Brand: Feuerwehrleute kollabieren durch Hitze
In der Karolinenstraße in der Augsburger Stadtmitte ist am frühen Freitagabend ein Feuer in einem Dachstuhl ausgebrochen. Die Löscharbeiten sind langwierig und extrem schwierig. Zur Ursache gibt es einen ersten Verdacht
Die Hitze ist enorm. Für die Feuerwehrleute, die mit schwerem Atemschutz in den brennenden Dachstuhl vordringen, ist der Löscheinsatz gefährlich – und extrem anstrengend. Mehrere Einsatzkräfte bekommen deshalb kurzzeitig Kreislaufprobleme, sie werden vorsorglich von Sanitätern untersucht. Der Brand in einem denkmalgeschützten Haus in der Augsburger Innenstadt löst am frühen Freitagabend einen Großeinsatz aus. Stundenlang, bis in die Nacht hinein, kämpfen die Feuerwehrleute gegen die Flammen. Drei Bewohner werden leicht verletzt. Wie groß der Schaden an dem mehrere hundert Jahre alten Gebäude ist, lässt sich noch nicht abschätzen.
Um kurz vor 17.30 Uhr hört man, wie die ersten Einsatzfahrzeuge mit Martinshorn in die Karolinenstraße eilen. Aus dem Dach des Hauses dringt zu diesem Zeitpunkt schon dichter Rauch. Schnell entwickelt sich daraus ein Großeinsatz für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste. Die Feuerwehr hat zeitweise drei Drehleitern im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Feuerwehrleute dringen in das Dachgeschoss vor, auch in den direkt angrenzenden Nachbarhäusern stehen Feuerwehrleute bereit, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Im wieder sind in den Fenstern Flammen zu sehen, auch im teilweise abgedeckten Dachstuhl schimmern zeitweise die Flammen durch.
Es dauert eine Weile, bis die Polizei zur Frage, ob Menschen in den Flammen gefangen sind, zumindest vorläufig Entwarnung geben kann. Die Einsatzkräfte können nicht in alle Zimmer vordringen, die sich in dem Dachstuhl befinden. In dem Haus befinden sich Wohngemeinschaften, vor allem junge Leute wohnen hier – insgesamt rund 20. Drei werden in Sicherheit gebracht. Sie erleiden den ersten Angaben zufolge leichte Rauchvergiftungen. Ein junger Mann, der sich barfuß auf die Straße flüchtete, berichtet den Beamten: „Plötzlich hat jemand geschrien: Es brennt, alle raus hier.“Gegen 21 Uhr sagt ein Polizeisprecher, alle Personen, von denen bekannt sei, dass sie im Gebäude wohnen, seien in Sicherheit.
Der Rauch zieht vor allem in die Altstadt. Lautsprecherwagen der Feuerwehr fahren durch die Innenstadt und fordern die Menschen auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auch die Warn-App Nina des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz gibt eine entsprechende Warnmeldung heraus. Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel spricht von einem „sehr schwierigen und sehr langwierigen Einsatz“. Die Enge in der Innenstadt macht es für die Einsatzkräfte nicht einfacher. Zunächst wird die Karolinenstraße komplett gesperrt, dann auch der Rathausplatz – dort parken später Dutzende Einsatzfahrzeuge. Neben der Berufsfeuerwehr sind auch mehrere Freiwillige Feuerwehren vor Ort, unter anderem aus Pfersee, Oberhausen und Haunstetten. Die Feuerwehr muss ihre Drehleitern durch das Gewirr der Oberleitungen für die Straßenbahn hindurch ausfahren. Damit kein Stromschlag droht, werden die Leitungen zuvor mit speziellen Haken geerdet.
Noch am Abend beginnen auch Spezialisten der Kriminalpolizei mit ihren Ermittlungen. Vor Ort machen erste Vermutungen die Runde. Womöglich, so heißt es, sei ein Akku eines E-Rollers in Brand geraten. So berichten es offenbar Bewohner des Hauses. Ein Polizeisprecher sagt aber, man müsse erst die Ermittlungen der Kripo abwarten.
Auch mehrere Mitglieder der Augsburger Stadtregierung machen sich am Abend ein Bild von der Situation: Ordnungsreferent Frank Pintsch, Baureferent Gerd Merkle, Bürgermeisterin Martina Wild und Dritter Bürgermeister Bernd Kränzle. Pintsch sagt, es müsse auch genau geprüft werden, wie stark das gesamte Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden sei und ob – zumindest teilweise – Einsturzgefahr bestehe. Bewohnbar sei das Haus bis auf Weiteres jedenfalls nicht. Auch der Hausbesitzer eilt zu dem brennenden Gebäude – und kann nur zuschauen, wie das Haus durch das Feuer massiv beschädigt wird.
Den wegen der Hitze kollabierten Feuerwehrleuten geht es indes schnell wieder besser. „Sie sind so weit alle in Ordnung“, sagt Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel. Bis zum Redaktionsschluss dauern die Löscharbeiten weiter an.