Friedberger Allgemeine

Nach drei Landkreise­n winkt das Paradies

Sportliche Rennradler wie Luis Fischer und Leo Wiedemann kommen zwischen Zusmarshau­sen (Landkreis Augsburg), Röfingen (Landkreis Günzburg) und Glött (Landkreis Dillingen) voll auf ihre Kosten

- VON OLIVER REISER

Zusmarshau­sen Es spricht für ihre schwäbisch­e Bescheiden­heit, wenn sich Luis Fischer und Leo Wiedemann als „Schönwette­r-Fahrer“bezeichnen. Der eine (Fischer) war nicht nur bei zahlreiche­n Radmaratho­ns am Start, der andere (Wiedemann) hat bis zum Treffpunkt am Sportgelän­de in Zusmarshau­sen bereits 15 Kilometer Anfahrt von seinem Wohnort im Ustersbach­er Ortsteil Osterkühba­ch hinter sich. Zusammen wollen die beiden Radfreunde, die seit über 15 Jahren zusammen mit einer

Clique um Karl Sendlinger auf die

Piste gehen, mit dem Rennrad am Rande der westlichen Wälder durch drei Landkreise pedalieren – und dabei unsere Leserinnen und Leser mitnehmen.

Wenn sie bei gemeinsam Radurlaube­n in Italien oder Mallorca unterwegs sind, sprechen sie von Cappuccino­oder Espresso-Touren. Um eine Cappuccino-Tour handelt es sich, wenn es durch die drei Landkreise Augsburg, Günzburg und Dillingen und schließlic­h kurz vor dem Ziel noch durchs Paradies geht. „Zum Mittagesse­n ist man wieder zu Hause“, erklärt Leo Wiedemann lachend. Und los geht’s!

Radmaratho­n am großen Arber mit 3800 Höhenmeter

Die Radler überqueren die Straße und fahren über die Römerstraß­e Richtung Westen vorbei an Friedensdo­rf, Wollbach, immer auf dem Radweg neben der B10 Richtung Ulm. Bei Wollbach kommt eine lange Steigung mit circa acht Prozent. Für Luis Fischer ist das kein Problem. Er hat schon den Arber-Radmaratho­n mit 252 Kilometer und 3800 Höhenmeter­n bei Regen und Kälte absolviert. Zudem war der 56-Jährige regelmäßig bei den Marathons im Rahmen der Radtourenf­ahrten in Dinkelsche­rben unterwegs. Die gibt es mittlerwei­le zu seinem Bedauern nicht mehr. „Nach einem schweren Unfall bei einer Radtourenf­ahrt in Aichach hat es wahnsinnig­e Auflagen gegeben, sodass es nur noch wenige dieser Events gibt“, weiß Fischer.

Bevor er sich so regelmäßig aufs Rad geschwunge­n hat, war der gebürtige Steinekirc­her, der jetzt in Gabelbach wohnt, Fußballer mit Leib und Seele. In der Jugend hat er beim TSV Dinkelsche­rben gespielt. 1985 ist der dann zum TSV Zusmarshau­sen gewechselt, hat dort mit Koryphäen wie Jürgen Schmidt oder Erik Kutke zusammen den Aufstieg in die Bezirkslig­a geschafft. „Dafür war ich dann aber nicht mehr gut genug“, lacht der Vater von drei Kindern.

Beruflich ist Fischer bei einer

Maschinenb­aufirma in Hollenbach (Landkreis Aichach) als Industriem­echaniker tätig. Immer, wenn es geht, fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das sind immerhin 45 Kilometer. „Um fünf Uhr in der Früh geht’s los“, verrät er mit einem Augenzwink­ern.

An diesem wunderschö­nen Sonntag ist es schon bald zehn Uhr, als die Radler am Waldende den Landkreis Augsburg verlassen und in den Landkreis Günzburg wechseln. Am Ende von Glöttweng ist eine kurze Steigung zu erklimmen, dann geht es auf dem Höhenweg weiter nach Roßhaupten und dann nach Röfingen. In der Mitte des Ortes fährt man rechts und nach 500 Meter biegt man am Ortsende rechts ab auf den Radweg Richtung Lauingen. „In Haldenwang wohnen am Südhang die Neureichen von Burgau“, witzeln die beiden Fahrer angesichts der stolzen Bauwerke.

Am Ortsanfang von Haldenwang fahren wir rechts mit leichter Steigung Richtung Hafenhofen. Dort gibt es etwas, was man heutzutage nicht mehr so oft sieht: Einen schönen Dorfweiher mit Springbrun­nen.

Oben angekommen rollt man an Hafenhofen vorbei immer bergab durch Eichenhofe­n weiter nach Winterbach. Am Ortsende geht es auf dem Radweg weiter nach Waldkirch. Diesen Ortsteil von Burgau, in dem ein Schützenve­rein zuhause ist, der in der Bundesliga schießt, streifen wir nur ganz kurz und biegen am Ortsende ab Richtung Glött. Nach 600 Meter wechselt man in den Landkreis Dillingen über.

Nach der Ortsdurchf­ahrt Glött am Ortsende nach circa 500 Meter und Überquerun­g der Staatsstra­ße geht es nun eine ebene Tempostrec­ke im Donautal über Weisingen nach Holzheim.

Formidable Teerstreck­en erfreuen vor allem Leo Wiedemann. „Der fährt oft auf seinen eigenen Radwegen“, scherzen seine Freunde, denn der 61-Jährige ist kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer im Vorstand einer großen Straßenbau­firma aus Ziemetshau­sen. Nicht nur das. Oft wird er von seinen Radlerfreu­nden im Flachs auch als „Bürgermeis­ter von Osterkühba­ch“bezeichnet. Dort lebt er mit seiner Familie. „Das sind nur fünf Häuser“, lacht der ehemalige Fußballer, der früher viele Jahre beim TSV Ustersbach gespielt hat und noch heute in der Vorstandsc­haft als Ehrenamtsb­eauftragte­r fungiert. Noch immer jagt er in einer Hobbymanns­chaft dem runden Leder hinterher.

Jetzt geht es aber erst mal wieder mit Rad bergauf. Wer es lieber anspruchsv­oller will, kann am Ortsanfang von Glött rechts dem Wegweiser Altenbaind­t-Weisingen folgen. Da ist ein langer Anstieg zu meistern. Die Sprinter fahren eben die ebene Variante.

In der Ortsmitte von Holzheim folgt man dem Hinweis rechts ab Richtung Welden beziehungs­weise zur Autobahn A8. Am Ortseingan­g von Holzheim geht es vorbei am Pferdegest­üt und Reitturnie­rplatz circa 1,5 Kilometer auf dem Radweg mit 7-prozentige­r Steigung hoch gerade aus bis Ellerbach. Achtung, aufgepasst! Nach der schönen Abfahrt geht es nach dem Autohändle­r links ab Richtung Villenbach. Jetzt beginnt der schönste Teil der Tour: das Paradies. Denn nun durchfährt man das schöne Paradiesta­l entlang dem kleinen Mollenbach. Dabei streift man den Weiler Beuren und folgt den Radsymbole­n bis Villenbach.

In Villenbach fährt man links ungefähr 300 Meter Richtung Wertingen und biegt dann nach rechts Richtung Rischgau ab. Dort geht es nach 100 Metern rechts nach Altenmünst­er. Auf guten Nebenwegen, dem Zusam-Radweg, weiter nach Hegnenbach. Nun befinden sich die Radler wieder im Landkreis Augsburg. Weiter nach Zusamzell folgt man den Radsymbole­n nach Altenmünst­er über den Weiler Weldishof. In der Ortsmitte von Altenmünst­er beim Bräustüber­l fährt man bis zum Ortsende Richtung Zusmarshau­sen auf dem Radweg durch Unterschön­eberg und Wörleschwa­ng. Auch hier zeigt sich Leo Wiemann wieder sehr zufrieden mit dem von seiner Firma ausgebrach­ten Belag. Nach der Überfahrt der Autobahn A 8, vorbei an der größten E-Tankstelle Deutschlan­ds, erreicht man wieder den Ausgangspu­nkt am Parkplatz des Schul- und Sportgelän­de Zusmarshau­sen. Und diesmal war kein E-Bike beteiligt.

● Fazit: Eine interessan­te, mittelschw­ere Rennrad-Tour in schöner, abwechslun­gsreicher Landschaft mit wenig Anstiegen, die stets auf Asphalt über viele ruhige Seitenund Radwege führt. Bietet sich in erster Linie für sportliche Radler an, da Teilstreck­en zum Schnellfah­ren einladen. Kann aber durchaus auch mit City-, Trekking- oder Mountainbi­ke befahren werden.

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Fotos: Marcus Merk Nachdem man die drei Landkreise Augsburg, Günzburg und Dillingen tangiert hat, winkt den Radlern zwischen Ellerbach und Villenbach eine Fahrt durchs Paradies. Aber auch hier bei Röfingen hat die von Rapsfelder­n eingerahmt­e Landschaft einiges zu bieten.
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Am Ortsende von Glöttweng ist eine leichte Steigung zu er‰ klimmen. Für erfahrene Radler ist das kein Problem.
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Als Tourguides betätigen sich die langjährig­en Radlerfreu­nde Luis Fischer und Leo Wiedemann.

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