Notlage für Frauen wird sich verschärfen
Mit dem Bekenntnis, abgetrieben zu haben, sorgten 1971 hunderte prominente und nichtprominente Frauen in Deutschland für Aufsehen und Schlagzeilen. Damals stand der Schwangerschaftsabbruch noch unter Strafe. Auch wenn er mittlerweile innerhalb einer bestimmten Frist und nach einer Beratung straffrei bleibt, ist Abtreibung ein halbes Jahrhundert nach dieser Kampagne immer noch ein großes Tabuthema. Das zeigt sich auch daran, dass Frauen in ganz Deutschland, aber vor allem in Bayern nur mit Mühe einen Arzt oder eine Ärztin finden, die den Eingriff vornimmt. Man darf ihnen ihre Haltung nicht zum Vorwurf machen. Die Mediziner haben gewiss gute Gründe, warum sie ein werdendes Leben nicht beenden wollen. Und es ist auch gut, dass es in Augsburg eine Reihe von Angeboten gibt, die einer Schwangeren die Entscheidung fürs Kind erleichtern sollen.
Theoretisch müsste heutzutage kaum eine Frau mehr ungewollt schwanger werden, da Verhütungsmittel relativ einfach verfügbar sind. In der Praxis jedoch geraten Frauen immer wieder in die Situation, in der sie trotz der Alternativangebote keinen anderen Ausweg als einen Abbruch sehen. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass sie sich durch den schweren Zugang zu qualifizierten Ärzten doch noch umentscheiden. Vielmehr droht die Gefahr, dass sie sich in schlechte Hände begeben und dadurch auch ihr eigenes Leben gefährden.
Eine Reihe von abtreibungsbereiten Medizinern und Medizinerinnen ist längst im Rentenalter. Gibt es für sie keine Nachfolger, wird der Engpass in den nächsten Jahren zunehmen und sich die Notlage für die betroffenen Frauen verschärfen.