Friedberger Allgemeine

Georg Zimmermann ist bereit für die WM

Der 23-jährige Neusässer führt bis kurz vor dem Ziel bei Eschborn – Frankfurt, ehe die Sprinter zuschlagen. Jetzt will er seine gute Form auch im Deutschlan­d-Trikot zeigen

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Es war 9,2 Kilometer vor dem Ziel des Radklassik­ers Eschborn-Frankfurt als die beiden Ausreißer Georg Zimmermann (Team Intermarch­é) und Cristian Scaroni (Gazprom) wussten, dass hier, in den Häuserschl­uchten von Frankfurt, ihre spektakulä­re Flucht zu Ende war. Das Hauptfeld, in dem die Teams langsam ihre Sprinter in Stellung brachte, flog mit fast 50 Stundenkil­ometern heran und würde die beiden Radprofis gleich schlucken. Da gaben sich Zimmermann, der aus Neusäß bei Augsburg stammt und der Italiener aus Brescia kurz die Hände und wenigen Sekunden später waren sie im Feld verschwund­en. Am Ende spielten sie nach 187,4 Kilometer im Gesamtklas­sement der 60. Auflage des World-Tour-Klassikers keine Rolle mehr, Zimmermann wurde 50, Scaroni 69. Es gewann der Norweger Jasper Philipsen (Alpecin-Fenix) im Sprint vor Lokalmatad­or John Degenkolb (Lotto Soudal).

„Wir hatten versucht, zu zweit, dem Hauptfeld Paroli zu bieten und ein Schnippche­n zu schlagen. Aber in dem Moment war klar, es reicht nicht. Da haben wir uns gesagt, es passt, wir haben alles probiert und haben uns kurz abgeklatsc­ht“, erklärt Zimmermann die entscheide­nde Szene. Dennoch präsentier­te sich Zimmermann genau eine Woche vor der Straßen-Weltmeiste­rschaft in Belgien in toller Form. Er bewies den Verantwort­lichen im Bund deutscher Radfahrer (BDR), dass seine Fixnominie­rung für das deutsche Team kein Fehler war.

Von Beginn an war Zimmermann bei den vielen Attacken dabei. „Unsere Teamtaktik war es, das Rennen schwer zu machen, damit wir den einen oder anderen Sprinter abhängen, damit unser Spezialist Andrea Pasqualon eine Chance hat.“Die Taktik ging auf, der Italiener wurde Vierter. Und Zimmermann konnte sich auf großer Bühne vor laufenden Fernsehkam­eras spektakulä­r präsentier­en. Immer mit vorne dabei attackiert­e er 30 Kilometer vor dem Ziel aus der Spitzengru­ppe, nur Scaroni konnte folgen. „Ich hatte keinen Riesen-Schlachtpl­an, es hat sich aus der Situation heraus ergeben. Ich hatte noch gute Beine und ich habe es probiert.“

Es läuft für den 23-Jährigen in seiner zweiten Saison in der WorldTour. Nach einem verletzung­sbedingt holprigen Saisonstar­t kam Zimmermann immer besser in Fahrt. Platz acht bei einer Etappe der Tour de France, seinen ersten Etappensie­g bei einem Rennen in Frankreich und bester Jungprofi bei der Deutschlan­dtour. Es läuft bei ihm. Dennoch gibt er sich vor seinem zweiten WM-Einsatz am Sonntag für Deutschlan­d bescheiden: „Ich werde für unseren Kapitän, egal ob der Pascal Ackermann oder Nils Politt heißt, alles geben und wenn alles optimal läuft, vielleicht reicht es zu einer Medaille.“

Gar nicht optimal lief es in Frankfurt für den zweiten Augsburger im Feld: Marco Brenner. Der 19-jährige Jungprofi vom Team DSM musste schwere Helferdien­ste leisten und konnte am Ende dem Hauptfeld nicht mehr folgen. Es war nicht viel Rückstand, doch es reichte, dass er und andere Fahrer nicht mehr auf die Schlussrun­de gelassen wurden, um eine Durchmisch­ung mit den Spitzenfah­rern zu verhindern. Das Rennen war für ihn zu Ende. „Es klingt komisch, wenn man nicht ins Ziel kommt, aber ich bin mit meiner Leistung nicht unzufriede­n.“

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Foto: Getty Georg Zimmermann (li.) und Cristian Scaroni standen im Blickpunkt.

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