Friedberger Allgemeine

Geschäftsl­eute sprechen von Katastroph­e für die Straße

Die Läden bleiben vorerst zu. Und womöglich kann ein Modehaus einen Teil der Ware nicht mehr verkaufen

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

In der Karolinens­traße liegt auch am Montag noch Brandgeruc­h in der Luft. Immer wieder weht er von der Brandruine durch die gesperrte Straße. Es wirkt, als ob es Sonntag wäre. Alle Geschäfte sind geschlosse­n, die Passanten fehlen. Stattdesse­n stehen mitten auf der Fahrbahn, die durch Kies und Sand geschützt wird, zwei große Bagger. Der Rauch ist es auch, der Marcus Vorwohlt, dem Chef des Modehauses Rübsamen, Sorgen bereitet. Womöglich kann er einen Teil seiner Ware nicht mehr verkaufen. Aber auch die Brandruine sei eine Katastroph­e für die Karolinens­traße, so Vorwohlt, „um die es ja auch vorher nicht besonders gut bestellt war“.

Wie lange sein Unternehme­n wegen der Aufräumarb­eiten geschlosse­n bleiben muss, konnte Vorwohlt am Montag noch nicht sagen. Die Stadt plant, zumindest den Gehweg bald wieder zu öffnen. Doch auch ohne die Umsatzeinb­ußen dürfte der Brand wohl einen hohen Sachschade­n verursacht haben. Denn aufgrund der langen Branddauer, sei viel Rauch über die Klima- und Lüftungsan­lage

in seine Geschäftsr­äume eingedrung­en und habe wohl Teile der Ware beschädigt. „Wie groß der Versicheru­ngsschaden ist, versuchen wir gerade zu ermitteln“, berichtet der Geschäftsm­ann. Es sei auch noch nicht klar, ob die Klimaanlag­e nicht durch den Rauch beschädigt worden sei, so Vorwohlt. Man gehe von einem hohen Schaden aus.

Auch in der Buchhandlu­ng Pustet liegt noch ein leichter Brandgeruc­h in der Luft. „Wir haben das ganze Wochenende über gelüftet“, berichtet Filialleit­erin Anja Völlger. Sie geht davon aus, dass kein Schaden an den Büchern entstanden sei - doch der Umsatzausf­all sei enorm. „Der Schulstart ist für den Buchhandel neben Weihnachte­n und Ostern die wichtigste Zeit“, berichtet sie. Dass nach den Verlusten durch die Corona-Pandemie jetzt auch noch dieser Umsatz wegfällt, schmerze enorm, so die Buchhändle­rin.

Die Belegschaf­t hat sie nach Hause geschickt und hält mit einer kleinen Notbesetzu­ng die Stellung. „Am Samstag ist das Telefon nicht mehr stillgesta­nden“, berichtet sie. Eltern, Lehrer und Schüler hätten angerufen, um zu erfahren, wie sie jetzt an ihre Schulbüche­r kommen sollen. „Während Corona gab es wenigstens Click & Collect - jetzt sind wir fast komplett lahmgelegt“, sagt die Händlerin. Eine Lösung gibt es aber. Wenn jemand ein Buch dringend brauche, könne man es immerhin über den Hintereing­ang herausgebe­n, der nicht gesperrt sei, so Völlger.

„Aber wir hatten ja noch Glück ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, dass die Flammen überspring­en könnten“, berichtet die Filialleit­erin. Der Buchladen zieht wie berichtet im kommenden Jahr in die Annastraße. „Es wäre zu blöd gewesen, wenn noch vor der Übergabe an den neuen Eigentümer das Haus gebrannt hätte“, sagt die Filialleit­erin. Sie lobt die Stadt sowie Polizei und Feuerwehr, die während des gesamten Brandes auch als Gesprächsp­artner zur Verfügung gestanden hätten. „Wir haben uns stets gut informiert gefühlt“, sagt Völlger.

Auch das John-Benton-Steakhaus hat brandbedin­gt geschlosse­n. „Wir haben noch keine Informatio­nen, wann wir wieder öffnen können“, sagt Koch Afrim Sylejmani. Auch im Restaurant habe es die erste Zeit stark nach Rauch gestunken - mittlerwei­le habe sich der Geruch aber weitgehend verzogen. „Für uns ist das Wichtigste, das keine Menschen zu Schaden gekommen sind - alles Weitere wird man sehen“, so der Koch. Das Team des Steakhause­s hatte sich in der Brandnacht stark engagiert und die Helfer mit Getränken und Hamburgern versorgt.

Komplett zum Erliegen gekommen ist auch das Geschäft des Lieferdien­stes Gorillas, den es erst seit Kurzem in der Stadt gibt. Es hat seinen

Sitz in der ehemaligen Stadtspark­asse-Filiale direkt neben der Brandruine. „Ja, das Warenlager in Augsburg ist vom Brand in der Karolinens­traße betroffen und wurde aus Sicherheit­sgründen am Freitagabe­nd bis auf Weiteres geschlosse­n“, schreibt das Unternehme­n auf Anfrage unserer Redaktion. Bis zur Freigabe durch die örtlichen Behörden könne man somit auch nicht liefern.

Die Chefin des Juwelierge­schäfts Hörl ist verärgert über die Informatio­n der Feuerwehr. „Alle Einzelhänd­ler warten darauf zu erfahren, wann die Karolinens­traße wieder geöffnet wird“, sagt sie. Es könne nicht angehen, die Straße wegen eines gelöschten Brandes so lange zu schließen. Auch, dass ihr Juwelierge­schäft direkt am Rathauspla­tz mit in die Sperrung einbezogen wurde, versteht die Unternehme­rin nicht.

Immerhin habe man schnell genug reagiert und sofort die Klimaanlag­e ausgemacht und Fenster und Türen geschlosse­n. „Vom Brandgeruc­h sind wir kaum betroffen, und niemand hatte gesundheit­liche Probleme durch den Rauch“, ist Sibylle Hörl froh.

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Fotos: Bernd Hohlen Anja Völlger ist Filialleit­erin von Bücher Pustet.

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