Nach drei Landkreisen winkt das Paradies
Sportliche Rennradler wie Luis Fischer und Leo Wiedemann kommen zwischen Zusmarshausen (Landkreis Augsburg), Röfingen (Landkreis Günzburg) und Glött (Landkreis Dillingen) voll auf ihre Kosten
Zusmarshausen Es spricht für ihre schwäbische Bescheidenheit, wenn sich Luis Fischer und Leo Wiedemann als „Schönwetter-Fahrer“bezeichnen. Der eine (Fischer) war nicht nur bei zahlreichen Radmarathons am Start, der andere (Wiedemann) hat bis zum Treffpunkt am Sportgelände in Zusmarshausen bereits 15 Kilometer Anfahrt von seinem Wohnort im Ustersbacher Ortsteil Osterkühbach hinter sich. Zusammen wollen die beiden Radfreunde, die seit über 15 Jahren zusammen mit einer
Clique um Karl Sendlinger auf die
Piste gehen, mit dem Rennrad am Rande der westlichen Wälder durch drei Landkreise pedalieren – und dabei unsere Leserinnen und Leser mitnehmen.
Wenn sie bei gemeinsam Radurlauben in Italien oder Mallorca unterwegs sind, sprechen sie von Cappuccinooder Espresso-Touren. Um eine Cappuccino-Tour handelt es sich, wenn es durch die drei Landkreise Augsburg, Günzburg und Dillingen und schließlich kurz vor dem Ziel noch durchs Paradies geht. „Zum Mittagessen ist man wieder zu Hause“, erklärt Leo Wiedemann lachend. Und los geht’s!
Radmarathon am großen Arber mit 3800 Höhenmeter
Die Radler überqueren die Straße und fahren über die Römerstraße Richtung Westen vorbei an Friedensdorf, Wollbach, immer auf dem Radweg neben der B10 Richtung Ulm. Bei Wollbach kommt eine lange Steigung mit circa acht Prozent. Für Luis Fischer ist das kein Problem. Er hat schon den Arber-Radmarathon mit 252 Kilometer und 3800 Höhenmetern bei Regen und Kälte absolviert. Zudem war der 56-Jährige regelmäßig bei den Marathons im Rahmen der Radtourenfahrten in Dinkelscherben unterwegs. Die gibt es mittlerweile zu seinem Bedauern nicht mehr. „Nach einem schweren Unfall bei einer Radtourenfahrt in Aichach hat es wahnsinnige Auflagen gegeben, sodass es nur noch wenige dieser Events gibt“, weiß Fischer.
Bevor er sich so regelmäßig aufs Rad geschwungen hat, war der gebürtige Steinekircher, der jetzt in Gabelbach wohnt, Fußballer mit Leib und Seele. In der Jugend hat er beim TSV Dinkelscherben gespielt. 1985 ist der dann zum TSV Zusmarshausen gewechselt, hat dort mit Koryphäen wie Jürgen Schmidt oder Erik Kutke zusammen den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. „Dafür war ich dann aber nicht mehr gut genug“, lacht der Vater von drei Kindern.
Beruflich ist Fischer bei einer
Maschinenbaufirma in Hollenbach (Landkreis Aichach) als Industriemechaniker tätig. Immer, wenn es geht, fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das sind immerhin 45 Kilometer. „Um fünf Uhr in der Früh geht’s los“, verrät er mit einem Augenzwinkern.
An diesem wunderschönen Sonntag ist es schon bald zehn Uhr, als die Radler am Waldende den Landkreis Augsburg verlassen und in den Landkreis Günzburg wechseln. Am Ende von Glöttweng ist eine kurze Steigung zu erklimmen, dann geht es auf dem Höhenweg weiter nach Roßhaupten und dann nach Röfingen. In der Mitte des Ortes fährt man rechts und nach 500 Meter biegt man am Ortsende rechts ab auf den Radweg Richtung Lauingen. „In Haldenwang wohnen am Südhang die Neureichen von Burgau“, witzeln die beiden Fahrer angesichts der stolzen Bauwerke.
Am Ortsanfang von Haldenwang fahren wir rechts mit leichter Steigung Richtung Hafenhofen. Dort gibt es etwas, was man heutzutage nicht mehr so oft sieht: Einen schönen Dorfweiher mit Springbrunnen.
Oben angekommen rollt man an Hafenhofen vorbei immer bergab durch Eichenhofen weiter nach Winterbach. Am Ortsende geht es auf dem Radweg weiter nach Waldkirch. Diesen Ortsteil von Burgau, in dem ein Schützenverein zuhause ist, der in der Bundesliga schießt, streifen wir nur ganz kurz und biegen am Ortsende ab Richtung Glött. Nach 600 Meter wechselt man in den Landkreis Dillingen über.
Nach der Ortsdurchfahrt Glött am Ortsende nach circa 500 Meter und Überquerung der Staatsstraße geht es nun eine ebene Tempostrecke im Donautal über Weisingen nach Holzheim.
Formidable Teerstrecken erfreuen vor allem Leo Wiedemann. „Der fährt oft auf seinen eigenen Radwegen“, scherzen seine Freunde, denn der 61-Jährige ist kaufmännischer Geschäftsführer im Vorstand einer großen Straßenbaufirma aus Ziemetshausen. Nicht nur das. Oft wird er von seinen Radlerfreunden im Flachs auch als „Bürgermeister von Osterkühbach“bezeichnet. Dort lebt er mit seiner Familie. „Das sind nur fünf Häuser“, lacht der ehemalige Fußballer, der früher viele Jahre beim TSV Ustersbach gespielt hat und noch heute in der Vorstandschaft als Ehrenamtsbeauftragter fungiert. Noch immer jagt er in einer Hobbymannschaft dem runden Leder hinterher.
Jetzt geht es aber erst mal wieder mit Rad bergauf. Wer es lieber anspruchsvoller will, kann am Ortsanfang von Glött rechts dem Wegweiser Altenbaindt-Weisingen folgen. Da ist ein langer Anstieg zu meistern. Die Sprinter fahren eben die ebene Variante.
In der Ortsmitte von Holzheim folgt man dem Hinweis rechts ab Richtung Welden beziehungsweise zur Autobahn A8. Am Ortseingang von Holzheim geht es vorbei am Pferdegestüt und Reitturnierplatz circa 1,5 Kilometer auf dem Radweg mit 7-prozentiger Steigung hoch gerade aus bis Ellerbach. Achtung, aufgepasst! Nach der schönen Abfahrt geht es nach dem Autohändler links ab Richtung Villenbach. Jetzt beginnt der schönste Teil der Tour: das Paradies. Denn nun durchfährt man das schöne Paradiestal entlang dem kleinen Mollenbach. Dabei streift man den Weiler Beuren und folgt den Radsymbolen bis Villenbach.
In Villenbach fährt man links ungefähr 300 Meter Richtung Wertingen und biegt dann nach rechts Richtung Rischgau ab. Dort geht es nach 100 Metern rechts nach Altenmünster. Auf guten Nebenwegen, dem Zusam-Radweg, weiter nach Hegnenbach. Nun befinden sich die Radler wieder im Landkreis Augsburg. Weiter nach Zusamzell folgt man den Radsymbolen nach Altenmünster über den Weiler Weldishof. In der Ortsmitte von Altenmünster beim Bräustüberl fährt man bis zum Ortsende Richtung Zusmarshausen auf dem Radweg durch Unterschöneberg und Wörleschwang. Auch hier zeigt sich Leo Wiemann wieder sehr zufrieden mit dem von seiner Firma ausgebrachten Belag. Nach der Überfahrt der Autobahn A 8, vorbei an der größten E-Tankstelle Deutschlands, erreicht man wieder den Ausgangspunkt am Parkplatz des Schul- und Sportgelände Zusmarshausen. Und diesmal war kein E-Bike beteiligt.
● Fazit: Eine interessante, mittelschwere Rennrad-Tour in schöner, abwechslungsreicher Landschaft mit wenig Anstiegen, die stets auf Asphalt über viele ruhige Seitenund Radwege führt. Bietet sich in erster Linie für sportliche Radler an, da Teilstrecken zum Schnellfahren einladen. Kann aber durchaus auch mit City-, Trekking- oder Mountainbike befahren werden.