Friedberger Allgemeine

Union ist in Berlin die Nummer eins

Die Mannschaft aus Köpenick wurde vor der Saison massiv umgestalte­t, trotzdem ist man gut in die Saison gestartet. Dazu tragen auch zwei ehemalige Augsburger bei

- VON ROBERT GÖTZ

Es war ein Bild mit Symbolkraf­t: Als Union Berlin mit einem 0:0 gegen den finnischen Klub Kuopio PS die Gruppenpha­se der Conference League erreichte, war das Berliner Olympiasta­dion anstatt in Blau ganz in Rot getaucht. Ausgerechn­et die Heimstatt der Hertha, in die die Ostberline­r für den internatio­nalen Wettbewerb ausweichen hatten müssen. Das Farbenspie­l zeigte, wer derzeit die Nummer eins in der Hauptstadt ist. Nur zwei Jahre nach dem Aufstieg in die Bundesliga sind die Köpenicker das Vorzeigepr­ojekt für die kleinen Vereine in der Liga und die Romantiker unter den Fans. Union dient als Beweis, dass man auch ohne großes Geld in der Bundesliga bestehen kann, weil ein treues Publikum in einem Kultstadio­n und eine kluge Spielidee mehr bringen kann als ein teurer Kader.

Jetzt ist es ja nicht so, dass die Union-Verantwort­lichen, die gerne den Underdog geben, sich nicht den modernen Instrument­en des Kapibedien­en, so liehen sie sich unter anderem Geld vom Fonds „Quattrex German Opportunit­ies“, was durchaus als Zeichen des gelebten Kapitalism­us gesehen werden kann. Aber die Berliner tätigen mit dem Geld anscheinen­d bessere Investitio­nen als die Konkurrenz­t.

Federführe­nd dabei sind Manager Oliver Ruhnert und Trainer Urs Fischer. Der Schweizer führte Union nicht nur aus der 2. Bundesliga nach oben, sondern scheint auch in der dritten Saison im Oberhaus mit seinem Kader gut unterwegs zu sein. Nach drei Spieltagen liegt Union mit einem Sieg und zwei Unentschie­den auf Platz acht der Liga.

Und so blicken wohl nicht wenige Fans des Tabellenvo­rletzten FC Augsburg etwas neidisch Richtung Ostberlin. Weil aus ihrer Sicht die sportliche Leitung der Augsburger um Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter derzeit nicht so effektiv arbeitet wie die Berliner. Zudem besetzen zwei Ex-Augsburger zentrale Rollen im Berliner Ensemble. Torhüter Andreas Luthe und Rani Khedira. Der FCA hatte Luthe vor einem Jahr gegen Rafal Gikiewicz eingetausc­ht. Anders als von vielen erwartet, setzte sich Luthe als Stammtorhü­ter bei Union durch.

Als richtiges Schnäppche­n scheint sich Rani Khedira für die Ostberline­r zu entpuppen. Der FCA wollte oder konnte den Vertrag mit Khedira nicht verlängern und so wechselte der defensive Mittelfeld­spieler ablösefrei nach Berlin. Dort etablierte er sich gleich als tragende Säule im defensiven Mittelfeld, während FCANeuzuga­ng Niclas Dorsch noch Probleme hat, die Augsburger Zentrale im Mittelfeld effektiv zu vertalmark­tes teidigen. Am Samstag (15.30 Uhr) wird man beim direkten Aufeinande­rtreffen in der „Alten Försterei“sehen, wer seinen Job besser macht.

Khedira ist ein Baustein bei den voluminöse­n Umbauarbei­ten, die Ruhnert mit seinem Scouting-Team und Trainer Urs Fischer vor dieser Saison vorgenomme­n haben. 21 Spieler kamen, 19 gingen. Dabei ließ sich Union den Transfer von Stürmer Taiwo Awoniyi von Liverpool auch 6,5 Millionen Euro kosten. In Zeiten von Corona bemerkensw­ert. „Wir haben jetzt einen Kader, der definitiv in der Lage ist, die Bundesliga zu halten und den Fans Spaß zu machen“, erklärte Ruhnert in einer Medienrund­e.

Der Ist-Zustand überzeugt auf jeden Fall. Und in einer Hinsicht hat Union Berlin wohl beim FCA abgeschaut. Ruhnert verpflicht­et nur Spieler, die auch bereit sind, Verträge für die Zweite Liga zu unterschre­iben. Wie beim FCA vergisst man auch bei Union nich,t wo man herkommt. Auch wenn das Olympiasta­dion in Rot erstrahlt.

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