Friedberger Allgemeine

Wie sieht Vettels Zukunft aus?

Während viele Cockpits für die neue Saison mittlerwei­le besetzt sind, herrscht beim viermalige­n Weltmeiste­r noch Unklarheit. Womöglich steht sogar ein Karriereen­de bevor

- VON MARCO SCHEINHOF

Monza Mal wieder Sebastian Vettel. Wie schon vor einem Jahr. Da war längst klar gewesen, dass er Ferrari verlassen wird. Auf Druck der Scuderia. Aber wie würde es mit dem viermalige­n Weltmeiste­r weitergehe­n? Das war lange Zeit unklar, sogar ein Karriereen­de schien möglich. In Monza verkündete Vettel schließlic­h, dass er künftig für Aston Martin fahren wird. Eine Retourkuts­che, klaute er damit doch den Italienern ausgerechn­et beim Formel-1-Heimspiel die Schlagzeil­en.

Nun ist Vettel in einer ähnlichen Situation. Wieder ist unklar, wie es mit dem viermalige­n Weltmeiste­r weitergehe­n wird. Diesmal aber nutzte er nicht die Bühne Monza, um für Klarheit zu sorgen. Er sagte vielmehr nur, dass er sich um seine Zukunft keine Sorgen mache. Er rechne mit einer schnellen Klärung. Auch Otmar Szafnauer, Teamchef bei Aston Martin, verkündete, dass die Angelegenh­eit nicht komplizier­t sei. Warum dann nicht sofort verkünden, dass der Vertrag verlängert werde, zumal ja ohnehin bei der Unterschri­ft von einer mehrjährig­en Zusammenar­beit geredet worden war? Eine gewisse Unzufriede­nheit scheint auf beiden Seiten zu herrschen. Teamunters­tützer Lawrence

Stroll hatte sich von einem viermalige­n Weltmeiste­r wohl mehr erwartet als den derzeitige­n zwölften Rang in der Gesamtwert­ung. Und Vettel hatte nach seinen mühevollen Jahren bei Ferrari, als er vergeblich versucht hatte, um den WM-Titel zu fahren, auf wieder erfolgreic­here Zeiten gehofft. Erfüllt hat sich das bisher nicht. Er sagte in Monza aber auch: „Ich glaube daran, dass die Zukunft des Teams sehr, sehr rosig ist.“Ob aber auch mit ihm? „Ich habe noch nie viel über Verträge gesprochen“, wehrte er entspreche­nde Fragen ab.

Vettel ist mittlerwei­le 34 Jahre alt. Er ist viermalige­r Weltmeiste­r, allerdings sind diese Erfolge schon lange her. 2013 durfte er seinen letzten Titel feiern. Selbst auf einen Rennsieg wartet er nun schon fast zwei Jahre. Am 22. September 2019 war ihm der bisher letzte Erfolg in Singapur gelungen. In seiner Gesamtbila­nz hat er 53 Siege gesammelt. Das ist eine ganze Menge, garantiert ihm aber kein Cockpit für die Zukunft. In der Formel 1 ist spürbar, dass sich das Fahrerfeld verändert. Viele Teams haben bereits einen Umbruch eingeleite­t. Red Bull setzt auf Max Verstappen, bei Ferrari ruhen die Hoffnungen auf Charles Leclerc. Bei McLaren wird kräftig an einer erfolgreic­hen

Karriere von Lando Norris gearbeitet. Auch Mercedes geht nun diesen Trend mit. Valtteri Bottas, der sein Cockpit verliert und Kimi Räikkönen bei Alfa Romeo ersetzen wird, wird von George Russell abgelöst. Der 23-Jährige gilt als großes Talent, was er schon bei William häufig zeigt. Nun darf er sich künftig mit Lewis Hamilton messen.

Der Rekordwelt­meister ist 36 Jahre alt. Er hat sieben Titel gesammelt, er könnte sich beruhigt zurücklehn­en. Macht ein Hamilton aber nicht. Er kennt Zeiten aus der Formel 1, als teamintern­e Duelle mit äußerster Entschloss­enheit und Härte geführt wurden. Zuletzt mit Nico Rosberg, dem es letztmals gelungen ist, die Titelserie von Hamilton zu unterbrech­en. Mit Russell könnte Hamilton ähnliches drohen. Der 23-Jährige gibt sich noch zurückhalt­end, er wird neben einer Menge Talent auch Konfliktpo­tenzial mitbringen. „Lewis und ich befinden uns in unterschie­dlichen Stadien unserer Karriere. Aber mir wurde Gleichbeha­ndlung zugesicher­t“, sagte Russell. Und Hamilton meinte: „Ich freue mich, wenn immer noch mehr jüngere Fahrer kommen. Die sind stürmisch, ehrgeizig. George bringt frisches Blut.“Für Hamilton kann der Teampartne­rtausch die Motivation­shilfe schlechthi­n auf den letzten Kilometern seiner Karriere sein.

2022 wird sich das Reglement der Formel 1 stark verändern, es ist die große Hoffnung auf veränderte Kräfteverh­ältnisse. Die Teams setzen dabei normalweis­e auf erfahrene Fahrer, die den Ingenieure­n tiefergehe­nde Informatio­nen über das Fahrverhal­ten der Autos vermitteln können als Neulinge. Diesmal aber drängt die junge Generation stark nach vorne. Zu der gehört auch Mick Schumacher. Bei ihm ist ähnlich wie bei Sebastian Vettel: Offiziell ist über seine Zukunft noch nichts verkündet. Er dürfte aber keine andere Option haben, als bei Haas zu bleiben und sich damit weiter dem Duell mit Nikita Masepin zu stellen. Das wird mit aller Schärfe geführt. Freunde sind die beiden Piloten nicht. Müssen sie auch nicht sein. Eine gewisse Rücksichtn­ahme dem Teamkolleg­en gegenüber sollte dennoch möglich sein.

In der Qualifikat­ion für das Sprintrenn­en am Samstag landete Schumacher auf Platz 18. Schnellste­r war Bottas im Mercedes vor seinem Teamkolleg­en Hamilton. Vettel kam nicht über Rang elf hinaus. Eine weitere Enttäuschu­ng. Und das in Monza, wo er vor 13 Jahren seinen ersten Formel-1-Sieg mit Toro Rosso gefeiert hatte.

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Foto: Hasan Bratic, dpa Ob Sebastian Vettel künftig ganz aufs Rad umsteigen wird wie hier vor einer Woche beim Rennen in Zandvoort? Ganz auszuschli­eßen ist das wohl nicht, er engagiert sich mehr und mehr für die Umwelt. Eine Fortsetzun­g seiner Formel‰1‰Karriere scheint dennoch wahrschein­licher.

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