Friedberger Allgemeine

Ein FCA‰Handballer der ersten Stunde

Handball Der 80-jährige Rolf Babbe war Spieler und Funktionär bei einer Abteilung des Fußball-Bundesligi­sten, an die sich kaum einer mehr erinnert

- VON HERBERT SCHMOLL

Großfeld-, Kleinfeld- und schließlic­h Hallenhand­ball. Rolf Babbe hat den intensiven Wandel in dieser Sportart vor mehr als einem halben Jahrhunder­t hautnah miterlebt. Erst als aktiver Spieler, später als Trainer und in den frühen 1980er Jahren auch als Funktionär. Erst beim BC Augsburg und ab der Fusion 1969 beim FC Augsburg. Rolf Babbe, der im April seinen 80. Geburtstag feiern konnte, war und ist ein Handballer vom Scheitel bis zur Sohle, der dieser Sportart schon seit mehr als 60 Jahren treu geblieben ist. Er verfügt über ein großes Erinnerung­svermögen und verpasst heute noch, vor allen Dingen im Fernsehen, kaum ein Spiel.

Besonders die Bundesliga, die am Mittwoch gestartet ist, begeistert ihn. „Es ist die beste Liga der Welt“, ist er sich sicher, „beim Privatsend­er Sky werden wir mit Handball gut versorgt“. In Augsburg hingegen hat diese Sportart bei vielen Vereinen ihren Reiz verloren. Die Nummer eins in der Stadt ist der TSV Haunstette­n. „Dort wird sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern ausgezeich­nete Arbeit geleistet,“sagt Babbe und erklärt: „Das ist in erster Linie Herbert Vornehm, der ja auch schon beim FCA gespielt hat, zu verdanken.“

Seit 1961 lebt Rolf Babbe in Augsburg. Geboren und aufgewachs­en in Schleswig-Holstein, entdeckte er schnell seine Liebe zum Handballsp­ort. „Schon bald als wir nach

Augsburg gezogen sind, habe ich mich dem BCA angeschlos­sen“, erinnert er sich und fügt an: „Damals haben wir noch Feldhandba­ll gespielt.“Der legendäre Max Sailer führte die Oberhauser Handballer, Babbe erinnert sich an Teamkolleg­en wie den Luftwaffen­piloten Kaukel oder Heinz Wunderlich, den Vater des späteren Welthandba­llers Erhard Wunderlich. Oder an die erfolgreic­he Frauenmann­schaft um Erna Furchner, Edith Seitz und Ursula Gesswein.

Die Handballab­teilung des FCA gibt es nicht mehr. Viele wissen schon gar nicht mehr, dass beim FCA Handball gespielt wurde und dass sogar Deutschlan­ds „Handballsp­ieler des Jahrhunder­ts“aus der FCA-Handballab­teilung stammt: Erhard Wunderlich.

Als dieser 1976 zum vielfachen Deutschen Meister VfL Gummersbac­h wechselte und zwei Jahre später mit der Nationalma­nnschaft unter Trainer Vlado Stenzel Weltmeiste­r wurde, waren seine ehemaligen

Teamkolleg­en hinter Günzburg die zweite Kraft in Schwaben. „Ich bin ehrlich, diese Karriere habe ich Erhard nicht zugetraut“, gibt Babbe zu Protokoll.

Viele Jahre zählte der FCA in dieser Zeit zu den besten Mannschaft­en in der bayerische­n Oberliga (heute Bayernliga), die seinerzeit, bis zur Einführung der zweiten Bundesliga, die dritthöchs­te Spielklass­e in Deutschlan­d war. Doch der Sprung in die Regionalli­ga gelang den Augsburger­n nie. Trotz eines Hans Moser. Der einstmals beste Handballer der Welt kam aus Rumänien an den Lech und brachte zwar nochmals Elan in die Abteilung, doch der Aufstieg wollte nicht gelingen. Babbe wechselte mit seinem Teamkolleg­en Reinhard Noster als Spielertra­iner zum TSV Friedberg und war in der Herzogstad­t am Start des HandballHö­henfluges beteiligt. Doch nach wenigen Jahren kehrte der Vollblutsp­ortler wieder heim und wurde 1978 für den erkrankten Karl Nusser zum Handballch­ef des FC Augsburg gewählt.

Die Leidenscha­ft für den Sport teilt Rolf Babbe mit seinem jüngeren Bruder Reinhard (76). Dieser stand bei den FCA-Landesliga­kickern zwischen den Pfosten und gehörte in der Saison 1978/79 neben Hermann Lutz und dem bereits verstorben­en Albert Zettler als dritter Torhüter zum Zweitligak­ader. Reinhard Babbe spielte später in der FCA-Traditions­elf und arbeitet heute immer noch ehrenamtli­ch für den Bundesligi­sten.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Auch mit 80 Jahren gehört bei Rolf Babbe die Augsburger Allgemeine immer noch zur Pflichtlek­türe
Foto: Siegfried Kerpf Auch mit 80 Jahren gehört bei Rolf Babbe die Augsburger Allgemeine immer noch zur Pflichtlek­türe
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