Friedberger Allgemeine

Baugebiet in Friedberg‰Süd rückt in weite Ferne

Die Ausweisung könnte zehn bis 15 Jahre dauern – wenn sie denn überhaupt kommt. Bürgermeis­ter Roland Eichmann will das Thema ohnehin nur unter einer Voraussetz­ung anpacken

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Eine Projektgru­ppe des Stadtrats soll sich um die Entwicklun­g des Neubaugebi­ets FriedbergS­üd kümmern – eigentlich. Doch bereits seit dem Jahr 2018 hat das Gremium nicht mehr getagt. Auch ein Antrag der CSU-Fraktion vom Januar 2021, die Projektgru­ppe endlich wieder einzuberuf­en, blieb acht Monate lang unbehandel­t, bis Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) jetzt dem Stadtrat ein umfangreic­hes Konvolut vorlegte. Doch auch diesmal ging es keinen Millimeter voran.

Überlegung­en zur Gebietsent­wicklung Friedberg-Süd gibt es bereits seit drei Jahrzehnte­n. Vom längst verstorben­en Stadtbaume­ister Franz Kiefl stammt eine erste Skizze aus dem Jahr 1993, die mögliche Neubaufläc­hen im Anschluss an die bestehende­n Siedlungen vorsah. Erst der Bau des BressuireR­ings schuf die Möglichkei­t, diese Flächen auch von Süden her zu erschließe­n. Es folgten Konzepte unter Beteiligun­g verschiede­ner Gruppen, die schließlic­h 2015 in einen Rahmenplan für das rund 30 Hektar große Areal mündeten. Zuletzt gab es im Juli 2018 einen Sachstands­bericht. In der Folge sollten die Kosten für eine verfeinert­e Rahmenplan­ung und für die Begleitung durch einen Fachanwalt ermittelt werden.

Passiert ist tatsächlic­h nichts. „Es gab nicht einmal eine Rückmeldun­g“kritisiert­e Manfred Losinger (CSU). „Aufgrund mangelnder personelle­r Kapazitäte­n im Baureferat ist eine weitergehe­ndee Bearbeitun­g und Umsetzung des Beschlusse­s bisher nicht erfolgt. Dementspre­chend wurde auch auf die weitere Einberufun­g der Lenkungsgr­uppe verzichtet“, hieß es jetzt in der Beschlussv­orlage für den Stadtrat.

Zwingende Voraussetz­ung für die Entwicklun­g des Baugebiets seien zwei neue Vollzeitst­ellen in Gestalt einer städteplan­erischen und einer juristisch­en oder Verwaltung­sfachkraft, die die Koordinati­on mit den Fachstelle­n und Planungsbü­ros übernimmt. Kosten: rund 150.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommt ein noch nicht genau ermittelte­r Personalbe­darf für die Beteiligun­g der Öffentlich­keit, also für Workshops, Expertenge­spräche oder Informatio­nen für Eigentümer und Anwohner.

Nils vom Wege aus dem Friedberge­r Baureferat schilderte das aufwendige Bebauungsp­lanverfahr­en für ein so großes Gebiet aus seiner Erfahrung bei der Stadt Augsburg. Dort gehörte er dem sechsköpfi­gen Team an, das sich um die Aufplanung des Baugebiets Haunstette­nSüdwest mit einer Gesamtfläc­he von ca. 170 Hektar kümmerte.

Ungeachtet des Größenunte­rschieds war die Problemste­llung ähnlich: Wie läuft die Erschließu­ng, was ist an Infrastruk­tur nötig, was wird gebaut und vor allem wie sind die eigentumsr­echtlichen Fragen zu klären? Vom Wege schätzt, dass sich Planung für Friedberg-Süd über zehn bis 15 Jahre hinziehen wird, zumal viele der bereits erarbeitet­en Grundlagen wegen der langen Dauer des Verfahrens nun aktualisie­rt werden müssten.

CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kleist lehnte eine Entscheidu­ng über die beiden zusätzlich­en Stellen zum aktuellen Zeitpunkt ab. Erst solle die Projektgru­ppe klären, ob man überhaupt noch in den Planungspr­ozess eintreten wolle. „Dann können wir selbstvers­tändlich auch über das Personal sprechen“, sagte er.

Für Bürgermeis­ter Eichmann ist die Projektgru­ppe allerdings der falsche Ort, um eine solche Grundsatze­ntscheidun­g zu treffen. Diese Debatte müsse öffentlich im Stadtrat geführt werden. Das Planungsve­rfahren sei wahnsinnig komplex und aufwendig. Es überschrei­te die Möglichkei­ten der Stadtverwa­ltung. „Wenn Sie das beschließe­n, setze ich es vielleicht um, aber nur indem ich andere Sachen nach hinten schiebe oder streiche“, drohte er.

Doch auch die SPD wollte die Personalfr­age noch zurückstel­len. Den Grünen bereiteten zwei zusätzlich­e Stellen ebenso „Bauchschme­rzen“, so Claudia Eser-Schuberth. Sie brachte eine Auslagerun­g an ein externes Büro ins Gespräch. Die Aufstockun­g der Verwaltung stehe für sie „ganz am Ende, wenn sonst nichts mehr übrig bleibt“. Ausdrückli­che Zustimmung zu der Personalme­hrung kam nur von den Parteifrei­en Bürgern. Man könne allenfalls über Zeithorizo­nt und Art der Beschäftig­ung sprechen, sagte Wolfgang Rockelmann. Johannes Hatzold (Freie Wähler) wollte als erstes geklärt wissen, ob die Stadt überhaupt ins Eigentum der Flächen kommen könne.

Angesichts der fehlenden Mehrheit für seine Personalwü­nsche vertagte Bürgermeis­ter Eichmann das Thema zur weiteren Beratung in den Fraktionen. Nils vom Wege vom Bauamt gab den Stadträten die Botschaft mit auf den Weg: „Wir brauchen sowieso jemanden, egal ob für Friedberg-Süd oder ein anderes Baugebiet. Es ist genügend Arbeit vorhanden.“

 ?? Archivfoto: Aerobild Augsburg ?? Kommt das Neubaugebi­et in Friedberg‰Süd endlich voran? Im Stadtrat fiel wieder keine Entscheidu­ng.
Archivfoto: Aerobild Augsburg Kommt das Neubaugebi­et in Friedberg‰Süd endlich voran? Im Stadtrat fiel wieder keine Entscheidu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany