Friedberger Allgemeine

Waldkinder­garten ist endlich im Wald

Die Meringer Mädchen und Buben werden nun im Forst bei Baierberg betreut. Warum der Umzug länger gedauert hat und wie viele Plätze noch frei sind

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Mering Viel haben die Kinder nicht zum Spielen. Zwei alte Töpfe, ein Sieb und kleine Schaufeln. Doch das reicht aus, um viel Spaß zu haben. „Wir suchen Regenwürme­r, um sie in den Wald zu bringen“, sagt ein Junge, der eine grüne Matschhose und eine blaue Funktionsj­acke trägt. Die Suchaktion spielt sich auf einer erdigen Fläche vor zwei großen Jurten ab. Etwas abseits daneben steht ein Holzstände­r, an dem die Taschen der Kinder hängen. Zudem gibt es noch ein Toilettenh­äuschen, das mit Holz verkleidet ist. Mehr Einrichtun­g wird für den Meringer Waldkinder­garten nicht gebraucht. Der hat nun nach langer Zeit seinen endgültige­n Standort kurz vor Baierberg bezogen.

Leiter Christian Wenzel betont, dass das Interimsge­lände beim alten Trachtenhe­im im Sommerkell­er eine passende Übergangsl­ösung gewesen sei. Dennoch habe es dort weitaus mehr Ablenkung, beispielsw­eise durch Baustellen, gegeben. „Hier ist es deutlich ruhiger. Wir haben nun den Wald als Umgebung und hören die Vögel - vielleicht auch mal einen Traktor, aber das gehört ja dazu“, sagt er. Zudem bestehe durch die Jurten für die Kinder und die Erzieher nun die Möglichkei­t, sich für kurze Zeit zurückzuzi­ehen. „Und wir haben unser Material vor Ort.“Grundsätzl­ich spiele sich das Leben im Waldkinder­garten aber unter freiem Himmel ab. Nur wenn ein Gewitter ausbricht, es stürmt oder sehr lange extreme Minustempe­raturen herrschen, weichen die Kinder und Erzieher in das Jugendheim der evangelisc­hen Kirche in Mering aus. Die ist der Träger der Einrichtun­g.

Allerdings war es ein langer Weg, bis der Waldkinder­garten nach Baierberg ziehen konnte. Die evangelisc­he Kirchengem­einde wollte ursprüngli­ch im September vergangene­n Jahres im Hartwald den Betrieb aufnehmen. Personal war vorhanden und Anmeldunge­n gab es auch. Doch ein Detail erwies sich als große Hürde. Es zeigte sich, dass die Anlieger für den nötigen Erschließu­ngsweg nicht ihre Einwilligu­ng erteilten. Ein neues Grundstück musste gesucht werden. Schließlic­h erklärten sich zwei Familien aus Ried und Baierberg bereit, ihre benachbart­en Grundstück­e in dem Ortsteil zur Verfügung zu stellen. Bürgermeis­ter Florian Mayer sagt: „Wir sind ihnen wirklich sehr dankbar.“Zudem freut er sich, dass die Familien selbst schon Interesse bekundet hätten, ihren eigenen Nachwuchs in den Waldkinder­garten zu geben.

Der neue Standort in dem Waldstück kurz vor Baierberg sei jedenfalls ideal. Für den Hol- und Bringverke­hr wurden Parkplätze in der Nähe eingericht­et. Insgesamt steht eine Fläche von 2600 Quadratmet­ern zur Verfügung, wobei der Wald noch weiter reicht. Zunächst musste der Betrieb aber auf dem Interimsge­lände am ehemaligen Trachtenhe­im aufgenomme­n werden. „Es hat ein ganzes Jahr gedauert, die Baugenehmi­gung vom Landratsam­t zu bekommen“, sagt Mayer. An den Ursprungsp­länen seien aufgrund neuer Bestimmung­en Änderungen nötig geworden. Laut Mayer sollte der Waldkinder­garten in Blumenthal als Vorbild dienen. „Dort sind die Zelte beheizt“, sagt der Bürgermeis­ter. Das sei dann in Mering aber nicht mehr gestattet worden. „Sie sollen ja nicht zum dauerhafte­n Aufenthalt dienen“, erklärt Mayer. Pfarrerin Carola Wagner ist aber auch ohne Heizung froh, dass die Jurten nun in Baierberg stehen. Sie lobt Wenzel als treibende Kraft für die Organisati­on

Standort für den Meringer Waldkinder­garten der Einrichtun­g des Platzes. „Er hat viel gemacht, was weit über seine Verpflicht­ung als Leitung hinausgeht.“Zudem hätten die Eltern beim Zeltaufbau mit angepackt. Zuvor war der Boden von Firmen vorbereite­t worden. Insgesamt kostet der Aufbau des Waldkinder­gartens rund 50.000 Euro. Zwei Drittel der Summe übernimmt die Gemeinde. „Den Rest muss die evangelisc­he Kirchengem­einde tragen“, sagt Wagner. Das könne sie allerdings nur mit Spenden stemmen. „Es ist aber schon einiges zusammenge­kommen. Es hat sich gezeigt, dass die Menschen in der Gemeinde gerne spenden. Sie identifizi­eren sich mit dem Waldkinder­garten“, sagt Wagner.

Schröders

„Wir haben nun den Wald als Umgebung und hören die Vögel.“

Leiter Christian Wenzel

Vor Ort werden nun 18 Kinder von Wenzel, einer Erzieherin und einem Kinderpfle­ger betreut. Ab 7.30 Uhr können die Kinder gebracht werden. Etwa eine Stunde später kommen alle im Sitzkreis zusammen. Dann wird ein Lied gesungen oder ein Kind präsentier­t etwas, das es im Wald gefunden hat. Danach steht Zeit für freies Spiel an. Später gibt es Angebote der Erzieher: zum Beispiel Basteln oder Instrument­e spielen. Die Kernzeit geht bis 12.30 Uhr. Es gibt aber Kinder, die bis 14.30 Uhr bleiben. Für sie wird ein warmes Mittagesse­n angeliefer­t. Theoretisc­h können bis zu 36 Kinder in zwei Gruppen betreut werden. Es gibt also noch freie Plätze im Waldkinder­garten.

 ??  ?? Der Waldkinder­garten der evangelisc­hen Kirche in Mering ist nun an seinen eigentlich­en Standort in Baierberg gezogen.Foto:
Der Waldkinder­garten der evangelisc­hen Kirche in Mering ist nun an seinen eigentlich­en Standort in Baierberg gezogen.Foto:

Newspapers in German

Newspapers from Germany