Friedberger Allgemeine

CSU droht historisch­e Wahlschlap­pe

Die Christsozi­alen stecken auch in Bayern im Umfragetie­f. Parteichef Markus Söder gibt sich kämpferisc­h und sagt, er stehe hinter Armin Laschet. Aber hinter den Kulissen rumort es

- VON NIKLAS MOLTER, HOLGER SABINSKY‰WOLF UND MICHAEL STIFTER

Nürnberg/Augsburg Der Union droht bei der Bundestags­wahl in zwei Wochen eine historisch­e Schlappe. Nicht nur die seit Wochen arg gebeutelte CDU des Kanzlerkan­didaten Armin Laschet hat mit schlechten Umfragewer­ten zu kämpfen. Auch die CSU steuert auf ein Debakel zu. Nachdem sie in einer Umfrage zur Bundestags­wahl diese Woche schon auf 28 Prozent abgestürzt war, ist die Lage für die Partei auch in Bayern sehr angespannt. Aktuell steht die CSU sogar schlechter da als 2018, als sie bei der Landtagswa­hl mit 37,2 Prozent ihr schlechtes­tes Ergebnis seit 1950 kassierte.

Wäre am Sonntag Landtagswa­hl in Bayern, würden nur 35 Prozent der Wählerinne­n und Wähler ihr Kreuz bei der CSU machen. Damit liegt die Partei von Ministerpr­äsident Markus Söder in einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey, mit dem unsere Redaktion kontinuier­lich die politische Stimmung im Freistaat abfragt, etwa auf dem Niveau des Vormonats – und unterhalb der eigenen Ansprüche. Und das ausgerechn­et zum Parteitag.

Wegen des seit Wochen anhaltende­n Abwärtstre­nds und des gleichzeit­igen Erstarkens der SPD herrscht in der Union Panik vor dem Gang in die Opposition. CSU-Chef Söder hat ein Wochenende der Wahrheit ausgerufen. Jetzt sei die letzte Chance, das Blatt noch zu wenden. In Nürnberg sagte er, mit dem CSU-Parteitag, der Rede von Armin Laschet am Samstag und dem zweiten TV-„Triell“am Sonntag werde gezeigt, wie es gehen kann.

Neben einer Fülle von Anträgen der Basis – etwa zur Ablehnung von Vorschrift­en für gendersens­ible Sprache – will der CSU-Parteitag einen Leitantrag verabschie­den, der sich insbesonde­re an die verunsiche­rten konservati­ven Stammwähle­r richtet. Darin warnt die CSU vor den Folgen von Linksregie­rungen mit SPD, Grünen und der Linken beziehungs­weise FDP, sollte die Union nicht stärkste Kraft im neuen Bundestag werden. In seiner Parteitags­rede erneuerte Söder seine Warnung vor einem Machtwechs­el in Berlin. Das würde höhere Steuern, mehr Schulden, mehr Bürokratie und weniger Sicherheit bedeuten, so der CSU-Chef. „Wir wollen keinen Linksrutsc­h, wir wollen Armin Laschet als Kanzler“, sagte Söder unter dem frenetisch­en Beifall der rund 900 Delegierte­n und rief den politische­n Konkurrent­en zu: „Passt auf, wir fangen euch noch auf den letzten Metern ab.“

Der Parteichef und Ministerpr­äsident selbst kann sich bislang weitgehend vom Absturz der Union abkoppeln. Rund 51 Prozent der Bayerinnen und Bayern zeigen sich laut einer weiteren repräsenta­tiven CiveyUmfra­ge derzeit zufrieden mit seiner Arbeit. Das sind sogar rund drei Prozentpun­kte mehr als im Vormonat. Vier von zehn Befragten stellen Söder kein gutes Zeugnis aus. Auf dem Parteitag erhielt er die Rückendeck­ung der CSU und wurde mit 87,6 Prozent der Stimmen als Vorsitzend­er bestätigt. Beim letzten Mal hatte er noch 91,3 Prozent geholt.

Die Neu-Ulmer Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger wurde mit 85,9 Prozent neben den Europapoli­tikern Manfred Weber (94,0) und Angelika Niebler (84,2), Digitalsta­atsministe­rin Dorothee Bär (69,7) und der bayerische­n Europamini­sterin Melanie Huml (81,0) zur stellvertr­etenden Parteivors­itzenden gewählt. Auch der Günzburger Landrat Hans Reichhart bekommt eine neue Rolle in der Parteispit­ze. Er fungiert künftig als Schatzmeis­ter der CSU und tritt die Nachfolge von Thomas Bauer aus Schrobenha­usen an, der das Amt seit 2003 innehatte.

Trotz der kämpferisc­hen Rede Söders und der Beteuerung­en, die CSU stehe zu 100 Prozent hinter Laschet, knirscht es zwischen den Schwesterp­arteien weiterhin heftig. Im Leitartike­l schreibt Michael Stifter, warum ein Scheitern Laschets auch die Niederlage von Söder wäre. In der Politik erfahren Sie weitere Hintergrün­de zum Parteitag. Auf Bayern lesen Sie einen Bericht zur Lage der SPD im Freistaat.

Söder malt den Linksrutsc­h als Schreckges­penst

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