Friedberger Allgemeine

Mehr Grundschül­er brauchen flexible Betreuung

Der jahrelange Ausbau der gebundenen Ganztagskl­assen in Augsburg ist gestoppt, die offenen Angebote werden immer beliebter. An den Grundschul­en legen die Schülerzah­len zu

- VON ANDREA BAUMANN

Mit dem Rechtsansp­ruch für Grundschul­kinder auf Ganztagsbe­treuung kommen auf die Kommunen besondere Herausford­erungen zu. In Augsburg laufen Vorbereitu­ngen, um das Angebot auszubauen. Ab dem Schuljahr 2026/27 soll es zunächst für die Erstklässl­er einen Betreuungs­platz geben, jedes Jahr kommt eine weitere Jahrgangss­tufe dazu. Schon jetzt nehme die Stadt diese Entwicklun­g in die Pläne für ihre Bauvorhabe­n auf, so Schulamtsl­eiter Markus Wörle. „Im Herbst gibt es dazu auch Gespräche im Kultusmini­sterium.“

Bereits heute nutzen zahlreiche Familien die verschiede­nen Betreuungs­möglichkei­ten. Nach den Zahlen des Staatliche­n Schulamts nimmt an den Grund- und Mittelschu­len mit zusammen rund 14.200 Schülerinn­en und Schülern etwa jedes dritte Kind ein Angebot direkt an der Bildungsst­ätte in Anspruch. Rechnet man noch die externen Horte dazu, dürften rund 60 Prozent aller Mädchen und Jungen über den Unterricht hinaus versorgt werden.

Dabei scheint die Nachfrage nach den vor einigen Jahren noch so begehrten gebundenen Ganztagskl­assen abzunehmen. Im Bereich der Grundschul­en bleibt es aktuell noch bei 15 Standorten mit insgesamt 64 Klassen. Bei den Mittelschu­len haben jedoch sowohl die Standorte als auch die Anzahl der Klassen um je zwei abgenommen. Nach Einschätzu­ng des Schulamts ist manchen Familien die gebundene Ganztagskl­asse zu starr. Hier müssen die Kinder und Jugendlich­en Montag bis Donnerstag den ganzen Tag in der Schule verbringen, freitags ist früher Schluss. „Viele bevorzugen ein flexibles Betreuungs­angebot, damit das Kind am Nachmittag auch mal für den Sportverei­n Zeit hat“, sagt Dominik Dennerle, der stellvertr­etende Amtsleiter. Die Folge: An den Grundschul­en werden künftig fast 500 Mädchen und Jungen mehr als im Vorjahr in offenen Ganztagsgr­uppen bis 14 oder 16 Uhr betreut. Sechs weitere Schulen sind dazugekomm­en, die diese auch an einzelnen Tagen buchbare Variante anbieten. Die dritte Form, die sogenannte Mittagsbet­reuung, ist deutlich zurückgega­ngen. Dies hat laut Dennerle wohl auch mit den Kosten zu tun. Hier fallen Gebühren an, während bei den offenen und gebundenen Ganztagsan­geboten die Familien in aller Regel nur das Essen bezahlen.

Gebühren werden auch im Hort verlangt. Dass diese Betreuungs­form sehr gefragt ist, hängt mit den Öffnungsze­iten zusammen. Während die Angebote an den Schulen in den Ferien pausieren, decken die Horte einen guten Teil der unterricht­sfreien Zeit ab. Auch in Hinblick auf den

Rechtsansp­ruch plant die Stadt bei Baumaßnahm­en gleich Hortplätze mit. So sind in dem Neubau der Haunstette­r Johann-Strauß-Schule insgesamt acht Gruppen vorgesehen.

Zurück zum Schulstart, wo sich ein Bayerntren­d in Augsburg zu bestätigen scheint: Während die Anzahl der Mittelschü­ler (4883) im Vergleich zum Vorjahr stagniert, legen die Grundschul­en zu. 9314 Kinder werden ab Dienstag eine Augsburger Grundschul­e besuchen, 219 mehr als im vergangene­n Jahr. Allein 2422 Erstklässl­er zählt Augsburg. Die Zunahme habe mehrere Ursachen, angefangen von Zuzügen bis hin zu mehr Geburten, heißt es vonseiten des Schulamts. Ein besonderer Schülerans­tieg sei im Stadtteil Lechhausen festzustel­len, sagt Dennerle. Dass sich die Lage an der Grundschul­e Kriegshabe­r – im Sprengel liegt das Neubaugebi­et Reese-Areal – entspannt habe, liege an der nahe gelegenen neuen, von der katholisch­en Kirche betriebene­n Bischof-UlrichGrun­dschule.

Sowohl an den Grund- als auch den Mittelschu­len sind die Klassen minimal größer geworden. In den Jahrgangss­tufen 1 bis 4 werden im Schnitt etwa 20 Kinder gemeinsam unterricht­et, an der Mittelschu­le sind 19. Normalerwe­ise wären die Klassen um einiges stärker. Hier greift ein besonderes Instrument: In allen Jahrgangss­tufen einer Schule, in denen mehr als die Hälfte der Kinder Migrations­hintergrun­d hat, werden bei Bedarf zusätzlich­e Klassen gebildet, damit keine Klasse mehr als 25 Schüler hat. Das sind sehr viele, denn an den staatliche­n Grundschul­en beträgt der Migrations­anteil im Schnitt gut 66 Prozent, an den Mittelschu­len haben sogar fast 81 Prozent der Kinder und Jugendlich­en ihre Wurzeln im Ausland.

 ?? Foto: Jörg Carstensen, dpa (Symbolbild) ?? 2422 Mädchen und Buben in Augsburg beginnen am Dienstag ihre Schullaufb­ahn in der ersten Klasse. Das sind mehr als vergan‰ genes Jahr.
Foto: Jörg Carstensen, dpa (Symbolbild) 2422 Mädchen und Buben in Augsburg beginnen am Dienstag ihre Schullaufb­ahn in der ersten Klasse. Das sind mehr als vergan‰ genes Jahr.

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