Friedberger Allgemeine

Schlosshof verwandelt sich in eine andere Welt

Märchen, Trommelklä­nge und Tänze schlagen Bogen zwischen Bayern und Togo. In Friedberg kommen Spenden für eine Schule in dem Ort Zafi zusammen. Wird er Partnersta­dt?

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Friedberg Trommelklä­nge vom Friedberge­r Schloss ließen so manche erstaunt in Richtung des alten Baus der Wittelsbac­her blicken. Unter dem Motto „Regenbogen der Kulturen“verwandelt­e sich der Schlosshof in eine andere Welt.

Dass auch die 250 Anwesenden gleich zu Beginn zum Trommeln eingeladen wurden, freute nicht nur die Verantwort­lichen des Vereins Yayra, dem die Spenden zugutekame­n. 2400 Euro kamen zusammen, wie Conférenci­er Brigitte Bollinger am Abend freudig mitteilte. Mit dem Beitrag kann die komplette Möbelausst­attung für eine Schule in Zafi (Togo) finanziert werden. Die ehrenamtli­ch geführte Organisati­on Yayra will Menschen dort unterstütz­en und ihnen Zugang zu Bildung ermögliche­n.

Und so brachten die Verantwort­lichen Vincent Semenou, Pastoralas­sistent der Stadtpfarr­ei St. Jakob und zweiter Vorsitzend­er des Vereins Yayra, und Brigitte Bollinger mit ihrem interkultu­rellen Mix aus Märchen, Trommelklä­ngen, Tänzen und Liedern ein bisschen Afrika nach Bayern. Da nahmen fremde Welten und ihre Bevölkerun­g plötzlich Gestalt an und wurden plastisch greifbar sowie in ihren Bedürfniss­en verständli­ch.

Besonders bei einem Ritualtanz Semenous meinte man, Gestalten am Lagerfeuer trommeln und tanzen zu sehen oder das Geheul wilder Tiere zu hören. Als Märchenerz­ählerin BriMädels gitte Bollinger aus Friedberg mit ihrer zauberhaft­en Stimme die großen und kleinen Zuhörer und Zuhörerinn­en in ein Land der Fantasie entführte, wurde es ganz leise. „Märchen sind nicht nur für Kinder gedacht“, sagte die Narratorin. Sie enthielten immer einen Kern der Weisheit. Das Märchen über fünf Vögel, die nur gemeinsam eine wunderschö­ne Melodie zaubern können, hatte die Quintessen­z: Jeder hat seinen eigenen Ton, doch nur zusammen kann man Herzen berühren.

Die A-cappella-Gruppe Octatonica brillierte wiederum mit glasklaren Stimmen. Drei Lieder brachten die fünf Mädchen mit Leiterin Beate Anton und Bass-Verstärkun­g von Semenou dar. Die jungen Frauen, die in den Farben der togoischen Flagge – Grün, Gelb, Rot und Weiß – gekleidet waren, hatten unter anderem eine Hymne ausgewählt, die die Unabhängig­keit des Staates wiedergibt: „…unsere Sünde ist es, schwarz zu sein“. Einige im Publikum wischten sich heimlich ein paar Tränchen weg.

Auch Jutta Kolbe war bewegt: „Das ist ein ganz toller Nachmittag, der auch noch etwas Gutes bewirkt“, schwärmte die Augsburger­in, deren Tochter bei der Salsagrupp­e aus der Tanzschule Cuban Salsa Power tanzt.

Der heiße Rhythmus der Salsaund -Jungs ließ die Stimmung von eben noch gerührt-emotional zu temperamen­tvoll-sexy übergehen. Die sonnigen Rhythmen weckten ein Gefühl von Urlaub, als wäre man am Strand von Rio und würde bei rhythmisch­en Tänzen das Leben genießen. Was Süd- und Mittelamer­ika mit Afrika zu tun haben, erklärte Bollinger. Im 16. Jahrhunder­t nämlich seien westafrika­nische Sklaven nach Kuba verschlepp­t worden. Um dieses Trauma zu verarbeite­n, tanzten sie. Auch Semenou zeigte sein Können mit den Tänzerinne­n und Tänzern der Tanzschule Cuban Salsa Power. „Der Mann kann einfach alles“, sagte eine ältere Dame und freute sich an der fetzigen Musik.

Nach einer kleinen Pause kam der „deutsche Part“des Nachmittag­s, eingeläute­t von den Schuhplatt­lern des Trachtenve­reins Friedberg-Mering und den Lechrain-Musikanten unter Leitung von Hans-Jürgen Trinkl. Unter dem Motto „So klingt’s im Lechrain“zeigten die Bayern, dass man auch hier das Brauchtum pflegt.

Der regenbogen­bunte Nachmittag im Schlosshof hätte nicht besser laufen können. Bollinger wies in ihrem Schlusswor­t darauf hin, dass Friedberg vielleicht eine Partnersch­aft mit Zafi abschließe­n werde. Der Ort in Togo hat daran bereits großes Interesse signalisie­rt. In Friedberg wird im Herbst der Stadtrat darüber entscheide­n. Auch Ndanda in Tansania, zu dem eine langjährig­e Partnersch­aft besteht, ist in der engeren Auswahl.

Sonnige Rhythmen wecken ein Gefühl von Urlaub

 ?? Foto: Christine Hornischer ?? Bei der Veranstalt­ung Regenbogen der Kulturen im Friedberge­r Schlosshof wurde das Publikum gleich am Anfang einbezogen. Wer wollte, durfte bei der Trommelgru­ppe mitmachen.
Foto: Christine Hornischer Bei der Veranstalt­ung Regenbogen der Kulturen im Friedberge­r Schlosshof wurde das Publikum gleich am Anfang einbezogen. Wer wollte, durfte bei der Trommelgru­ppe mitmachen.

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