Friedberger Allgemeine

Die SPD umwirbt die Mieter

In teuren Städten fünf Jahre keine Mieterhöhu­ng mehr: Olaf Scholz verspricht Entlastung und günstigen Wohnraum. Vermieter sollen CO2-Preis allein übernehmen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Mit weitreiche­nden Verspreche­n umwirbt SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz im WahlkampfE­ndspurt Menschen, die unter hohen Wohnkosten leiden. „Bezahlbare­s Wohnen für alle Bürgerinne­n und Bürger ist eine zentrale soziale Aufgabe unserer Zeit“, sagte Scholz gegenüber unserer Redaktion.

Überall in Deutschlan­d seien günstige Mietwohnun­gen Mangelware, viele Menschen könnten sich den Traum vom Eigenheim nicht mehr erfüllen. „Jeder zweite Haushalt in Deutschlan­ds Städten hat Anspruch auf einen Wohnberech­tigungssch­ein. Das zeige, wie viele Menschen wenig verdienen. Scholz weiter: „Damit Mieten und Kaufpreise weniger stark steigen, müssen in ganz Deutschlan­d 400000 neue Wohnungen entstehen, darunter mindestens 100 000 öffentlich geförderte Wohnungen.“Scholz ist sicher: „Das ist kein Hexenwerk - wir müssen nur wollen.“Er kündigte an, ein „Bündnis für Wohnen aus Bundesregi­erung, Ländern und Kommunen, Wohnungsun­terneh

Bauwirtsch­aft sowie Mieterund Vermieterv­erbänden“zu schmieden. „Der Bund wird mit mir als Kanzler seine Investitio­nen in den sozialen Wohnungsba­u fortsetzen“, verspricht er.

In einem Fünf-Punkte-Programm, das unserer Redaktion vorliegt, hat die SPD ihre Pläne für den Bereich Bauen und Wohnen zusammenge­fasst. Eine wichtige Rolle nehmen dabei die Kommunen ein. Scholz: „In Hamburg habe ich als Bürgermeis­ter ein riesiges Wohnungsba­uprogramm organisier­t. Daher weiß ich um die Schlüsselr­olle der Kommunen. Das brauchen wir im ganzen Land.“Teils gegen breiten Widerstand von CDU und CSU und der Immobilien­wirtschaft seien in Hamburg neue Möglichkei­ten geschaffen worden. „Zum Beispiel, dass die Kommunen entscheide­n können, dass Mietwohnun­gen nicht in Eigentum umgewandel­t werden können“, sagt Scholz.

Dabei bräuchten die Kommunen aber auch die Unterstütz­ung der Länder, die entspreche­nde Verordnung­en beschließe­n und den Kommunen mehr Gestaltung­sspielraum geben müssen. „In Bayern und Nordrhein-Westfalen geschieht das leider noch nicht“, kritisiert Scholz.

Für Vermieter bergen die Pläne der SPD einigen Zündstoff. In dem Papier heißt es: „Wir werden ein Mietenmora­torium für angespannt­e Wohnungsmä­rkte einführen und gesetzlich festschrei­ben, dass die Mieten in den nächsten fünf Jahren nur wenig steigen dürfen.“Geht es nach den Sozialdemo­kraten, wird zudem die Mietpreisb­remse auf Dauer festgeschr­ieben. „Schlupflöc­her“,

etwa für möblierte Wohnungen, die nicht der Preisbindu­ng unterliege­n, sollen geschlosse­n werden. Die Mehrkosten durch den neu eingeführt­en CO2-Preis sollen dem SPD-Vorhaben zufolge künftig allein vom Vermieter bezahlt werden müssen. Mit dieser Forderung geht die SPD weit über ihre bisherige Forderung hinaus: Eine Aufteilung der Kosten zwischen Mieter und Vermieter war kürzlich am Widermen, stand des Koalitions­partners Union gescheiter­t. CDU und CSU argumentie­ren, dass Vermieter ja keinen Einfluss darauf haben, wie viel tatsächlic­h geheizt wird. So tragen weiter allein die Mieter die Kosten.

Das soll sich schnell ändern, fordert die SPD: „Nur so schafft der CO2-Preis auch einen Anreiz für klimafreun­dliches Verhalten, denn nur die Eigentümer können energetisc­h sanieren und neue Heizungen einbauen lassen.“Scholz sagt: „Soziale Politik für Mieterinne­n und Mieter gibt es nicht von CDU/CSU, sie sehen sich auf der anderen Seite und nehmen Mega-Spenden aus der Immobilien­branche entgegen.“

Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) fordert darüber hinaus gesetzlich­e Maßnahmen, um das Umwandeln von Miet- in Eigentumsw­ohnungen zu bremsen. „Wir brauchen mehr Instrument­e, um Mieterinne­n und Mieter vor der Vertreibun­g zu schützen“, betonte er in einem Interview mit unserer Redaktion. „Ich habe einen ganzen Forderungs­katalog, den ich an die neue Bundesregi­erung geben werde.“

Mehr Geld für den sozialen Wohnungsba­u

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