Waldkindergarten ist endlich im Wald
Die Meringer Mädchen und Buben werden nun im Forst bei Baierberg betreut. Warum der Umzug länger gedauert hat und wie viele Plätze noch frei sind
Mering Viel haben die Kinder nicht zum Spielen. Zwei alte Töpfe, ein Sieb und kleine Schaufeln. Doch das reicht aus, um viel Spaß zu haben. „Wir suchen Regenwürmer, um sie in den Wald zu bringen“, sagt ein Junge, der eine grüne Matschhose und eine blaue Funktionsjacke trägt. Die Suchaktion spielt sich auf einer erdigen Fläche vor zwei großen Jurten ab. Etwas abseits daneben steht ein Holzständer, an dem die Taschen der Kinder hängen. Zudem gibt es noch ein Toilettenhäuschen, das mit Holz verkleidet ist. Mehr Einrichtung wird für den Meringer Waldkindergarten nicht gebraucht. Der hat nun nach langer Zeit seinen endgültigen Standort kurz vor Baierberg bezogen.
Leiter Christian Wenzel betont, dass das Interimsgelände beim alten Trachtenheim im Sommerkeller eine passende Übergangslösung gewesen sei. Dennoch habe es dort weitaus mehr Ablenkung, beispielsweise durch Baustellen, gegeben. „Hier ist es deutlich ruhiger. Wir haben nun den Wald als Umgebung und hören die Vögel - vielleicht auch mal einen Traktor, aber das gehört ja dazu“, sagt er. Zudem bestehe durch die Jurten für die Kinder und die Erzieher nun die Möglichkeit, sich für kurze Zeit zurückzuziehen. „Und wir haben unser Material vor Ort.“Grundsätzlich spiele sich das Leben im Waldkindergarten aber unter freiem Himmel ab. Nur wenn ein Gewitter ausbricht, es stürmt oder sehr lange extreme Minustemperaturen herrschen, weichen die Kinder und Erzieher in das Jugendheim der evangelischen Kirche in Mering aus. Die ist der Träger der Einrichtung.
Allerdings war es ein langer Weg, bis der Waldkindergarten nach Baierberg ziehen konnte. Die evangelische Kirchengemeinde wollte ursprünglich im September vergangenen Jahres im Hartwald den Betrieb aufnehmen. Personal war vorhanden und Anmeldungen gab es auch. Doch ein Detail erwies sich als große Hürde. Es zeigte sich, dass die Anlieger für den nötigen Erschließungsweg nicht ihre Einwilligung erteilten. Ein neues Grundstück musste gesucht werden. Schließlich erklärten sich zwei Familien aus Ried und Baierberg bereit, ihre benachbarten Grundstücke in dem Ortsteil zur Verfügung zu stellen. Bürgermeister Florian Mayer sagt: „Wir sind ihnen wirklich sehr dankbar.“Zudem freut er sich, dass die Familien selbst schon Interesse bekundet hätten, ihren eigenen Nachwuchs in den Waldkindergarten zu geben.
Der neue Standort in dem Waldstück kurz vor Baierberg sei jedenfalls ideal. Für den Hol- und Bringverkehr wurden Parkplätze in der Nähe eingerichtet. Insgesamt steht eine Fläche von 2600 Quadratmetern zur Verfügung, wobei der Wald noch weiter reicht. Zunächst musste der Betrieb aber auf dem Interimsgelände am ehemaligen Trachtenheim aufgenommen werden. „Es hat ein ganzes Jahr gedauert, die Baugenehmigung vom Landratsamt zu bekommen“, sagt Mayer. An den Ursprungsplänen seien aufgrund neuer Bestimmungen Änderungen nötig geworden. Laut Mayer sollte der Waldkindergarten in Blumenthal als Vorbild dienen. „Dort sind die Zelte beheizt“, sagt der Bürgermeister. Das sei dann in Mering aber nicht mehr gestattet worden. „Sie sollen ja nicht zum dauerhaften Aufenthalt dienen“, erklärt Mayer. Pfarrerin Carola Wagner ist aber auch ohne Heizung froh, dass die Jurten nun in Baierberg stehen. Sie lobt Wenzel als treibende Kraft für die Organisation
Standort für den Meringer Waldkindergarten der Einrichtung des Platzes. „Er hat viel gemacht, was weit über seine Verpflichtung als Leitung hinausgeht.“Zudem hätten die Eltern beim Zeltaufbau mit angepackt. Zuvor war der Boden von Firmen vorbereitet worden. Insgesamt kostet der Aufbau des Waldkindergartens rund 50.000 Euro. Zwei Drittel der Summe übernimmt die Gemeinde. „Den Rest muss die evangelische Kirchengemeinde tragen“, sagt Wagner. Das könne sie allerdings nur mit Spenden stemmen. „Es ist aber schon einiges zusammengekommen. Es hat sich gezeigt, dass die Menschen in der Gemeinde gerne spenden. Sie identifizieren sich mit dem Waldkindergarten“, sagt Wagner.
Schröders
„Wir haben nun den Wald als Umgebung und hören die Vögel.“
Leiter Christian Wenzel
Vor Ort werden nun 18 Kinder von Wenzel, einer Erzieherin und einem Kinderpfleger betreut. Ab 7.30 Uhr können die Kinder gebracht werden. Etwa eine Stunde später kommen alle im Sitzkreis zusammen. Dann wird ein Lied gesungen oder ein Kind präsentiert etwas, das es im Wald gefunden hat. Danach steht Zeit für freies Spiel an. Später gibt es Angebote der Erzieher: zum Beispiel Basteln oder Instrumente spielen. Die Kernzeit geht bis 12.30 Uhr. Es gibt aber Kinder, die bis 14.30 Uhr bleiben. Für sie wird ein warmes Mittagessen angeliefert. Theoretisch können bis zu 36 Kinder in zwei Gruppen betreut werden. Es gibt also noch freie Plätze im Waldkindergarten.