Tempokontrolle mal ganz anders
FCA-Stürmer Florian Niederlechner hilft der Verkehrspolizei vor einer Grundschule. Wie der 30-Jährige das findet und warum der Sonntag für ihn ein ganz besonderer Tag wird
Florian Niederlechner geht energisch auf das Auto zu. Mit der blinkenden Kelle in der Hand hat er dem Fahrer signalisiert, er möge doch bitte an den Rand fahren. Niederlechner muss ein ernstes Wort mit dem Fahrer reden. Der Stürmer des FC Augsburg hilft am Mittwochmorgen der Verkehrspolizei bei einer Aktion vor einer Grundschule in Haunstetten. Zusammen mit Schülern einer vierten Klasse kontrolliert Niederlechner die Einhaltung des Tempolimits. Es ist der Auftakt mehrerer Aktionen des FC Augsburg rund um das Thema Verkehrssicherheit.
Rund 50 Autos werden angehalten, egal ob sie zu schnell waren oder nicht. Viele haben sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten, einige sind etwas zu schnell. Der Spitzenreiter fuhr 41 km/h. Eine Verwarnung oder Geldstrafe aber bekommt an diesem Vormittag niemand. Es ist eine Präventivaktion, die die Autofahrer sensibilisieren soll, gerade vor Schulen langsam zu fahren. „Das ist eine wichtige Aktion“, sagt Niederlechner. Er selbst hat einen zweijährigen Sohn, weiß also genau, wie wichtig Vorsicht im Straßenverkehr ist. „Mein Kleiner läuft auch mal auf die Straße. Es ist wichtig, dass man nicht zu schnell fährt“, sagt der 30-Jährige. Er müsse sich da auch häufiger disziplinieren. Aber gerade wenn er mit seiner Familie unterwegs ist, fahre er sehr vorsichtig. Ist er alleine auf der Autobahn unterwegs, kann es schon mal etwas schneller werden. „Am wichtigsten ist aber, dass man vorausschauend fährt und auf die anderen achtet“, sagt Niederlechner.
Wer sich am Mittwochmorgen an die Geschwindigkeitsvorgaben hält, bekommt ein kleines Geschenk. Eine Süßigkeit und eine FCA-Fahne. Wer zu schnell war, muss mit einer Belehrung durch die Kinder oder eben Niederlechner rechnen. Und zur Strafe in eine saure Zitrone beißen.
Die Aktion kommt auch bei den Autofahrern gut an. Alle reagieren sehr freundlich auf den Zwangsstopp. Wohl auch, weil ausnahmsweise trotz zu schnellen Fahrens keine Strafe droht.
Auch der Polizei ist es wichtig, den direkten Kontakt zu den Autofahrern zu suchen. Eine ruhige Ansprache hilft oftmals mehr als ein Strafzettel, der irgendwann im Briefkasten liegt. Und auch die Grundschüler haben Spaß an der Aktion. Ebenso wie Niederlechner, der bei einem Autofahrer, der knapp über den 30 km/h lag, den Schülern im Spaß zuruft: „Da machen wir jetzt richtig Rabatz.“
Normalerweise macht Niederlechner auf dem Rasen Rabatz. Zuletzt beim 1:0 gegen Mönchengladbach, als ihm nach seiner Einwechslung der Siegtreffer gelang. Wegen Adduktoren- und Bauchmuskelproblemen hatte er zunächst nach Absprache mit Trainer Markus Weinzierl auf der Bank gesessen. Am Sonntag beim SC Freiburg (17.30 Uhr) möchte der Stürmer unbedingt in der Startelf stehen. „Nach dem Bremen-Spiel, in dem wir die Klasse gesichert haben, ist das das wichtigste Spiel des Jahres für mich“, meint der 30-Jährige. Er hat viele Jahre beim SC Freiburg gespielt und noch etliche Bekannte sowie Freunde dort. Zudem wird die Partie am Sonntag die letzte im Dreisamstadion sein, ehe der Umzug in die neue Arena ansteht.
„Ich bin in Freiburg groß und zum Bundesligaspieler geworden“, sagt Niederlechner. Er schätzt die Arbeit im Breisgau sehr. Immer wieder gebe es Spieler, die sich in Freiburg so sehr weiterentwickeln, dass sie zu einem größeren Verein wechseln können. Mit Christian Streich hat zudem ein ganz besonderer Trainer die sportliche Verantwortung. „Er ist positiv-verrückt, einfach ein richtig guter Trainer“, sagt Niederlechner. Auch das Dreisamstadion hat es ihm angetan. Die besondere Atmosphäre, das enge Spielfeld, der Schwarzwald im Hintergrund – all das lässt ihn schwärmen. „Als Auswärtsfahrt ist das das schönste Stadion für mich in der Bundesliga“, sagt Niederlechner. Am Sonntag wird er zum letzten Mal dort spielen.
Im Idealfall von Beginn an. Anfang der Woche hatten die Spieler frei, am Mittwoch stand das erste Training an. Der erste Härtetest für Niederlechners Muskulatur. Mit den Bauchmuskeln hatte er schon vergangene Saison Probleme, „diesmal ist es aber die andere Seite“, sagt er. Er sei aber für Sonntag sehr zuversichtlich. „Wir wollen in Freiburg unbedingt gewinnen und nachlegen“, sagt der Stürmer. Vor allem vor dem Hintergrund, dass eine Woche später die Partie in Dortmund ansteht. „Da ist es keine Frage, wer der Topfavorit ist“, sagt der Stürmer. Die Borussia natürlich. In Freiburg dagegen erwartet er einen Gegner auf Augenhöhe.