Friedberger Allgemeine

Wieder Zäune vor US‰Kongress

Eine geplante Demonstrat­ion rechter Gruppen bringt die Republikan­er in Nöte. Der Protest erinnert an die Randale vom Januar

- VON THOMAS SPANG

Washington Diesmal schützen Zäune den Kongress bereits vor dem Aufmarsch der Rechten. Die Kapitol-Polizei zieht Konsequenz­en aus den Fehlern von Anfang des Jahres, als sie dem Ansturm tausender gewaltbere­iter Trump-Anhänger nichts entgegenzu­setzen hatte. So könnte sich die „Justice for J6“genannte Demonstrat­ion an diesem Samstag als großer Flop erweisen.

Jedenfalls hat das frühere Mitglied des Wahlkampft­eams von Donald Trump, Matt Braynard, der mit seiner Gruppe „Look Ahead America“als Veranstalt­er auftritt, Mühe, Redner für die Kundgebung zu finden. Nach Stand der Dinge wird kein Repräsenta­nt oder Senator der Republikan­er zu den Teilnehmer­n sprechen.

Cassie Miller vom „Southern Poverty Law Center“weiß aus der Beobachtun­g rechter Gruppen in den digitalen Netzwerken, dass sich die Euphorie bei der Rechten gelegt hat. Rechtsradi­kale Gruppen wie die „Proud Boys“warnten vor einer Falle, die Regierungs­behörden gesetzt hätten.

Der abgewählte Präsident, der seine Anhänger vor dem Sturm am 6. Januar aufgewiege­lt hatte, spielt während der Proteste Golf in seinem Club von Bedminster. Zwar verbreitet Trump weiterhin die Mär von den gestohlene­n Wahlen und nennt das Verhalten seiner Anhänger am 6. Januar als „friedlich und ausgesproc­hen zuvorkomme­nd gegenüber der Polizei“, gleichzeit­ig fürchtet er aber, dass ihm die Kundgebung politisch schaden könnte.

Ähnliche Bedenken quälen die republikan­ischen Führer im Kongress, die ihre Fraktionsm­itglieder dazu drängten, nicht an den Protesten teilzunehm­en. Der Grund liegt auf der Hand. Bei dem Sturm auf den Kongress waren mehr als 140 Polizisten zum Teil schwer verletzt worden. Fünf Personen kamen bei dem Coup-Versuch ums Leben. Die Aufständis­chen hatten vor dem Kapitol einen Galgen errichtet, der – wie sie erklärten – auf den „Verräter“Vizepräsid­enten Mike Pence warten würde. Nach Auswertung von mehr als 2900 Körper-KameraVide­os der Polizei verfügt die Staatsanwa­ltschaft über Beweismate­rial für rund 1000 gewalttäti­ge Angriffe auf die Sicherheit­skräfte. Gegen 600 Aufständis­che liegen bereits Klagen vor. Etwa die Hälfte davon muss sich wegen schwerer Straftaten verantwort­en.

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Foto: dpa Das Kapitol in Washington.

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