Americana: Die Messe sitzt wieder im Sattel
Chef Lorenz Rau musste eineinhalb Jahre auf eine Großveranstaltung warten. Jetzt wollen er und die Veranstalter wieder durchstarten. Dabei spielen auch Konzerte eine wichtige Rolle
Auf dieses Ereignis hat Augsburgs Messechef Lorenz Rau sehr lange warten müssen - seit seinem Amtsantritt im März 2020. Eineinhalb Jahre hat es wegen der Corona-Pandemie gedauert, ehe zum ersten Mal wieder eine Großveranstaltung im Messezentrum Augsburg stattfindet. Für Rau ist es folglich eine Premiere. Die Westernreitmesse Americana startet am Mittwoch. Das Areal auf dem Gelände ist nahezu komplett belegt, 250 Aussteller aus zehn Ländern sind vertreten. Es werden wohl bis zu 30.000 Besucherinnen und Besucher kommen. Die Americana verbreitet also Aufbruchstimmung. Lorenz Rau ist zuversichtlich, dass auch bald wieder große Konzerte im Messezentrum stattfinden.
Als Rau im Vorjahr seinen Dienst antrat, war eine seiner ersten Amtshandlungen, die große Messe Grindtec wegen der Corona-Pandemie gemeinsam mit dem Veranstalter abzusagen. Die Afag Messen und Ausstellungen GmbH, die auch jetzt die Americana organisiert, hoffte anfangs auf eine Verlegung der Grindtec in den November. Corona machte auch diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Die Messe für Schleiftechnik fiel nochmals aus.
Messechef Rau verwaltete mit seinem Team über lange Zeit ein Messegelände, das nahezu komplett für Veranstaltungen geschlossen blieb. Lediglich die Stadt Augsburg nutzte die Halle 3a für das CoronaTestzentrum. Es ist nach wie vor in Betrieb und von der Americana räumlich abgegrenzt. Ohne Veranstaltungen machte die Messe im Vorjahr ein dickes Minus. Das Geschäftsjahr 2020 bescherte der Messe Millionenverluste. Der Jahresumsatz lag bei nur 3,6 Millionen Euro. Im Jahr 2019 waren es noch 6,3 Millionen. Rau betonte aber stets, dass die Messe GmbH weiterhin liquide sei. Es seien Kredite aufgenommen worden. Die MesseGesellschafter, zu denen die Stadt Augsburg sowie die Nachbarlandkreise gehören, hätten Bürgschaften übernommen.
Von der Americana verspricht sich Rau einen wahren Schub: „Für mich und die Belegschaft ist es natürlich ein Höhepunkt, dass es endlich wieder losgeht.“Dass nun erstmals wieder eine große Messe stattfinde, sei zudem ein wirtschaftliches Signal für die Region. Bei der Messe hat man sich auf die geänderte Ausgangslage eingestellt, die nach den jüngsten politischen Beschlüssen wieder mehr Großveranstaltungen zulässt. Die Mitarbeiterinnen und seien seit August nicht mehr in Kurzarbeit, informiert Rau: „Wir bereiten uns auf die nächsten großen geplanten Veranstaltungen vor.“
Dazu gehören dann wohl auch wieder Konzerte. Reihenweise hatten Veranstalter geplante Termine wegen Corona abgesagt oder verschoben. „Auch jetzt ist die Konzertindustrie noch etwas zurückhaltend“, sagt Rau. Man werde wohl abwarten müssen, welche CoronaRegelungen tatsächlich in den nächsten Monaten gelten. Da die Künstler oftmals auf Tournee gehen, spiele zudem eine Rolle, wie Regeln im In- und Ausland aussehen. Gegenwärtig stehen für dieses Jahr die Termine mit Rainhard Fendrich (Samstag, 30. Oktober) und Carolin Kebekus (Freitag, 19. November) auf dem Programm.
Messechef Rau ist zuversichtlich, dass die Nachfrage von Konzertveranstaltern in den nächsten Monaten deutlich ansteigen wird. Die Messe
Augsburg habe sich im Sommer 2021 einen Namen als Veranstaltungsort gemacht. Zum Strandkorb-Festival, das auf dem Freigelände der Messe stattgefunden hat, kamen mehr als 30.000 Gäste. Bekannt wurde Augsburg auch wegen des Auftritts von Helge Schneider, der sein Konzert abbrach. Das lag aber nicht am Messegelände, sondern am Format des Konzerts, für das der Veranstalter Manfred Hertlein verantwortlich war. Die Besucher des abgebrochenen SchneiderKonzerts bekamen ihr Geld zurück. Der Künstler spendete zudem zusammen mit dem Veranstalter 20.000 Euro an die Flutopfer Nordrhein-Westfalens.
Der Blick von Rau geht jetzt nach vorne. Dies sieht Tourismusdirektor Götz Beck ähnlich: „Es ist natürlich wichtig, dass neben dem Städtetourismus nun auch wieder das Geschäft mit Messen und Kongressen in Augsburg losgeht.“Nach den Worten von Beck sorgt die Americana
auch wieder einmal dafür, dass die Hotelbetten in der Region sehr gut belegt sind. Es mag zwar aufgrund der unsicheren Corona-Lage einzelne Stornierungen gegeben haben, doch die Hotelbetreiber seien durchaus zufrieden, sagt Beck.
Auf diese sogenannte Umwegrentabilität verweisen auch die AfagGeschäftsführer Henning Könicke und Thilo Könicke. „Von einer Americana profitieren Hotellerie und Gastronomie.“Für die Americana waren Stand Dienstag mehr als 22.000 Karten verkauft. Nachfragen im vierstelligen Bereich gebe es darüber hinaus. Im Unterschied zu vergangenen Messen gibt es bei der Americana 2021 keine Tageskasse. Wer spontan das Messegelände aufsucht, kann das Ticket online erwerben. Für die Veranstaltung ist ein umfangreiches Hygienekonzept ausgearbeitet worden. Ein Beispiel: Auch auf der Herren-Toilette muss der Abstand eingehalten werden. Es gilt darüber hinaus die 3G-ReMitarbeiter gel. In den Hallen besteht Maskenpflicht.
Bis einschließlich Sonntag dauert die Messe, zu der auch viele sportliche Wettkämpfe der Westernreiterinnen und -reiter gehören. Die beiden Abendshows sind ausverkauft. Jeweils 4500 Gäste werden dann in die Halle 5 kommen. „Die Americana ist bereit und wir sind auch bereit“, sagt Henning Könicke. Es soll unter keinen Umständen wieder so lange dauern, bis die nächste Großveranstaltung in der Messe Augsburg stattfindet.
Im Gegenteil: Die Afag plant für die ersten Monate im Jahr 2022 ausnahmsweise drei Messen. Im Januar findet die Augsburger Frühjahrsausstellung (afa) statt, im März wird die verschobene Grindtec nachgeholt. Für Ende April ist die Weltaufzugsmesse Interlift geplant, die im Oktober 2020 wegen Corona ausgefallen ist. Im Frühjahr sollen zudem wieder die Augsburger Immobilientage stattfinden.