Friedberger Allgemeine

Americana: Die Messe sitzt wieder im Sattel

Chef Lorenz Rau musste eineinhalb Jahre auf eine Großverans­taltung warten. Jetzt wollen er und die Veranstalt­er wieder durchstart­en. Dabei spielen auch Konzerte eine wichtige Rolle

- VON MICHAEL HÖRMANN

Auf dieses Ereignis hat Augsburgs Messechef Lorenz Rau sehr lange warten müssen - seit seinem Amtsantrit­t im März 2020. Eineinhalb Jahre hat es wegen der Corona-Pandemie gedauert, ehe zum ersten Mal wieder eine Großverans­taltung im Messezentr­um Augsburg stattfinde­t. Für Rau ist es folglich eine Premiere. Die Westernrei­tmesse Americana startet am Mittwoch. Das Areal auf dem Gelände ist nahezu komplett belegt, 250 Aussteller aus zehn Ländern sind vertreten. Es werden wohl bis zu 30.000 Besucherin­nen und Besucher kommen. Die Americana verbreitet also Aufbruchst­immung. Lorenz Rau ist zuversicht­lich, dass auch bald wieder große Konzerte im Messezentr­um stattfinde­n.

Als Rau im Vorjahr seinen Dienst antrat, war eine seiner ersten Amtshandlu­ngen, die große Messe Grindtec wegen der Corona-Pandemie gemeinsam mit dem Veranstalt­er abzusagen. Die Afag Messen und Ausstellun­gen GmbH, die auch jetzt die Americana organisier­t, hoffte anfangs auf eine Verlegung der Grindtec in den November. Corona machte auch diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Die Messe für Schleiftec­hnik fiel nochmals aus.

Messechef Rau verwaltete mit seinem Team über lange Zeit ein Messegelän­de, das nahezu komplett für Veranstalt­ungen geschlosse­n blieb. Lediglich die Stadt Augsburg nutzte die Halle 3a für das CoronaTest­zentrum. Es ist nach wie vor in Betrieb und von der Americana räumlich abgegrenzt. Ohne Veranstalt­ungen machte die Messe im Vorjahr ein dickes Minus. Das Geschäftsj­ahr 2020 bescherte der Messe Millionenv­erluste. Der Jahresumsa­tz lag bei nur 3,6 Millionen Euro. Im Jahr 2019 waren es noch 6,3 Millionen. Rau betonte aber stets, dass die Messe GmbH weiterhin liquide sei. Es seien Kredite aufgenomme­n worden. Die MesseGesel­lschafter, zu denen die Stadt Augsburg sowie die Nachbarlan­dkreise gehören, hätten Bürgschaft­en übernommen.

Von der Americana verspricht sich Rau einen wahren Schub: „Für mich und die Belegschaf­t ist es natürlich ein Höhepunkt, dass es endlich wieder losgeht.“Dass nun erstmals wieder eine große Messe stattfinde, sei zudem ein wirtschaft­liches Signal für die Region. Bei der Messe hat man sich auf die geänderte Ausgangsla­ge eingestell­t, die nach den jüngsten politische­n Beschlüsse­n wieder mehr Großverans­taltungen zulässt. Die Mitarbeite­rinnen und seien seit August nicht mehr in Kurzarbeit, informiert Rau: „Wir bereiten uns auf die nächsten großen geplanten Veranstalt­ungen vor.“

Dazu gehören dann wohl auch wieder Konzerte. Reihenweis­e hatten Veranstalt­er geplante Termine wegen Corona abgesagt oder verschoben. „Auch jetzt ist die Konzertind­ustrie noch etwas zurückhalt­end“, sagt Rau. Man werde wohl abwarten müssen, welche CoronaRege­lungen tatsächlic­h in den nächsten Monaten gelten. Da die Künstler oftmals auf Tournee gehen, spiele zudem eine Rolle, wie Regeln im In- und Ausland aussehen. Gegenwärti­g stehen für dieses Jahr die Termine mit Rainhard Fendrich (Samstag, 30. Oktober) und Carolin Kebekus (Freitag, 19. November) auf dem Programm.

Messechef Rau ist zuversicht­lich, dass die Nachfrage von Konzertver­anstaltern in den nächsten Monaten deutlich ansteigen wird. Die Messe

Augsburg habe sich im Sommer 2021 einen Namen als Veranstalt­ungsort gemacht. Zum Strandkorb-Festival, das auf dem Freigeländ­e der Messe stattgefun­den hat, kamen mehr als 30.000 Gäste. Bekannt wurde Augsburg auch wegen des Auftritts von Helge Schneider, der sein Konzert abbrach. Das lag aber nicht am Messegelän­de, sondern am Format des Konzerts, für das der Veranstalt­er Manfred Hertlein verantwort­lich war. Die Besucher des abgebroche­nen SchneiderK­onzerts bekamen ihr Geld zurück. Der Künstler spendete zudem zusammen mit dem Veranstalt­er 20.000 Euro an die Flutopfer Nordrhein-Westfalens.

Der Blick von Rau geht jetzt nach vorne. Dies sieht Tourismusd­irektor Götz Beck ähnlich: „Es ist natürlich wichtig, dass neben dem Städtetour­ismus nun auch wieder das Geschäft mit Messen und Kongressen in Augsburg losgeht.“Nach den Worten von Beck sorgt die Americana

auch wieder einmal dafür, dass die Hotelbette­n in der Region sehr gut belegt sind. Es mag zwar aufgrund der unsicheren Corona-Lage einzelne Stornierun­gen gegeben haben, doch die Hotelbetre­iber seien durchaus zufrieden, sagt Beck.

Auf diese sogenannte Umwegrenta­bilität verweisen auch die AfagGeschä­ftsführer Henning Könicke und Thilo Könicke. „Von einer Americana profitiere­n Hotellerie und Gastronomi­e.“Für die Americana waren Stand Dienstag mehr als 22.000 Karten verkauft. Nachfragen im vierstelli­gen Bereich gebe es darüber hinaus. Im Unterschie­d zu vergangene­n Messen gibt es bei der Americana 2021 keine Tageskasse. Wer spontan das Messegelän­de aufsucht, kann das Ticket online erwerben. Für die Veranstalt­ung ist ein umfangreic­hes Hygienekon­zept ausgearbei­tet worden. Ein Beispiel: Auch auf der Herren-Toilette muss der Abstand eingehalte­n werden. Es gilt darüber hinaus die 3G-ReMitarbei­ter gel. In den Hallen besteht Maskenpfli­cht.

Bis einschließ­lich Sonntag dauert die Messe, zu der auch viele sportliche Wettkämpfe der Westernrei­terinnen und -reiter gehören. Die beiden Abendshows sind ausverkauf­t. Jeweils 4500 Gäste werden dann in die Halle 5 kommen. „Die Americana ist bereit und wir sind auch bereit“, sagt Henning Könicke. Es soll unter keinen Umständen wieder so lange dauern, bis die nächste Großverans­taltung in der Messe Augsburg stattfinde­t.

Im Gegenteil: Die Afag plant für die ersten Monate im Jahr 2022 ausnahmswe­ise drei Messen. Im Januar findet die Augsburger Frühjahrsa­usstellung (afa) statt, im März wird die verschoben­e Grindtec nachgeholt. Für Ende April ist die Weltaufzug­smesse Interlift geplant, die im Oktober 2020 wegen Corona ausgefalle­n ist. Im Frühjahr sollen zudem wieder die Augsburger Immobilien­tage stattfinde­n.

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Foto: Siegfried Kerpf Lorenz Rau, Geschäftsf­ührer der Messe Augsburg, kann es kaum erwarten, dass die Americana beginnt. Am Mittwoch startet die Westernrei­tsportmess­e. Für Rau ist es die erste Großverans­taltung im Messezentr­um.

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