Auf den Spuren der Kunst im Schlosspark
Vier Kunstschaffende aus dem Wittelsbacher Land stellen ihre Arbeiten im Park des Friedberger Schlosses aus. Die Organisatoren versprechen sich von der Aktion einen dreifachen Nutzen
Friedberg Ein Skulpturenpfad im Friedberger Schlosspark – das gehörte zu den Attraktionen der Bayerischen Landesausstellung im Wittelsbacher Land. Und weil das Konzept, Kunst unter freiem Himmel zu präsentieren, sowohl bei den Bildhauern wie auch beim Publikum so gut ankam, wird die Aktion jetzt mit Arbeiten von vier Kunstschaffenden aus dem Landkreis fortgeführt.
Bei einem Rundgang durch den Park stellte Frank Büschel, Leiter der Kulturabteilung bei der Stadt Friedberg, die Künstler und ihre Arbeiten vor.
● „Mann mit Maske“heißt die Figur von Christiane Osann, die in prominenter Lage vor dem Empfangsgebäude an der Burgwallstraße steht. Sie geht zurück auf eine Arbeit, die Osann während ihrer Ausbildung an der Schnitzschule in Garmisch-Partenkirchen als Preis für einen Schauspieler
Eine Figur mit besonderer Aktualität
gefertigt hat. Ein wiederkehrendes Motiv im Werk der Derchinger Künstlerin, das allerdings in Zeiten von Corona und allgegenwärtigen Schutzmasken besondere Aktualität erhalten hat. Bereits bei der Eröffnung des Schlosses nach jahrelanger Sanierung war der zwei Meter hohe und aus Pappelholz geschnitzte „Mann mit Maske“im Rittersaal zu sehen.
● Nicht weniger hervorgehoben ist „Game over“, eine Arbeit des Affinger Künstlers Daniel Man, die an der Einfahrt zum Parkplatz an der Joseph-Hohenbleicher-Straße steht und in der Tradition der Street-Art auch an dieser Stelle entstanden ist. Man, der ursprünglich aus der Graffiti-Szene kommt und international unterwegs ist, stellt damit einen Bezug zu tagespolitischen Themen her. Der provokativen Ankündigung „Game over“folgt auf der Rückseite der Tafel die unbeantwortete Frage „Spiel fortsetzen oder beenden?“Mit bunten Acrylfarben will der in England geborene und in China aufgewachsen Man dem ernsten Inhalt eine spielerische Note entgegensetzen.
● Vor der üppig grünen Vegetation am Schlossweiher steht eine knallrote Skulptur von Stefan Kreppold. Der Biobauer aus dem Aichacher Land hat seine Landwirtschaft inzwischen weitgehend an den Sohn übergeben und widmet sich verstärkt der Kunst mit zeitkritischem Hintergrund und umweltschützerischen Bezügen. „Weil’s wärmer wird“lautet der Titel des drei auf drei Meter großen Fächers aus Holz, mit dem Kreppold auf den Klimawandel und die Folgen aufmerksam machen möchte. Die kann man übrigens gleich an Ort und Stelle erleben: Der Starkregen der vergangenen Wochen hat den Boden so sehr aufgeweicht, dass die schwere Skulptur ein Stück weit eingesunken ist.
● Wer vom Tal her den Schlosspark betritt, wird mit „Drei Rosen“von Sigi Zecherle aus Untermauerbach begrüßt. Der gebürtige Münchner lebte 15 Jahre in einer Hütte im Wald bei Oberwittelsbach und entwickelte aus diesem Auf-sich-zurückgeworfen-Sein seine kreative Kraft. Als gelernter Schreiner und umgeben von Bäumen lag da natürlich die Beschäftigung mit dem Werkstoff Holz nahe. Seit mehr als zwei Jahrzehnten schneidet er nun schon seine Skulpturen, vorzugsweise weibliche Körper, aus den Stämmen heraus. Die „Drei Rosen“sind 2,80 Meter hoch und leuchtend rot bemalt. Kunstfreunde kennen sie bereits von der Aichacher Kunstmeile.
Möglich macht diese Präsentation der bayerische Kultursommer. Nach dem monatelangen Lockdown öffnete der Freistaat seine Fördertöpfe, um die Kulturschaffenden zu unterstützen und das Publikum wieder an die Kunst heranzuführen. Auch die Stadt Friedberg beteiligt sich gemeinsam mit dem Landkreis und der Stadt Aichach an dieser Aktion. Abteilungsleiter Frank Büschel berichtet von üppigen Zuschüssen, dank derer auch den hiesigen Künstlern geholfen werden konnte.
So ist der kleine Skulpturenpfad im Herbst 2021 ein landkreisweites Projekt mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als in früheren Jahren, von dem alle Seiten profitieren sollen. Die Künstler bekämen eine Leihgebühr für ihre Arbeiten, die Besucher werden zum Diskurs und zum Nachdenken animiert, und Friedberg könne sich als kunstaffine Stadt präsentieren, wünscht sich Büschel. Ein Ankauf von Arbeiten ist – anders als bei der Landesausstellung – derzeit nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. Und ebenso ist offen, ob die Aktion bei entsprechendem Erfolg nicht wiederholt wird. Die aktuellen Exponate stehen bis zum 14. November im Friedberger Schlosspark.