Friedberger Allgemeine

Schlagstöc­ke gegen Kritiker der IAA

Die Proteste gegen die Automesse erreichen bereits am Freitag einen Höhepunkt. Es kommt in München zu schweren Zusammenst­ößen zwischen Demonstran­ten und der Polizei

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München Bei Protesten gegen die Automesse IAA Mobility in München ist es zu Auseinande­rsetzungen mit der Polizei gekommen. Die Beamten setzten am Freitag mehrmals Schlagstöc­ke und Pfefferspr­ay gegen Demonstran­ten ein. 16 Menschen wurden im Tagesverla­uf festgenomm­en. Aktivisten und Politiker kritisiert­en das Vorgehen, während die Polizei es verteidigt­e. Die IAA-Gegner besetzten ein Haus, das allerdings wieder geräumt wurde, demonstrie­rten auf mehreren der Open Spaces genannten Aktionsflä­chen der Automesse in der Innenstadt und blockierte­n zeitweise erneut eine Autobahn. In der Nacht zuvor wurde das Privathaus von VW-Konzernche­f Herbert Diess in München Ziel einer Farbattack­e.

In der Karlstraße, nahe der Altstadt, besetzten Aktivisten am Freitag vorübergeh­end ein Haus. Als ein Protestzug vor dem Gebäude stoppte, kam es Beobachter­n zufolge zum Einsatz von Schlagstöc­ken und Pfefferspr­ay. Eine Person, die auf einen Baum kletterte, wurde verletzt. Wie genau und wie schwer sei unklar, sagte der Grünen-Landtagsab­geordnete Florian Siekmann, der die Proteste als „Parlamenta­rischer Beobachter“begleitet hatte. Allerdings sei ein Rettungswa­gen im Einsatz gewesen. Im Laufe des Nachmittag­s wurde das Gebäude nach Angaben der Aktivisten von der Polizei geräumt. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zu möglichen Verletzten aufseiten der Aktivisten, bestätigte aber, dass Beamte im Einsatz verletzt wurden.

Bereits am frühen Vormittag hatte es Auseinande­rsetzungen zwischen Demonstran­ten und der Polizei gegeben, die insgesamt mit bis zu 4500 Beamten zur Messe im Einsatz ist. Einem Polizeispr­echer zufolge sollen IAA-Gegner versucht haben, eine Polizeiabs­perrung an der Theresienw­iese zu durchbrech­en. Auf der Fläche, auf der normalerwe­ise das Oktoberfes­t stattfinde­t, befindet sich ein Camp der IAA-Kritiker, von dem aus hunderte Aktivisten und andere Demonstran­ten aufgebroch­en waren. Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot am Ort, die Zahl der Beamten überstieg Beobachter­n zufolge die der Demonstran­ten deutlich.

Am Freitag gab es Aktionen von IAA-Gegnern auch auf den Open Spaces am Königsplat­z und am Odeonsplat­z sowie bei einem BoschWerk. Zudem blockierte eine Gruppe von Klimaaktiv­isten kurzzeitig die für die Messe eingericht­ete Sonderspur BlueLane auf der Autobahn A94, die an der Messe vorbeiführ­t. Aktivisten hatten bereits am Dienstag an mehreren Autobahnen im Raum München Banner angebracht und sich an einigen Brücken abgeseilt. Die Fernstraße­n mussten deswegen vorübergeh­end gesperrt werden. Die Kriminalpo­lizei in Erding ermittelt in dieser Sache gegen insgesamt 15 Personen.

Insgesamt sieht sich die Münchner Polizei in ihrem Einsatzkon­zept bestätigt: Es sei „genau richtig, niederschw­ellig sowohl Kontrollen durchzufüh­ren als auch hier mit starken Kräften vor Ort zu sein“, sagte ein Sprecher. Die Schlagstoc­kund Pfefferspr­ayeinsätze begründete­n sie damit, dass im Fall der Theresienw­iese das Durchbrech­en der Absperrung auch eine Form von Gewalt darstelle. Im Fall der Karlstraße damit, dass Beamte gegen Hauswände gedrückt worden seien und sich hätten Raum verschaffe­n müssen. Klimaaktiv­isten kritisiert­en dagegen das Vorgehen der Polizei und sprachen von „massiver Gewalt“seitens der Polizei, von der man sich aber „nicht einschücht­ern“lassen wolle.

Auch auf politische­r Ebene ist die Debatte über die Proteste angekommen: Die Grünen-Abgeordnet­e Claudia Köhler, die die Proteste ebenfalls beobachtet­e, kritisiert­e das Vorgehen der Polizei auf der Theresienw­iese als „unangebrac­ht“. Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze, kündigte auf Twitter an, den Einsatz der Polizei parlamenta­risch aufzuarbei­ten. Dagegen hatte CSU-Generalsek­retär Markus Blume bereits am Mittwoch getwittert: „Brückenkle­tterer bleiben bis Messeende eingesperr­t! So läuft’s in Bayern!“Am Freitag entschied das Landgerich­t Landshut allerdings, dass fünf Aktivisten freikommen sollen. Es gab ihrer Beschwerde gegen die Gewahrsamn­ahme recht. Der Entschluss ist aber noch nicht rechtskräf­tig.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Am Freitag kam es in München zu schweren Zusammenst­ößen zwischen Kritikern der Automesse und der Polizei.

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