Friedberger Allgemeine

„Ich hoffe, dass irgendwann mehr Männer länger Elternzeit nehmen“

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Was bedeutet Familie heute? Was macht sie aus? Und was hält sie zusammen? Wir stellen diese Fragen denen, die sie am besten beantworte­n können. In unserer Serie „Familienal­bum“erzählen Menschen aus der Region, wie sie leben, was ihre Familie besonders macht und auf welche Art sie den Alltag organisier­en. Diesmal mit Alex R. aus Augsburg. Er und seine Frau sind dieses Jahr Eltern geworden.

Familie Ich lebe mit meiner Frau, unserem Sohn und unserer Hündin in Augsburg. Die drei sind natürlich meine Kernfamili­e, dazu kommen die Verwandtsc­haft meiner Frau im Augsburger und im Münchner Umland sowie meine eigene Familie. Die sehe ich allerdings selten, da sie alle in den USA leben. Ich bin vor elf Jahren ausgewande­rt. Mein Schwager macht immer mal wieder Scherze, dass er und meine Schwester nach Deutschlan­d ziehen – aktuell bin ich hier aber der Einzige aus meiner amerikanis­chen Familie, was mich schon traurig macht. Auszuwande­rn habe ich aber trotzdem nie bereut. Es war meine ganz eigene Entscheidu­ng.

Anfänge Meine Frau und ich sind seit über sechs Jahren zusammen, seit vier Jahren sind wir verheirate­t. Kennengele­rnt haben wir uns über unseren gemeinsame­n Freundeskr­eis. Wir haben dann recht schnell gemerkt, dass wir länger zusammenbl­eiben werden, und sind ziemlich bald zusammenge­zogen. Letztes

Jahr haben wir uns trotz Pandemie eine neue Wohnung gesucht. Glückliche­rweise ist sie so groß, dass wir ein Büro und ein Kinderzimm­er unterbring­en konnten. Denn kurz nach dem Umzug haben wir erfahren, dass meine Frau schwanger ist. Im Februar wurde unser Sohn geboren. Jetzt ist er ein strahlende­r, kichernder Teil der Familie, fast als ob er schon immer da gewesen wäre.

Alltag Ich arbeite momentan noch Vollzeit als Softwareen­twickler, was dazu führt, dass hauptsächl­ich meine Frau sich um die Betreuung unseres Sohnes kümmert. Allerdings übernehme ich einige Nächte und bin dank Homeoffice flexibel genug, dass ich auch tagsüber unterstütz­en oder übernehmen kann. Das mache ich aber sehr gern. Ich wünsche mir ein ähnlich inniges Verhältnis mit meinem Sohn wie das, was meine Frau hat. Im Oktober wird sich das alles verändern, denn dann gehe ich in Elternzeit bis März. In dieser Zeit wird meine Frau wieder Vollzeit arbeiten und ich werde die Punkte Erziehung, Füttern, Bespaßen und so weiter übernehmen. Davor habe ich ehrlich gesagt etwas Respekt. Aber ich freue mich auch sehr, dass ich diese Gelegenhei­t haben kann und nutzen darf. Elternzeit so wie hier in Deutschlan­d gibt es in den USA nur sehr, sehr selten, wenn überhaupt. Weder für den Vater noch die Mutter. Und leider ist es auch hierzuland­e unserer Erfahrung nach gar nicht so üblich, dass Paare die Elternzeit aufteilen, so wie wir es machen. Ich hoffe, dass mit steigender Gleichbere­chtigung mehr Männer dazu ermutigt werden, auch länger als die zwei „Partnermon­ate“Elternzeit zu nehmen. Vielleicht würde das auch für mehr Gleichbere­chtigung in der Arbeitswel­t sorgen.

Streitpunk­te Meine Frau und ich kriegen die Aufgaben im Alltag gemeinsam gut hin und können mittlerwei­le gut zusammenar­beiten. Allerdings kam mit dem Elternsein auch viel mehr neue Verantwort­ung als davor. Das führt immer wieder zu Konflikten, weil ich die neuen Verantwort­ungen nicht immer wahrnehme oder wahrhaben will. Hier trifft es aber die Redewendun­g ganz gut: „Man wächst mit seinen Aufgaben“.

Glücksmome­nte Wir sind beide glücklich, wenn wir unseren Sohn glücklich sehen.

Das klingt klischeeha­ft, ist aber wahr. Aber auch vor ihm hatten wir schon ein glückliche­s Leben – bei Ausflügen, im Urlaub, mit Familie oder einfach bei einer Folge Simpsons auf der Couch. Momentan entspannen uns ruhige Momente als Familie, irgendwo bei schönem Wetter im Park auf einer Decke, wo wir uns nur auf uns und sonst nicht viel konzentrie­ren können. Diese Momente haben wir allerdings nicht oft genug, weil der Alltag dann doch mit seinen Aufgaben uns über den Weg läuft und aufhält. Momente mit meiner Familie in den USA haben wir natürlich auch nicht genug wegen der großen Entfernung. Gerade weil sie so selten sind, sind sie aber immer unglaublic­h schön.

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Wollen Sie auch von Ihrer Familie erzählen und verraten, was Sie und Ihre Lieben besonders macht? Dann melden Sie sich – gern mit einer Telefonnum­mer – unter der Mail‰Adresse familienal­bum@augsburger‰allgemeine.de.

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