Schlosshof verwandelt sich in eine andere Welt
Märchen, Trommelklänge und Tänze schlagen Bogen zwischen Bayern und Togo. In Friedberg kommen Spenden für eine Schule in dem Ort Zafi zusammen. Wird er Partnerstadt?
Friedberg Trommelklänge vom Friedberger Schloss ließen so manche erstaunt in Richtung des alten Baus der Wittelsbacher blicken. Unter dem Motto „Regenbogen der Kulturen“verwandelte sich der Schlosshof in eine andere Welt.
Dass auch die 250 Anwesenden gleich zu Beginn zum Trommeln eingeladen wurden, freute nicht nur die Verantwortlichen des Vereins Yayra, dem die Spenden zugutekamen. 2400 Euro kamen zusammen, wie Conférencier Brigitte Bollinger am Abend freudig mitteilte. Mit dem Beitrag kann die komplette Möbelausstattung für eine Schule in Zafi (Togo) finanziert werden. Die ehrenamtlich geführte Organisation Yayra will Menschen dort unterstützen und ihnen Zugang zu Bildung ermöglichen.
Und so brachten die Verantwortlichen Vincent Semenou, Pastoralassistent der Stadtpfarrei St. Jakob und zweiter Vorsitzender des Vereins Yayra, und Brigitte Bollinger mit ihrem interkulturellen Mix aus Märchen, Trommelklängen, Tänzen und Liedern ein bisschen Afrika nach Bayern. Da nahmen fremde Welten und ihre Bevölkerung plötzlich Gestalt an und wurden plastisch greifbar sowie in ihren Bedürfnissen verständlich.
Besonders bei einem Ritualtanz Semenous meinte man, Gestalten am Lagerfeuer trommeln und tanzen zu sehen oder das Geheul wilder Tiere zu hören. Als Märchenerzählerin BriMädels gitte Bollinger aus Friedberg mit ihrer zauberhaften Stimme die großen und kleinen Zuhörer und Zuhörerinnen in ein Land der Fantasie entführte, wurde es ganz leise. „Märchen sind nicht nur für Kinder gedacht“, sagte die Narratorin. Sie enthielten immer einen Kern der Weisheit. Das Märchen über fünf Vögel, die nur gemeinsam eine wunderschöne Melodie zaubern können, hatte die Quintessenz: Jeder hat seinen eigenen Ton, doch nur zusammen kann man Herzen berühren.
Die A-cappella-Gruppe Octatonica brillierte wiederum mit glasklaren Stimmen. Drei Lieder brachten die fünf Mädchen mit Leiterin Beate Anton und Bass-Verstärkung von Semenou dar. Die jungen Frauen, die in den Farben der togoischen Flagge – Grün, Gelb, Rot und Weiß – gekleidet waren, hatten unter anderem eine Hymne ausgewählt, die die Unabhängigkeit des Staates wiedergibt: „…unsere Sünde ist es, schwarz zu sein“. Einige im Publikum wischten sich heimlich ein paar Tränchen weg.
Auch Jutta Kolbe war bewegt: „Das ist ein ganz toller Nachmittag, der auch noch etwas Gutes bewirkt“, schwärmte die Augsburgerin, deren Tochter bei der Salsagruppe aus der Tanzschule Cuban Salsa Power tanzt.
Der heiße Rhythmus der Salsaund -Jungs ließ die Stimmung von eben noch gerührt-emotional zu temperamentvoll-sexy übergehen. Die sonnigen Rhythmen weckten ein Gefühl von Urlaub, als wäre man am Strand von Rio und würde bei rhythmischen Tänzen das Leben genießen. Was Süd- und Mittelamerika mit Afrika zu tun haben, erklärte Bollinger. Im 16. Jahrhundert nämlich seien westafrikanische Sklaven nach Kuba verschleppt worden. Um dieses Trauma zu verarbeiten, tanzten sie. Auch Semenou zeigte sein Können mit den Tänzerinnen und Tänzern der Tanzschule Cuban Salsa Power. „Der Mann kann einfach alles“, sagte eine ältere Dame und freute sich an der fetzigen Musik.
Nach einer kleinen Pause kam der „deutsche Part“des Nachmittags, eingeläutet von den Schuhplattlern des Trachtenvereins Friedberg-Mering und den Lechrain-Musikanten unter Leitung von Hans-Jürgen Trinkl. Unter dem Motto „So klingt’s im Lechrain“zeigten die Bayern, dass man auch hier das Brauchtum pflegt.
Der regenbogenbunte Nachmittag im Schlosshof hätte nicht besser laufen können. Bollinger wies in ihrem Schlusswort darauf hin, dass Friedberg vielleicht eine Partnerschaft mit Zafi abschließen werde. Der Ort in Togo hat daran bereits großes Interesse signalisiert. In Friedberg wird im Herbst der Stadtrat darüber entscheiden. Auch Ndanda in Tansania, zu dem eine langjährige Partnerschaft besteht, ist in der engeren Auswahl.
Sonnige Rhythmen wecken ein Gefühl von Urlaub