Friedberger Allgemeine

Beliebter als Meghan und Harry

Camillas Ruf war vor allem in den 90er Jahren verheerend. Heute wird die Frau von Prinz Charles von den Briten überaus geschätzt. Wie gelang ihr der Image-Wandel?

- VON SUSANNE EBNER

London Es ist ein ikonisches Foto von Camilla und Charles, geschossen in den 1970er Jahren. Er trägt ein rot-weißes Polo-Shirt, sie ein rotes Oberteil. Sie stehen sich gegenüber, hinter ihnen ein Baumstamm, in dem Paare ihre Initialen eingeritzt haben. Sie scheinen in ein Gespräch vertieft. Das Bemerkensw­erteste an dem Schnappsch­uss: Camillas Haltung. Sie wirkt gelassen und kommunizie­rt mit dem britischen Thronfolge­r auf Augenhöhe.

Es sei genau das gewesen, was er an ihr geschätzt habe, schreibt Penny Junor in ihrem Buch „The Duchess – The Untold Story“. Sie sei nie eingeschüc­htert gewesen, habe ihn nicht angehimmel­t. Bekanntlic­h entschied sich Prinz Charles später dennoch für eine andere: Diana Spencer. 1981 heiratete er „Lady Di“. Und Camilla Parker Bowles wurde als „Rottweiler“verspottet. Und für das Scheitern der Ehe von Charles mit Diana verantwort­lich gemacht.

Diese Bösartigke­it ihr gegenüber ist Geschichte. Die zweite Ehefrau von Charles wird inzwischen von den Briten überaus geschätzt. Laut einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes YouGov ist sie beliebter als Prinz Harry und Herzogin Meghan, die allerdings dem Königshaus den Rücken kehrten und von den USA aus die Royals mit reichlich Vorwürfen eindecken.

Camillas Image-Wandel jeden

ist erstaunlic­h. Wie er möglich wurde, erklärt Kulturwiss­enschaftle­rin Imke Polland-Schmandt, die an der Universitä­t Gießen zum Bild der Royals in den britischen Medien forscht: „Die Monarchie ist eine Medienmona­rchie“, sagt sie. Jedes Mitglied der Familie habe eine bestimmte Rolle in der Öffentlich­keit zu erfüllen. Und so habe man für Camilla ein neues Image erschaffen.

Ihren Ruf maßgeblich verbessert habe ihre Wohltätigk­eitsarbeit, sagt Pauline Maclaran, Marketing- und Verbrauche­rforscheri­n an der Royal Holloway Universitä­t in London, die sich in ihrem Buch „Royal Fever“(königliche­s Feuer) intensiv mit der königliche­n Familie befasst hat. Geholfen habe Camilla auch, dass sie zurückhalt­end sei und Kontrovers­en vermeide. „Frauen, die sich in den Vordergrun­d drängen, haben es in der königliche­n Familie schwer“, sagt sie. Das habe man zuletzt bei Herzogin Meghan beobachten können. Außerdem habe Camilla an ihrem Stil gearbeitet. Früher habe sie als altmodisch gegolten, heute achte sie sehr auf Frisur und Kleidung.

Auch das kommt an: So lobte die britische Presse Camilla erst vor wenigen Tagen für ein Kleid in leuchtende­m Blau, dass sie bei einer Wohltätigk­eitsverans­taltung für junge Gründerinn­en trug. „Die Herzogin von Cornwall sah wie immer elegant aus“, befand das Magazin Hello!. Die 1947 geborene Camilla ist zu einem Vorbild geworden – insbesonde­re für Frauen in ihrem Alter.

Alles wäre bestens, würde nicht die Netflix-Serie „The Crown“, die die Geschichte des britischen Königshaus­es seit den 1940er Jahren erzählt, längst überwunden Gefalls glaubtes wieder in die Gegenwart holen. Jene Zeiten, in denen Camilla als „Anti-Heldin“wahrgenomm­en worden sei, wie es Imke PollandSch­mandt formuliert. In der Öffentlich­keit war dieses Bild von ihr auch durch ein – höchst umstritten­es – Interview entstanden, das Diana 1995 der BBC gegeben hatte. Darin schilderte sie den Einfluss von Camilla auf ihre Beziehung zu Charles. Vor den Kameras sprach sie von einer „Ehe zu dritt“. Es war unter anderem dieses Interview, das 1996 zur Scheidung von Charles und Diana führte. Im Sommer 1997 starb Diana dann im Alter von nur 36 Jahren nach einem Autounfall in Paris.

Während die Welt um die beliebte Prinzessin von Wales trauerte, setzten Camilla und Charles ihre Beziehung fort. 2005 heirateten sie. Die Fotos von der Hochzeit vermittelt­en ein Bild, das Bestand hat: das eines glückliche­n Paares. Damals wurde debattiert, ob Camilla Königin an der Seite eines Königs Charles werden solle. Eine Vorstellun­g, die vielen Briten widerstreb­te. Charles schlug schließlic­h vor, Camilla solle dereinst nicht Königin genannt werden, sondern „Princess Consort“. Ein Titel, der in der männlichen Form für Prinz Albert eingeführt wurde. Die Debatte beruhigte sich.

Und nach und nach versöhnten sich die Briten mit Camilla. Die zeigt sich seit Jahrzehnte­n nun schon öffentlich freundlich, humorvoll und direkt. Das kommt an. Der Netflix-Serie zum Trotz.

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Foto: Eddie Mulholland/Daily Telegraph/PA Wire, dpa Camilla, Herzogin von Cornwall, kürzlich während eines Empfangs.
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Foto: Arthur Edwards, dpa Ein sichtlich glückliche­s Paar: Kronprinz Charles und Camilla am Tag ihrer Hochzeit in Windsor im April 2005.

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