Friedberger Allgemeine

Notlage für Frauen wird sich verschärfe­n

- VON ANDREA BAUMANN bau@augsburger‰allgemeine.de

Mit dem Bekenntnis, abgetriebe­n zu haben, sorgten 1971 hunderte prominente und nichtpromi­nente Frauen in Deutschlan­d für Aufsehen und Schlagzeil­en. Damals stand der Schwangers­chaftsabbr­uch noch unter Strafe. Auch wenn er mittlerwei­le innerhalb einer bestimmten Frist und nach einer Beratung straffrei bleibt, ist Abtreibung ein halbes Jahrhunder­t nach dieser Kampagne immer noch ein großes Tabuthema. Das zeigt sich auch daran, dass Frauen in ganz Deutschlan­d, aber vor allem in Bayern nur mit Mühe einen Arzt oder eine Ärztin finden, die den Eingriff vornimmt. Man darf ihnen ihre Haltung nicht zum Vorwurf machen. Die Mediziner haben gewiss gute Gründe, warum sie ein werdendes Leben nicht beenden wollen. Und es ist auch gut, dass es in Augsburg eine Reihe von Angeboten gibt, die einer Schwangere­n die Entscheidu­ng fürs Kind erleichter­n sollen.

Theoretisc­h müsste heutzutage kaum eine Frau mehr ungewollt schwanger werden, da Verhütungs­mittel relativ einfach verfügbar sind. In der Praxis jedoch geraten Frauen immer wieder in die Situation, in der sie trotz der Alternativ­angebote keinen anderen Ausweg als einen Abbruch sehen. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass sie sich durch den schweren Zugang zu qualifizie­rten Ärzten doch noch umentschei­den. Vielmehr droht die Gefahr, dass sie sich in schlechte Hände begeben und dadurch auch ihr eigenes Leben gefährden.

Eine Reihe von abtreibung­sbereiten Medizinern und Medizineri­nnen ist längst im Rentenalte­r. Gibt es für sie keine Nachfolger, wird der Engpass in den nächsten Jahren zunehmen und sich die Notlage für die betroffene­n Frauen verschärfe­n.

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