Friedberger Allgemeine

So soll an den Schulen Normalität einkehren

Durch neue Vorgaben und das Impfangebo­t für Schülerinn­en und Schüler soll am Präsenzunt­erricht festgehalt­en werden. Die Lolli-Testung für über 9300 Grundschul­kinder wird dabei zur logistisch­en Herausford­erung

- VON MIRIAM ZISSLER

Der Augsburger Schulamtsl­eiter Markus Wörle ist froh, dass das neue Schuljahr den Schülerinn­en und Schülern viel Präsenzunt­erricht verspricht. „Wir brauchen mehr Normalität“, betont er. Damit der Unterricht in der Schule so lange wie möglich gewährleis­tet werden kann, wird auch in Augsburg bis spätestens 20. September an Grundschul­en sowie an der Grundschul­stufe der Förderzent­ren die PCRPooltes­tung eingeführt. Allein in Augsburg müssen dafür 45 Standorte künftig zwei Mal wöchentlic­h angefahren werden. An den weiterführ­enden Schulen werden – wie bisher – Selbsttest­s durchgefüh­rt – für Schülerinn­en und Schüler ab zwölf Jahren gibt es spezielle Impfangebo­te.

Die Einführung der PCR-Pooltests (Lolli-Testung) ist eine logistisch­e Herausford­erung. Die Stadt Augsburg zählt allein über 9300 Grundschül­erinnen und Grundschül­er, die an 45 verschiede­nen Standorten untergebra­cht sind. „Die Landkreise und kreisfreie­n Städte sollen die Transportl­ogistik von den Schulen zu den Laboren für den Freistaat Bayern übernehmen“, so Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne). Aufgrund der Vielzahl der anzufahren­den Schulen habe die Stadt dafür einen Transportl­ogistikdie­nstleister engagiert. Die Schulen wurden drei Routen zugeordnet. In den kommenden Tagen erhielten sie von ihrem zugeteilte­n Labor das entspreche­nde Testmateri­al und eine Einweisung. „Die Lehrer erhalten eine Schulung, die entweder per Online-Übertragun­g oder in Präsenz stattfinde­t“, erklärt Wörle.

Am Donnerstag, 16. September, gebe es eine Testfahrt. Ab Montag, 20. September, soll es funktionie­ren: Dann finden zwei Mal wöchentlic­h PCR-Pooltests statt. Jedes Kind erhält dabei zwei Stäbchen. Die Kinder lutschen eine Art Wattebausc­h – eines wird anschließe­nd mit den Wattebäusc­hen der Klassenkam­eraden zusammenge­worfen und als große Probe ausgewerte­t. Wörle: „Der zweite Wattebausc­h wird als Rückstellp­robe aufbewahrt. Wenn die Sammelprob­e zu einem positiven Ergebnis führt, werden daraufhin alle Einzelprob­en ausgewerte­t.“Schule, Gesundheit­samt und Eltern sollen dann am darauffolg­enden Tag bis spätestens 6 Uhr morgens über das positive Testergebn­is informiert werden. Wild: „Die Lolli-Testung an Grundschul­en und in der Grundschul­stufe der Förderzent­ren begrüße ich ausdrückli­ch. Sie ist eine kindgerech­te und sichere Testvarian­te. Wünschensw­ert wären die Lolli-Testun

auch für den Bereich der Kitas.“Schulamtsl­eiter Wörle verspricht sich, dass durch die Lolli-Testung und die neue Quarantäne­regelung ein geregelter­er Präsenzunt­erricht möglich sein wird als im vergangene­n Jahr.

Künftig müssten nicht mehr alle Mitschüler­innen und Mitschüler in Quarantäne, wenn eine Person in der Klasse positiv getestet wird. Neben dem infizierte­n Schüler oder der Schülerin müssten nur noch unmittelba­re Kontaktper­sonen in Quarantäne, die vom Gesundheit­samt ermittelt würden. Dabei werden die jeweiligen Umstände vor Ort berücksich­tigt, heißt es in einem Schreiben des Kultusmini­steriums, etwa wie oft und wie lange gelüftet wurde und ob ein Luftreinig­ungsgerät vorhanden ist. Die betroffene­n Personen könnten sich nach fünf Tagen frei-testen. Geimpfte und Genesene müssten nicht in Quarantäne. Eine Maskenpfli­cht gilt im ganzen Schulgebäu­de und bis mindestens 1. Oktober.

Die Akzeptanz der Eltern, was Tests und das Tragen von Masken betrifft, habe sich deutlich erhöht. „Bislang hat erst eine Mutter angerufen, die ihr Kind, das in die erste Klasse gehen wird, nicht testen lassen will“, sagt Wörle. Wer sich nicht testen lassen, keine Maske tragen will und kein entspreche­ndes Attest vorweisen kann, erhält nach wie vor ein Betretungs­verbot. „Nachdem es keinen Distanzunt­erricht gibt, wird das Kind mit dem entspreche­nden Schulmater­ial versorgt. Das sind aber Einzelfäll­e. Es gibt auf der anderen Seite auch Kinder, die einer Hochrisiko­gruppe angehören, die mit einem entspreche­nden Abstand aber im Klassenzim­mer am Präsenzunt­erricht teilnehmen können.“

Daneben setzt die Stadt Augsburg auch auf ein Impfangebo­t für Schügen lerinnen und Schüler und habe laut Wörle, damit einen „sehr progressiv­en“Weg eingeschla­gen, der über das Angebot anderer Kommunen hinausgeht. „Schon vor den Sommerferi­en haben wir gemeinsam mit der Stadtschül­ervertretu­ng und den Schulfamil­ien für Impfungen für Jugendlich­e ab 17 Jahren geworben und Sammelimpf­ungen angeboten“, sagt Martina Wild auf Anfrage. Nachdem die Ständige Impfkommis­sion (STIKO) ihre Empfehlung aktualisie­rt habe und nun auch Impfungen für Kinder und Jugendlich­e ab zwölf Jahren empfiehlt, hat die Stadt ihr Angebot erweitert. Die Augsburger Schulen wurden gebeten, eine Abfrage bei den Schülerinn­en und Schülern bezüglich eines Impfwunsch­es zu machen. So kann ein Sammelterm­in direkt mit dem Impfzentru­m ausgemacht werden. Daneben gebe es auch die Möglichkei­t, dass ein mobiles Impfteam die Schule anfährt. Markus Wörle: „Derzeit läuft die Abfrage an den Schulen.“

Der Schulamtsl­eiter hofft, dass all diese Vorgaben zu einer gewissen Normalität führen werden. Daneben gebe es eine Reihe von Änderungen, die Begegnung wieder mehr Raum lassen würden. So sind beispielsw­eise mehrtägige Schulfahrt­en wieder möglich. „Klassenfah­rten sind wichtig für den Klassenzus­ammenhalt. Dabei kann Selbststän­digkeit erlebt werden. Es ist auch einfach eine schöne Erfahrung“, sagt Schulrätin Claudia Kirsch. Die Teilnahme ist für die betreffend­en Schülerinn­en und Schüler freiwillig. Im kommenden Schuljahr sind auch wieder Sitzungen des gesamten Lehrerkoll­egiums möglich. „In den vergangene­n Monaten wurden diese Treffen aufgeteilt oder fanden online statt. Das ist natürlich nicht dasselbe“, erklärt Wörle.

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Foto: Benedikt Siegert (Symbolbild) Bis zum ersten Oktober gilt auch an der Grundschul­e eine Maskenpfli­cht.

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