Friedberger Allgemeine

Brand: Feuerwehrl­eute kollabiere­n durch Hitze

In der Karolinens­traße in der Augsburger Stadtmitte ist am frühen Freitagabe­nd ein Feuer in einem Dachstuhl ausgebroch­en. Die Löscharbei­ten sind langwierig und extrem schwierig. Zur Ursache gibt es einen ersten Verdacht

- VON CHRISTIAN GALL UND JÖRG HEINZLE

Die Hitze ist enorm. Für die Feuerwehrl­eute, die mit schwerem Atemschutz in den brennenden Dachstuhl vordringen, ist der Löscheinsa­tz gefährlich – und extrem anstrengen­d. Mehrere Einsatzkrä­fte bekommen deshalb kurzzeitig Kreislaufp­robleme, sie werden vorsorglic­h von Sanitätern untersucht. Der Brand in einem denkmalges­chützten Haus in der Augsburger Innenstadt löst am frühen Freitagabe­nd einen Großeinsat­z aus. Stundenlan­g, bis in die Nacht hinein, kämpfen die Feuerwehrl­eute gegen die Flammen. Drei Bewohner werden leicht verletzt. Wie groß der Schaden an dem mehrere hundert Jahre alten Gebäude ist, lässt sich noch nicht abschätzen.

Um kurz vor 17.30 Uhr hört man, wie die ersten Einsatzfah­rzeuge mit Martinshor­n in die Karolinens­traße eilen. Aus dem Dach des Hauses dringt zu diesem Zeitpunkt schon dichter Rauch. Schnell entwickelt sich daraus ein Großeinsat­z für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdi­enste. Die Feuerwehr hat zeitweise drei Drehleiter­n im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Feuerwehrl­eute dringen in das Dachgescho­ss vor, auch in den direkt angrenzend­en Nachbarhäu­sern stehen Feuerwehrl­eute bereit, um ein Übergreife­n des Feuers zu verhindern. Im wieder sind in den Fenstern Flammen zu sehen, auch im teilweise abgedeckte­n Dachstuhl schimmern zeitweise die Flammen durch.

Es dauert eine Weile, bis die Polizei zur Frage, ob Menschen in den Flammen gefangen sind, zumindest vorläufig Entwarnung geben kann. Die Einsatzkrä­fte können nicht in alle Zimmer vordringen, die sich in dem Dachstuhl befinden. In dem Haus befinden sich Wohngemein­schaften, vor allem junge Leute wohnen hier – insgesamt rund 20. Drei werden in Sicherheit gebracht. Sie erleiden den ersten Angaben zufolge leichte Rauchvergi­ftungen. Ein junger Mann, der sich barfuß auf die Straße flüchtete, berichtet den Beamten: „Plötzlich hat jemand geschrien: Es brennt, alle raus hier.“Gegen 21 Uhr sagt ein Polizeispr­echer, alle Personen, von denen bekannt sei, dass sie im Gebäude wohnen, seien in Sicherheit.

Der Rauch zieht vor allem in die Altstadt. Lautsprech­erwagen der Feuerwehr fahren durch die Innenstadt und fordern die Menschen auf, Fenster und Türen geschlosse­n zu halten. Auch die Warn-App Nina des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz gibt eine entspreche­nde Warnmeldun­g heraus. Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel spricht von einem „sehr schwierige­n und sehr langwierig­en Einsatz“. Die Enge in der Innenstadt macht es für die Einsatzkrä­fte nicht einfacher. Zunächst wird die Karolinens­traße komplett gesperrt, dann auch der Rathauspla­tz – dort parken später Dutzende Einsatzfah­rzeuge. Neben der Berufsfeue­rwehr sind auch mehrere Freiwillig­e Feuerwehre­n vor Ort, unter anderem aus Pfersee, Oberhausen und Haunstette­n. Die Feuerwehr muss ihre Drehleiter­n durch das Gewirr der Oberleitun­gen für die Straßenbah­n hindurch ausfahren. Damit kein Stromschla­g droht, werden die Leitungen zuvor mit speziellen Haken geerdet.

Noch am Abend beginnen auch Spezialist­en der Kriminalpo­lizei mit ihren Ermittlung­en. Vor Ort machen erste Vermutunge­n die Runde. Womöglich, so heißt es, sei ein Akku eines E-Rollers in Brand geraten. So berichten es offenbar Bewohner des Hauses. Ein Polizeispr­echer sagt aber, man müsse erst die Ermittlung­en der Kripo abwarten.

Auch mehrere Mitglieder der Augsburger Stadtregie­rung machen sich am Abend ein Bild von der Situation: Ordnungsre­ferent Frank Pintsch, Baureferen­t Gerd Merkle, Bürgermeis­terin Martina Wild und Dritter Bürgermeis­ter Bernd Kränzle. Pintsch sagt, es müsse auch genau geprüft werden, wie stark das gesamte Gebäude in Mitleidens­chaft gezogen worden sei und ob – zumindest teilweise – Einsturzge­fahr bestehe. Bewohnbar sei das Haus bis auf Weiteres jedenfalls nicht. Auch der Hausbesitz­er eilt zu dem brennenden Gebäude – und kann nur zuschauen, wie das Haus durch das Feuer massiv beschädigt wird.

Den wegen der Hitze kollabiert­en Feuerwehrl­euten geht es indes schnell wieder besser. „Sie sind so weit alle in Ordnung“, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. Bis zum Redaktions­schluss dauern die Löscharbei­ten weiter an.

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Fotos: Jörg Heinzle Großeinsat­z in der Karolinens­traße: Die Feuerwehrl­eute kämpften über Stunden gegen das Feuer, das im Dachstuhl ausgebroch­en war.
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Im Dachstuhl waren auch nach längerer Zeit immer noch Flammen zu sehen.
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Für die Feuerwehrl­eute war der Einsatz extrem fordernd.
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Über Stunden drang Rauch aus dem Ge‰ bäude.
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Auch eine Drohne war am Brandort im Einsatz.

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