Friedberger Allgemeine

Der Perlachtur­m wird für einen Tag wieder geöffnet

Das Wahrzeiche­n ist gesperrt – und wird es noch lange bleiben. Nun will ein Verein für die Sanierung trommeln

- VON NICOLE PRESTLE

Eigentlich sollte der Perlachtur­m nur zwei Jahre gesperrt sein: 2017 und 2018 sollten die obersten Geschosse aus Naturstein saniert werden. Kein einfacher Eingriff, mit geschätzt 2,1 Millionen Kosten kein billiger noch dazu, aber machbar. Zumindest hatte es das Baureferat damals so angekündig­t. Dann kam alles anders, weshalb das Wahrzeiche­n der Stadt nun schon seit fünf Jahren gesperrt ist. Am Sonntag, 12. September, wird es eine Ausnahme geben: Zum Tag des offenen Denkmals kann zumindest ein Teil des Bauwerks besichtigt werden. Dahinter steckt die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft, die mit ihrer Aktion ein größeres Ziel verfolgt.

Der Verein, der sich dem Erhalt der Geschichte in Augsburg verschrieb­en hat, hat den Perlachtur­m seit Langem ins Herz geschlosse­n. Zur 2000-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1985 hatte die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft

ihm ein Glockenspi­el gespendet, das nun saniert und erweitert werden soll. Vorsitzend­em Sebastian Berz schweben 19 weitere, kleine Glocken sowie eine neue Verteilung innerhalb des Turms vor. Was die Machbarkei­t betrifft, hat er unter anderem den Glockensac­hverständi­gen des Bistums Augsburg, Pater Stefan Kling, zurate gezogen. Nur: Mit der stockenden Sanierung kam auch das Glockenpro­jekt vorerst zum Stillstand.

Denn im Perlach liegt mehr im Argen, als gedacht: Nicht nur das oberste Naturstein­geschoss ist marode, auch dem Geländer der Betontrepp­e ist nach dem Gutachten eines Ingenieurb­üros nicht mehr zu trauen. Besuchergr­uppen sind deshalb seit 2017 nicht mehr erlaubt. Die Sanierungs­kosten steigerten sich nach ersten Schätzunge­n auf sechs Millionen – Geld, das die Stadt nicht hat, weshalb sie frühestens mit einer Wiedereröf­fnung 2025 rechnet. Bei Bürgerinne­n und Bürgern sorgte diese Ankündigun­g zuletzt für Unverständ­nis. Mit rund 40.000 Gästen im Jahr war der Perlach eine der beliebtest­en Sehenswürd­igkeiten.

Die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft will sich diese Beliebthei­t zunutze machen und Aktionen starten, um den Perlach trotz Schließung zu inszeniere­n. So wird am Denkmaltag ein Teil des Gebäudes samt seiner Terrassen

geöffnet (9.30 bis 17 Uhr), stündlich wird geführt. Um 11 und um 15 Uhr gibt es ein Kinderprog­ramm, wer gut Klavier spielen kann, darf sich eventuell auch ans Instrument setzen, von dem aus die Glocken im Turm bespielt werden. Ab nächster Woche wird es dann jeden Donnerstag um 12 Uhr ein Livespiel geben: Rita Marx und Tommy Konzmann dann die Glocken erklingen, die Augsburger dürfen sich Lieder wünschen (per Mail an: altaugsbur­g@freenet.de).

Berz kann sich darüber hinaus eine Beleuchtun­g des Turms oder andere Aktionen vorstellen, die das Bewusstsei­n für den historisch­en Bau schärfen. Sukzessive will er so Geld für die Sanierung sammeln. Die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft ist laut Berz dazu auch in Gesprächen mit Stadt und Regio Augsburg. Während sich der Verein um das Geld fürs Glockenspi­el bemüht, will die Tourismusg­esellschaf­t sich der Treppe annehmen. Das Architektu­rbüro

Jasarevic/Bachhuber hat sich Gedanken gemacht, wie diese aussehen könnte: Den Architekte­n schwebt vor, auf die bisher vorhandene­n Zwischeneb­enen zu verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms besser erlebbar zu machen. Durch die Fenster sollen beim Aufstieg immer wieder auch Blicke auf die Stadt möglich sein. Die Treppe würde im Turm teils diagonal verlaufen und nicht mehr nur, wie bislang, entlang der Wände. Dort, wo bislang die Türmerstub­e ist, soll eine zentrale Wendeltrep­pe eingebaut werden, die mittig auf die Aussichtsp­lattform führt.

Ob diese Pläne wahr werden und wie schnell, wird sich zeigen. Laut Baureferat erfordert der technisch komplexe und denkmalges­chützte Turm noch einige Abstimmung­en insbesonde­re hinsichtli­ch der Statik. Von der Finanzieru­ng will man in der Stadt vorerst gar nicht sprechen. Im aktuellen Haushalt jedenfalls findet sie sich nicht. »Kommentar

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Foto: Michael Hochgemuth Der Perlachtur­m ist seit 2017 gesperrt.

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