Der Perlachturm wird für einen Tag wieder geöffnet
Das Wahrzeichen ist gesperrt – und wird es noch lange bleiben. Nun will ein Verein für die Sanierung trommeln
Eigentlich sollte der Perlachturm nur zwei Jahre gesperrt sein: 2017 und 2018 sollten die obersten Geschosse aus Naturstein saniert werden. Kein einfacher Eingriff, mit geschätzt 2,1 Millionen Kosten kein billiger noch dazu, aber machbar. Zumindest hatte es das Baureferat damals so angekündigt. Dann kam alles anders, weshalb das Wahrzeichen der Stadt nun schon seit fünf Jahren gesperrt ist. Am Sonntag, 12. September, wird es eine Ausnahme geben: Zum Tag des offenen Denkmals kann zumindest ein Teil des Bauwerks besichtigt werden. Dahinter steckt die Altaugsburg-Gesellschaft, die mit ihrer Aktion ein größeres Ziel verfolgt.
Der Verein, der sich dem Erhalt der Geschichte in Augsburg verschrieben hat, hat den Perlachturm seit Langem ins Herz geschlossen. Zur 2000-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1985 hatte die Altaugsburg-Gesellschaft
ihm ein Glockenspiel gespendet, das nun saniert und erweitert werden soll. Vorsitzendem Sebastian Berz schweben 19 weitere, kleine Glocken sowie eine neue Verteilung innerhalb des Turms vor. Was die Machbarkeit betrifft, hat er unter anderem den Glockensachverständigen des Bistums Augsburg, Pater Stefan Kling, zurate gezogen. Nur: Mit der stockenden Sanierung kam auch das Glockenprojekt vorerst zum Stillstand.
Denn im Perlach liegt mehr im Argen, als gedacht: Nicht nur das oberste Natursteingeschoss ist marode, auch dem Geländer der Betontreppe ist nach dem Gutachten eines Ingenieurbüros nicht mehr zu trauen. Besuchergruppen sind deshalb seit 2017 nicht mehr erlaubt. Die Sanierungskosten steigerten sich nach ersten Schätzungen auf sechs Millionen – Geld, das die Stadt nicht hat, weshalb sie frühestens mit einer Wiedereröffnung 2025 rechnet. Bei Bürgerinnen und Bürgern sorgte diese Ankündigung zuletzt für Unverständnis. Mit rund 40.000 Gästen im Jahr war der Perlach eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten.
Die Altaugsburg-Gesellschaft will sich diese Beliebtheit zunutze machen und Aktionen starten, um den Perlach trotz Schließung zu inszenieren. So wird am Denkmaltag ein Teil des Gebäudes samt seiner Terrassen
geöffnet (9.30 bis 17 Uhr), stündlich wird geführt. Um 11 und um 15 Uhr gibt es ein Kinderprogramm, wer gut Klavier spielen kann, darf sich eventuell auch ans Instrument setzen, von dem aus die Glocken im Turm bespielt werden. Ab nächster Woche wird es dann jeden Donnerstag um 12 Uhr ein Livespiel geben: Rita Marx und Tommy Konzmann dann die Glocken erklingen, die Augsburger dürfen sich Lieder wünschen (per Mail an: altaugsburg@freenet.de).
Berz kann sich darüber hinaus eine Beleuchtung des Turms oder andere Aktionen vorstellen, die das Bewusstsein für den historischen Bau schärfen. Sukzessive will er so Geld für die Sanierung sammeln. Die Altaugsburg-Gesellschaft ist laut Berz dazu auch in Gesprächen mit Stadt und Regio Augsburg. Während sich der Verein um das Geld fürs Glockenspiel bemüht, will die Tourismusgesellschaft sich der Treppe annehmen. Das Architekturbüro
Jasarevic/Bachhuber hat sich Gedanken gemacht, wie diese aussehen könnte: Den Architekten schwebt vor, auf die bisher vorhandenen Zwischenebenen zu verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms besser erlebbar zu machen. Durch die Fenster sollen beim Aufstieg immer wieder auch Blicke auf die Stadt möglich sein. Die Treppe würde im Turm teils diagonal verlaufen und nicht mehr nur, wie bislang, entlang der Wände. Dort, wo bislang die Türmerstube ist, soll eine zentrale Wendeltreppe eingebaut werden, die mittig auf die Aussichtsplattform führt.
Ob diese Pläne wahr werden und wie schnell, wird sich zeigen. Laut Baureferat erfordert der technisch komplexe und denkmalgeschützte Turm noch einige Abstimmungen insbesondere hinsichtlich der Statik. Von der Finanzierung will man in der Stadt vorerst gar nicht sprechen. Im aktuellen Haushalt jedenfalls findet sie sich nicht. »Kommentar