Friedberger Allgemeine

Versteckt oder ausgestorb­en?

Forscher suchen Edwardsfas­ane – in freier Natur wurden die seltenen Vögel schon lange nicht mehr entdeckt. Aber es gibt sie zum Glück noch in einigen europäisch­en Zoos

- VON KATHARINA HEIMEIER

Wo haben sich die Edwardsfas­ane versteckt? Vielleicht in ihrer Lieblingse­cke? Fehlanzeig­e. Biologe Heiko Janatzek läuft suchend durch die Tropenhall­e im Gelsenkirc­hener Zoo. „Manchmal sind die Edwardsfas­ane schwer zu finden“, sagt er. Aber jetzt hat er sie doch entdeckt. Die vier Edwardsfas­ane laufen durch ein Gebüsch am Rande der Halle. Zwischen den grünen Blättern kann man die FasanenMän­ner mit ihren blau glänzenden Federn, der roten Augenparti­e und den kurzen weißen Kopffedern sehen.

Der Letzte wurde vor 20 Jahren in Vietnam gesehen

Edwardsfas­ane sind vom Aussterben bedroht. „Vielleicht leben in der freien Wildbahn sogar überhaupt keine Edwardsfas­ane mehr“, sagt Heiko Janatzek. Das letzte Tier ist vor mehr als 20 Jahren in Vietnam gesehen worden. Das Land liegt in Südostasie­n. Benannt sind sie nach einem französisc­hen Wissenscha­ftler namens Alphonse Milne-Edwards.

Forscher haben sogar Kamera-Fallen aufgestell­t, um die Edwardsfas­ane zu finden. Auf den Fotos waren hinterher Rinder, Hunde und Menschen zu sehen und noch vieles mehr, aber kein Edwardsfas­an.

„Sie sind recht still, deswegen kann man sie auch – anders als andere Vögel – schlecht durch ihre Rufe entdecken“, sagt der Experte. Trotzdem kann niemand sicher sagen, ob sich vielleicht klar, dass sie bald umziehen. Denn sie sollen mit Edwardsfa‰ san‰Hennen in anderen Zoos Kü‰ ken bekommen. Dafür schauen Zucht‰Experten, welche Hähne zu welchen Hennen passen könn‰ ten. Die Zoos wollen so verhin‰ dern, dass die stark bedrohten Edwardsfas­ane ganz aussterben. Irgendwann sollen sie dann auch wieder in den Wäldern von Viet‰ nam in Südostasie­n ausgewilde­rt werden. Das ist die Heimat der Tiere.

Die beiden Gelsenkirc­hener Häh‰ ne werden übrigens getrennt und in unterschie­dliche Zoos gebracht. Fasanenhäh­ne zusammen zu halten, ist sehr schwierig. Sie würden sich gegenseiti­g angrei‰ fen. (dpa) doch irgendwo in den Wäldern von Vietnam noch ein paar Edwardsfas­ane verstecken. Die Hähne werden bis zu 65 Zentimeter lang. „Sie sind so klein und unscheinba­r, manchmal finden wir sie ja nicht mal in der Tropenhall­e“, sagt Heiko Janatzek.

Viele gute Verstecke gibt es in Vietnam für die Edwardsfas­ane nicht. Vor etwa 60 Jahren gab es dort einen Krieg. Damals flogen Soldaten mit Flugzeugen über die Wälder Vietnams und versprühte­n ein Gift. Sie wollten damit den dichten Dschungel entlauben, in dem sich Kämpfer versteckt hatten. Die Bäume verloren ihre Blätter und die Edwardsfas­ane damit ihren Lebensraum.

„Die Fasane hatten keinen Platz mehr zum Brüten und konnten sich auch zum Schlafen nicht mehr in den Bäumen verstecken“, sagt der Experte. Sie wurden zur leichten Beute für größere Greifvögel.

Obwohl der Krieg nun schon so lange her ist, hat sich die Natur immer noch nicht richtig erholt. Zudem wurde viel Wald, in dem die Vögel einst lebten, abgeholzt.

In Gelsenkirc­hen sind zwei Hähne geschlüpft

Umso wichtiger sei es, dass es in Zoos noch einige Edwardsfas­ane gebe, sagt der Experte. Weltweit leben ungefähr 1000 dieser Tiere in Zoos oder auch bei Privatpers­onen, die die seltenen Tiere lieben. In Gelsenkirc­hen sind im Mai sogar zwei junge Hähne geschlüpft.

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Foto: dpa Die Edwardsfas­ane sind schwer zu entdecken – auch im Zoo verstecken sie sich gerne vor den Besuchern.

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