Friedberger Allgemeine

Vom IS‰Jäger zum Laschet‰Berater

Der Würzburger Terrorismu­sexperte Peter Neumann unterstütz­t jetzt den CDU-Kanzlerkan­didaten im Wahlkampf. Wieso er nach einem Sieg der Union eine Rolle in der Bundespoli­tik spielen könnte

- VON BENJAMIN STAHL

Würzburg/London Es ist ein Satz von Peter Neumann, der in seiner Grundaussa­ge nun schon zweimal in seiner Heimatstad­t traurige Realität wurde. Attentäter­n sei es im Prinzip möglich, sich jemanden in der Würzburger Innenstadt zu „greifen und ihn dort zu enthaupten“, sagte der Terrorismu­sexperte in einem Interview mit dieser Redaktion. 2014 war das. „Panikmache“wurde ihm damals vorgeworfe­n. Dann kommen zuerst der Axt-Anschlag 2016, fünf Jahre später, im Juni dieses Jahres, das Messer-Attentat mit drei Toten.

Vorhergesa­gt hat der gebürtige Würzburger die Fälle nicht. „Mit dem Satz habe ich damals die allgegenwä­rtige Terrorgefa­hr veranschau­lichen wollen“, erklärt er in einem späteren Gespräch. Neumann hat es auch nicht nötig, frühere Aussagen später als Prognosen zu verkaufen, wenn sie zur Realität passen. Denn die Trefferquo­te des 46-jährigen Professors ist auch so verblüffen­d hoch, wenn es um die Pläne von Terroriste­n geht.

Schon vor Charlie Hebdo warnt Neumann vor „islamistis­chen Anschlägen kleiner Terrorgrup­pen“. Auch die Strategie, mit Fahrzeugen in Menschenme­ngen zu fahren, beschreibt er vor Nizza und Berlin. Nun will sich der Kanzlerkan­didat der Union Neumanns Fachkenntn­is zunutze machen: In Armin Laschets „Zukunftste­am“ist der Wissenscha­ftler, seit 1996 selbst CDU-Mit

für die Vernetzung von innerer und äußerer Sicherheit zuständig. Ein Thema, das nach der Rückkehr der Taliban in Afghanista­n noch wichtiger geworden ist.

Es ist das Jahr 1997, als der Terrorismu­s das Interesse des Unterfrank­en weckt. Der Student der Politikwis­senschafte­n wechselt damals gerade von der TU Berlin an die Queen’s University im nordirisch­en Belfast. In einer Zeit, als der Nordirland­konflikt endet und der Frie

beginnt. Ab 1999 promoviert Neumann dann am Londoner King’s College über britische Regierungs­strategien in dem blutigen Konflikt. Terror ist damals kein großes Thema.

Das ändert sich am 11. September 2001 schlagarti­g. Mit dem Anschlag auf die Londoner U-Bahn 2005 beherrscht das Thema dann auch endgültig die Debatten in Großbritan­nien. 2008 wird Peter Neumann Gründungsd­irektor des neuen „Inglied, ternationa­len Zentrums zum Studium für Radikalisi­erung“am King’s College, das er zehn Jahre leitet.

Dort wird Pionierarb­eit in Sachen Terrorismu­sforschung geleistet. Mit einem vierköpfig­en Team analysiert Neumann, welche Rolle das Internet bei der Radikalisi­erung von Islamisten spielt. Er spürt in sozialen Netzwerken europäisch­e Dschihadis­ten in den syrischen und irakischen Kampfgebie­ten auf und kommunizie­rt mit ihnen, um den „Isladenspr­ozess mischen Staat“(IS) zu verstehen. Für den Boulevard wird der Würzburger „zum weltweit wichtigste­n IS-Jäger“. Inzwischen forscht der 46-Jährige aber auch zu Rechtsterr­oristen, die aus seiner Sicht viel mit radikalen Islamisten gemein haben.

Neumann ist seit Jahren ein gefragter Mann. Wenn irgendwo auf der Welt ein Anschlag passiert, flimmert der Würzburger durch die Nachrichte­nsendungen. Er gilt als einer der meistzitie­rten Terrorismu­sexperten der Welt. Vermutlich, weil er klar formuliert und so hilft, das Unbegreifl­iche begreiflic­h zu machen – wie in seinem SpiegelBes­tseller „Die neuen Dschihadis­ten“.

Sein weiterer Weg: Er wird OSZE-Sonderbeau­ftragter für Terrorismu­spräventio­n, berät die Vereinten Nationen und Regierunge­n, darunter

Der Forscher ist schon seit 1996 CDU‰Mitglied

Er sei bereit, Verantwort­ung in Berlin zu übernehmen

die österreich­ische mit dem damaligen Außenminis­ter Sebastian Kurz. Schon einmal, vor der Landtagswa­hl in Nordrhein-Westfalen 2017, holt ihn CDU-Politiker Armin Laschet in sein Team. Neumann wird gar als neuer Innenminis­ter gehandelt.

Nun unterstütz­t Peter Neumann, der nie einen Hehl aus seiner Wertschätz­ung für Laschet gemacht hat, den in Umfragen zurückgefa­llenen CDU-Politiker erneut. Er sei „nicht nur für Show im Wahlkampf“dabei, betont der ins „Zukunftste­am“Berufene im Gespräch mit unserer Redaktion. Im Falle eines Wahlsiegs wäre er auch „bereit, Verantwort­ung in Berlin zu übernehmen“.

 ??  ??
 ?? Foto: Ina Fassbender, dpa ?? Peter Neumann hat sich einen ausgezeich­neten Ruf als Islamismus‰Experte erarbeitet.
Foto: Ina Fassbender, dpa Peter Neumann hat sich einen ausgezeich­neten Ruf als Islamismus‰Experte erarbeitet.
 ??  ?? ERWARTEN EUCH
ENTDECKT IHR EINRICHTUN­GS
ERWARTEN EUCH ENTDECKT IHR EINRICHTUN­GS
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany