Friedberger Allgemeine

Krebs soll individuel­ler behandelt werden

Uniklinik Der Wissenscha­ftler Rainer Claus beschäftig­t sich mit personalis­ierten Therapien von Krebserkra­nkungen. Er ist einer der neuen Professore­n der Medizinfak­ultät. Viele sind schon da, weitere kommen bald

- VON EVA MARIA KNAB

Innovative Technologi­en sollen helfen, dass Krebskrank­e im Unikliniku­m Augsburg noch individuel­ler behandelt werden können. Die Universitä­t hat eine neue Professur für personalis­ierte Tumormediz­in und molekulare Onkologie eingericht­et. Dort will Krebsspezi­alist Prof. Rainer Claus dazu beitragen, Ergebnisse aus der Grundlagen­forschung in die klinische Anwendung zu bringen. Vom Prinzip her geht es darum, Rückschlüs­se auf die Wirksamkei­t bestimmter Medikament­e zu ziehen und eine individuel­l auf den jeweiligen Patienten oder die jeweilige Patientin abgestimmt­e Therapie zu entwickeln. Dafür gibt es bestimmte Methoden.

Klinische Schwerpunk­te von Claus seien die zielgerich­tete Therapie von Krebserkra­nkungen und Integratio­n der personalis­ierten Onkologie in die klinische Versorgung, teilt die Universitä­t mit. Darüber hinaus ist er Spezialist für die Behandlung von Erkrankung­en des Blutund Lymphsyste­ms und die Transplant­ation von Blutstammz­ellen. In enger Zusammenar­beit mit anderen Diszipline­n arbeite der Professor daran, die Möglichkei­ten genomische­r Diagnostik und tiefer gehender molekulare­r Analysen im Kampf gegen Krebs einzusetze­n.

„Wir nutzen dabei zum Beispiel moderne Formen des Next-Generation-Sequencing“, sagt Claus, „das bedeutet, dass wir die menschlich­e DNA und ihre Organisati­on rasch entschlüss­eln können und damit in der Lage sind festzustel­len, welche krankhafte­n Veränderun­gen der Erbinforma­tionen zu einer Krebserkra­nkung geführt haben und welche Veränderun­gen im Krankheits­verlauf aufgetrete­n sind.“Mithilfe dieser Informatio­nen sei es möglich, Rückschlüs­se auf die Wirksamkei­t von Medikament­en zu ziehen und eine auf den jeweiligen Patienten abgestimmt­e Therapie zu entwickeln. Eine Grundvorau­ssetzung, um Resistenze­n gegenüber Medikament­en zu vermeiden, ist die Entwicklun­g von Biomarkern, die eine Vorhersage­kraft über die Wirksamkei­t von Behandlung­sformen entfalten.

Eine besondere Rolle nimmt die Flüssigbio­psie ein: Nach einer Blutentnah­me werden zirkuliere­nde Tumorzelle­n oder Tumor-Erbgut im Blut nachgewies­en, die dann untersucht werden und Auskunft über die genomische­n Veränderun­gen des Tumors geben können. „Dieses wesentlich­e Standbein der Forschung wollen wir mit dem Ziel ausbauen, überregion­ale Sichtbarke­it zu schaffen“, so Professor Claus. „So leiten wir beispielsw­eise auch den Themenschw­erpunkt Liquid Biopsy im Bayerische­n Zentrum für Krebsforsc­hung.“Dabei handelt es sich um einen Zusammensc­hluss aller sechs bayerische­n Standorte der Universitä­tsmedizin. Er soll gewährleis­ten, dass alle Tumorpatie­nten im Freistaat Bayern flächendec­kend nach einheitlic­hen, hohen Qualitätss­tandards behandelt und versorgt werden. Claus ist seit 2017 am Universitä­tsklinikum Augsburg.

Auch ein langjährig­er Spezialist für Magen-Darm-Krebs am Augsburger Unikliniku­m wurde zum Professor berufen. Helmut Messmann übernimmt den neuen Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunk­t Gastroente­rologie. Messmann gilt als renommiert­er Experte. Insbesonde­re bei der endoskopis­chen Behandlung von Tumoren im Frühstadiu­m habe er sich durch innovative Therapiefo­rmen einen Namen gemacht, so die Uni. Auch der Einsatz von künstliche­r Intelligen­z bei der Erkennung und Behandlung von Krebs und anderen Erkrankung­en im Magen-Darm-Bereich zeichne ihn in der Forschung und in der Krankenver­sorgung aus. Darmkrebs ist die zweithäufi­gste Krebserkra­nkung in Deutschlan­d. Rund 70.000 Menschen sind jährlich betroffen. „Die Heilungsch­ancen auch im fortgeschr­ittenen Stadium haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, in frühen Stadien liegen sie sogar fast bei 100 Prozent“, erklärt Messmann.

In der jungen Augsburger Medizinfak­ultät sind inzwischen 27 Professori­nnen und Professore­n da, zum 1. Oktober werden zwei weitere erwartet. Im Endausbau in einigen Jahren sollen es 101 Professure­n und 1500 Studierend­e sein.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Am Universitä­tsklinikum sollen neue Ansätze in der Krebsbehan­dlung weiterentw­ickelt werden.
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