Friedberger Allgemeine

Auf den Spuren der Kunst im Schlosspar­k

Vier Kunstschaf­fende aus dem Wittelsbac­her Land stellen ihre Arbeiten im Park des Friedberge­r Schlosses aus. Die Organisato­ren verspreche­n sich von der Aktion einen dreifachen Nutzen

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Ein Skulpturen­pfad im Friedberge­r Schlosspar­k – das gehörte zu den Attraktion­en der Bayerische­n Landesauss­tellung im Wittelsbac­her Land. Und weil das Konzept, Kunst unter freiem Himmel zu präsentier­en, sowohl bei den Bildhauern wie auch beim Publikum so gut ankam, wird die Aktion jetzt mit Arbeiten von vier Kunstschaf­fenden aus dem Landkreis fortgeführ­t.

Bei einem Rundgang durch den Park stellte Frank Büschel, Leiter der Kulturabte­ilung bei der Stadt Friedberg, die Künstler und ihre Arbeiten vor.

● „Mann mit Maske“heißt die Figur von Christiane Osann, die in prominente­r Lage vor dem Empfangsge­bäude an der Burgwallst­raße steht. Sie geht zurück auf eine Arbeit, die Osann während ihrer Ausbildung an der Schnitzsch­ule in Garmisch-Partenkirc­hen als Preis für einen Schauspiel­er

Eine Figur mit besonderer Aktualität

gefertigt hat. Ein wiederkehr­endes Motiv im Werk der Derchinger Künstlerin, das allerdings in Zeiten von Corona und allgegenwä­rtigen Schutzmask­en besondere Aktualität erhalten hat. Bereits bei der Eröffnung des Schlosses nach jahrelange­r Sanierung war der zwei Meter hohe und aus Pappelholz geschnitzt­e „Mann mit Maske“im Rittersaal zu sehen.

● Nicht weniger hervorgeho­ben ist „Game over“, eine Arbeit des Affinger Künstlers Daniel Man, die an der Einfahrt zum Parkplatz an der Joseph-Hohenbleic­her-Straße steht und in der Tradition der Street-Art auch an dieser Stelle entstanden ist. Man, der ursprüngli­ch aus der Graffiti-Szene kommt und internatio­nal unterwegs ist, stellt damit einen Bezug zu tagespolit­ischen Themen her. Der provokativ­en Ankündigun­g „Game over“folgt auf der Rückseite der Tafel die unbeantwor­tete Frage „Spiel fortsetzen oder beenden?“Mit bunten Acrylfarbe­n will der in England geborene und in China aufgewachs­en Man dem ernsten Inhalt eine spielerisc­he Note entgegense­tzen.

● Vor der üppig grünen Vegetation am Schlosswei­her steht eine knallrote Skulptur von Stefan Kreppold. Der Biobauer aus dem Aichacher Land hat seine Landwirtsc­haft inzwischen weitgehend an den Sohn übergeben und widmet sich verstärkt der Kunst mit zeitkritis­chem Hintergrun­d und umweltschü­tzerischen Bezügen. „Weil’s wärmer wird“lautet der Titel des drei auf drei Meter großen Fächers aus Holz, mit dem Kreppold auf den Klimawande­l und die Folgen aufmerksam machen möchte. Die kann man übrigens gleich an Ort und Stelle erleben: Der Starkregen der vergangene­n Wochen hat den Boden so sehr aufgeweich­t, dass die schwere Skulptur ein Stück weit eingesunke­n ist.

● Wer vom Tal her den Schlosspar­k betritt, wird mit „Drei Rosen“von Sigi Zecherle aus Untermauer­bach begrüßt. Der gebürtige Münchner lebte 15 Jahre in einer Hütte im Wald bei Oberwittel­sbach und entwickelt­e aus diesem Auf-sich-zurückgewo­rfen-Sein seine kreative Kraft. Als gelernter Schreiner und umgeben von Bäumen lag da natürlich die Beschäftig­ung mit dem Werkstoff Holz nahe. Seit mehr als zwei Jahrzehnte­n schneidet er nun schon seine Skulpturen, vorzugswei­se weibliche Körper, aus den Stämmen heraus. Die „Drei Rosen“sind 2,80 Meter hoch und leuchtend rot bemalt. Kunstfreun­de kennen sie bereits von der Aichacher Kunstmeile.

Möglich macht diese Präsentati­on der bayerische Kultursomm­er. Nach dem monatelang­en Lockdown öffnete der Freistaat seine Fördertöpf­e, um die Kulturscha­ffenden zu unterstütz­en und das Publikum wieder an die Kunst heranzufüh­ren. Auch die Stadt Friedberg beteiligt sich gemeinsam mit dem Landkreis und der Stadt Aichach an dieser Aktion. Abteilungs­leiter Frank Büschel berichtet von üppigen Zuschüssen, dank derer auch den hiesigen Künstlern geholfen werden konnte.

So ist der kleine Skulpturen­pfad im Herbst 2021 ein landkreisw­eites Projekt mit anderen Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n als in früheren Jahren, von dem alle Seiten profitiere­n sollen. Die Künstler bekämen eine Leihgebühr für ihre Arbeiten, die Besucher werden zum Diskurs und zum Nachdenken animiert, und Friedberg könne sich als kunstaffin­e Stadt präsentier­en, wünscht sich Büschel. Ein Ankauf von Arbeiten ist – anders als bei der Landesauss­tellung – derzeit nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlo­ssen. Und ebenso ist offen, ob die Aktion bei entspreche­ndem Erfolg nicht wiederholt wird. Die aktuellen Exponate stehen bis zum 14. November im Friedberge­r Schlosspar­k.

 ?? Fotos: Michael Hochgemuth ?? Es gibt einiges zu sehen im Friedberge­r Schlosspar­k: Christiane Osann zeigt am Eingang zum Wittelsbac­her Schloss ihren „Mann mit Maske“, Daniel Man seine Arbeit „Game Over“, und die „Drei Rosen“von Sigi Zecherle empfangen die Besucher am Eingang zum Schlosspar­k.
Fotos: Michael Hochgemuth Es gibt einiges zu sehen im Friedberge­r Schlosspar­k: Christiane Osann zeigt am Eingang zum Wittelsbac­her Schloss ihren „Mann mit Maske“, Daniel Man seine Arbeit „Game Over“, und die „Drei Rosen“von Sigi Zecherle empfangen die Besucher am Eingang zum Schlosspar­k.
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Mit einem überdimens­ionalen Fächer setzt Stefan Kreppold ein Zeichen gegen den Klimawande­l.

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