Friedberger Allgemeine

Es kehrt wieder Leben in die Bayern‰SPD ein

Die Umfragewer­te für die Sozialdemo­kraten gehen nach oben. Wie der Landesverb­and und eine Expertin das erklären

- VON MARIA HEINRICH

München Das Lächeln auf Arif Tasdelens Gesicht könnte nicht breiter sein, als der bayerische SPD-Generalsek­retär die jüngsten Umfragewer­te betrachtet. Im aktuellen BRBayern-Trend, bei dem die politische Stimmung im Freistaat vor der Bundestags­wahl abgefragt wurde, liegt seine Partei bei 18 Prozent. Damit hat die SPD ihre Umfragewer­te seit Juli verdoppelt. Einen nicht ganz so ausgeprägt­en Trend zeigt eine neue Umfrage unserer Redaktion in Zusammenar­beit mit dem Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey. Auf die Frage, wen die Bürgerinne­n und Bürger in Bayern wählen würden, wenn am Sonntag Landtagswa­hl wäre, antwortete­n 13 Prozent mit: SPD. Eine Steigerung von drei Prozentpun­kten im Vergleich zum August. „Angesichts solcher Werte macht der Wahlkampf im Moment natürlich sehr, sehr viel Spaß“, erzählt Arif Tasdelen.

Von solchen Zahlen hätte er sich im April, als er gerade zum Generalsek­retär gewählt worden war, nicht einmal träumen lassen, sagt Tasdelen im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ganz ehrlich: Damals habe ich innerlich die Trauerrede für den 26. September formuliert. Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn wir das Ergebnis der letzten Bundestags­wahl – das waren um die 15 Prozent – gehalten hätten.“Umso größer sei nun die Freude bei den Genossinne­n und Genossen. „Die guten Umfragen sind eine Bestätigun­g für unsere Arbeit. Aber natürlich sind sie auch wichtig für das Selbstwert­gefühl und die Stimmung in der Partei.“

Woran liegt es, dass die BayernSPD Boden gutmacht? Sind die Umfragewer­te allein Olaf Scholz und dem Bundestren­d zu verdanken? Oder ist dies bereits die Handschrif­t des neuen Führungste­ams im Landesverb­and, Florian von Brunn und Ronja Endres? „Dass wir uns verdoppelt haben, ist nicht nur unser Erfolg, das sind schon Olaf Scholz und die BundesSPD“, sagt Tasdelen. Die Parteimitg­lieder hätten durchaus gemerkt, dass es der neuen Führung gelungen sei, der Bayern-SPD wieder mehr Aufmerksam­keit zu verschaffe­n. „Die neue Führung ist sehr präsent und hat für eine geschlosse­ne Partei gesorgt“, betont der Generalsek­retär. „Aber Olaf Scholz hat es geschafft, dass die Partei wieder interessan­ter wird. An den Infostände­n stelle ich fest: Die Menschen kommen zu uns, sie sind neugierig, sie mögen uns wieder.“

Eine Beobachtun­g, die Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, auf Nachfrage durchaus bestätigen kann. „Die Bayern-SPD profitiert sicherlich vom Aufwärtstr­end der Bundespart­ei“, erklärt sie. „Allein schon dadurch, dass die Partei von der Öffentlich­keit wieder mehr wahrgenomm­en wird. Es gab ja auch Zeiten, da war sie aus den Debatten des Freistaats fast verschwund­en.“Sie erinnert an die Umfragewer­te im einstellig­en Bereich in der Vergangenh­eit, als selbst CSU-Politiker der BayernSPD wünschten, dass sie sich wieder aufrappelt. „Man hat das Gefühl, es kehrt wieder Leben in die BayernSPD ein. Es bleibt aber abzuwarten, ob das von Dauer ist.“

Arif Tasdelen ist zuversicht­lich, dass sich seine Partei im Fahrwasser von Olaf Scholz erholen kann – vor allem dann, wenn dieser tatsächlic­h nach der Bundestags­wahl Kanzler wird. „Ich glaube, dass wir richtig davon profitiere­n könnten, auch im Hinblick auf die Landtagswa­hl 2023.“Und der Generalsek­retär vermutet auch, dass ein Kanzler Scholz in Berlin Auswirkung­en auf das gesamte Machtgefüg­e in Bayern haben könnte. „Bisher war es so, dass die Menschen, wenn sie etwas vom Freistaat oder vom Bund wollten, zu ihrem CSU-Abgeordnet­en oder ihrer CSU-Abgeordnet­en gegangen sind.“Zukünftig könnte es dann so sein, dass sie die SPD-Mandatsträ­gerinnen und -träger ansprechen werden, wenn es um Förderunge­n oder Ähnliches geht. „Das würde unseren Stellenwer­t heben.“

Auch Politikwis­senschaftl­erin Münch ist der Ansicht, dass ein Kanzler Scholz Auswirkung­en auf den politische­n Wettbewerb in Bayern haben könnte. Sie sagt: „Wenn die SPD tatsächlic­h den Kanzler stellen und die Union in die Opposition gehen würde, dann würde die Rivalität der Parteien in Bayern zunehmen.“

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Ursula Münch
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Arif Tasdelen

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