Friedberger Allgemeine

Wolfgang‰ Bernheim‰Weg 1, neueste Anschrift

- VON WILFRIED MATZKE

Seit Pfingsten trägt eine bislang namenlose Straße in Pfersee östlich der Kirche St. Michael die amtliche Bezeichnun­g „Wolfgang-Bernheim-Weg“. Der Namenspatr­on wurde 1923 als Sohn einer jüdischen Familie aus

Pfersee geboren und in der HerzJesu-Kirche katholisch getauft. Wolfgang Bernheim besuchte das Benediktin­ergymnasiu­m

St. Stephan, musste es jedoch aufgrund eines

Dekrets des nationalso­zialistisc­hen Regimes vorzeitig verlassen. Er emigrierte 1939 in die Niederland­e und trat dort in den Benediktin­erorden ein.

Die deutsche Besatzung in den Niederland­en bestimmte 1942, dass auch alle konvertier­ten Juden in die Konzentrat­ionslager deportiert werden. Der 19-jährige Bernheim als Bruder Paulus meldete sich freiwillig, um sein Kloster vor Repressali­en zu schützen. Die Nationalso­zialisten verschlepp­ten und ermordeten ihn. Der Wolfgang-Bernheim-Weg soll auch an die jüdische Geschichte von Pfersee erinnern. Nun erhielt die 1685 erbaute Kirche St. Michael, welche bis 1910 die katholisch­e Pfarrkirch­e von Pfersee war, die neue Adresse „WolfgangBe­rnheim-Weg 1“statt „Stadtberge­r Straße 9“.

Unsere Serie Rund 43.700 Adres‰ sen findet man derzeit in Augsburg. Wir stellen jeden Freitag eine besondere Anschrift vor. Autor Wilfried Matzke, 65, ist Vermessung­singenieur und leitete bis vor Kurzem das Geodatenam­t der Stadt Augsburg.

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Foto: Wilfried Matzke

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