in Mering keinen Schwund erlebt. Er hoffe sehr, dass auch das Herbstkonzert, voraussichtlich am 20./21. November 2021, stattfinden kann.
So erklärt sich der Organisator den Erfolg