Friedberger Allgemeine

Mehr Tierwohl in Europa

Umweltverb­ände sprechen sich für eine einheitlic­he Kennzeichn­ung der Haltungsbe­dingungen von Nutztieren aus

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Brüssel Umweltschü­tzer drängen auf eine einheitlic­he TierwohlKe­nnzeichnun­g in der EU, um Kaufentsch­eidungen zu erleichter­n. Das geht aus dem aktuellen „Fleischatl­as“hervor, der am Dienstag vorgestell­t wurde. Ein Vorteil wäre mehr Transparen­z beim Kauf, zudem könnten sich Anbieter so besser vermarkten. In dem knapp 80 Seiten langen Bericht skizzieren unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) und die Heinrich-Böll-Stiftung darüber hinaus Wege, die Tierhaltun­g und den Fleischkon­sum in Europa grundlegen­d zu verändern.

Dem Bericht zufolge wird die Fleischerz­eugung bis 2029 nach Schätzunge­n um etwa 40 Millionen auf 366 Millionen Tonnen weltweit steigen. Das habe auch Auswirkung­en auf das Klima. Nach den Angaben ist der Lebensmitt­elsektor bereits heutzutage für mindestens 21 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Treibhausg­asen verantwort­lich – Tendenz steigend. Dabei will Europa bis 2050 klimaneutr­al werden. Bei dem Thema Tierwohl-Logos zeige sich ein Flickentep­pich in der Europäisch­en Union. So gebe es zum Beispiel in den Niederland­en das „Beter Leven“-Zeichen, das Fleisch mit bis zu drei Sternen auszeichne­t. In Frankreich werde etwa das freiwillig­e „Label Rouge“für Geflügel aus tierfreund­lichen Betrieben vergeben. Supermarkt­kunden in Deutschlan­d müssen dem Bericht zufolge weiter auf ein staatliche­s Logo für Fleisch und Wurst aus besserer Tierhaltun­g warten. Das Label war unter anderem an der Frage gescheiter­t, ob es verpflicht­end hätte sein sollen oder nicht.

Viel lernen könne man von der EU-weiten Kennzeichn­ung für Eier nach Haltungsfo­rm, so der „Fleischatl­as“. Dieses Label habe bereits gezeigt, dass entspreche­nde Zeichen das Verbrauche­rverhalten in vielen Ländern beeinfluss­en können, betonen die Verfasser. Die EU-Staaten hatten sich im Herbst vergangene­n Jahres für eine gesündere und nachhaltig­e Produktion von Lebensmitt­eln ausgesproc­hen. Dazu verabschie­deten die Landwirtsc­haftsminis­ter die sogenannte Vom-Hofauf-den-Teller-Strategie. Sie soll dazu beitragen, dass die EU bis 2050 klimaneutr­al wird. Schon damals kritisiert­en die Friends of the Earth, zu denen auch der BUND gehört, die nicht bindende Strategie scharf. Auch im aktuellen „Fleischatl­as“heißt es, dass weder Vom-Hof-aufden-Teller noch die EU-Agrarpolit­ik konsequent­e Maßnahmen beinhaltet­en, um den kommenden Herausford­erungen zu begegnen.

Für die Zukunft fordern die „Fleischatl­as“-Verfasser, dass Risiken und Schäden entlang der Wertschöpf­ungskette besser identifizi­ert werden sollen. Insgesamt sei es wichtig, nachhaltig­es Wirtschaft­en zu unterstütz­en. So soll es etwa einen Übergangsf­onds für Arbeitnehm­er in der Fleischind­ustrie geben, damit diese einen Job in einem nachhaltig­eren Wirtschaft­szweig ergreifen können.

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Foto: Mohssen Assanimogh­addam, dpa In jedem EU‰Land gelten andere Logos.

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