Wahlkampf – für die Jungen zu unsexy?
Plakate kleben, mit Menschen diskutieren: Drei junge Wahlhelferinnen und -helfer aus dem Wittelsbacher Land erzählen, warum sie sich politisch engagieren und wie sie die Zeit vor der Bundestagswahl erleben
Aichach–Friedberg Die Bundestagswahlen stehen kurz bevor, auch viele junge Menschen engagieren sich in den Ortsverbänden in AichachFriedberg. Drei von ihnen erzählen wie sie die vergangenen Wochen erlebt haben und warum es für sie kein Opfer war, ihre Zeit mit dem Wahlkampf zu verbringen.
Finja Kober ist in der SPD und erlebt ihren ersten Wahlkampf im Landkreis. „Ich finde es total schön“, sagt sie begeistert, alle Mitglieder seien sehr motiviert, sie genießt das Gemeinschaftsgefühl. „Die Arbeit mit den verschiedenen Leuten aus unserem BundestagsWahlkreis macht mir total Spaß“, sagt die 17-Jährige, die im Wahlkampfteam von Heike Heubach ist. Sie und die anderen Team-Mitglieder haben sich zuerst damit beschäftigt, wo sie inhaltlich stehen und dann Schwerpunkte herausgearbeitet. Die Schülerin spürt, dass der Wahlkampf Fahrt aufnimmt. „Es wird einfach alles sehr konkret“, sagt sie. Es kommen viele Rückmeldungen bei den Parteien an, sie merken die Auswirkungen dessen, was auf Bundesebene geschieht.
Ihr geht es darum, für alle das Beste zu erreichen. Aber wo können sich junge Leute eigentlich einbringen? Ein Bereich ist Social Media, wo sich Jüngere oft besser auskennen. Begeistert hat Finja aber auch das Gemeinschaftsgefühl beim Plakatieren oder, dass sie zu bestimmten Themen mehr recherchieren und sich dazu dadurch mehr Wissen aneignen konnte. Die Schülerin nimmt außerdem etwas für sich aus ihrem ersten Wahlkampf mit: Sie musste sich mit vielen verschiedenen Positionen auseinandersetzen, andere Standpunkte anhören und respektieren. Die 17-Jährige hat die Zeit des Wahlkampfes als spannend erlebt, konnte viel Neues lernen und: Sie freut sich auf die nächste Wahl.
„Es macht eigentlich immer Spaß, ich habe noch keine Momente erlebt, wo ich keine Freude dran hatte“, sagt Sebastian Mies. Er ist in der JU und CSU und hat beim Haustürwahlkampf Stadtratsmitglied Paul Trinkl begleitet. Dabei hat die CSU probiert, immer ein junges und ein älteres Parteimitglied gemeinsam losziehen zu lassen. So könne man auf einer Augenhöhe miteinander kommunizieren, je nachdem, wen man antrifft. Generell sei die Aufgabeneinteilung ziemlich durchmischt, sagt der 25-Jährige.
Im Wahlkampf hat er neben der Tour durch Rederzhausen Flyer verteilt und beim Aufhängen der Plakate geholfen. Ihm hat besonders der Kontakt mit den Menschen Spaß gemacht, den er im Haustürwahlkampf erleben konnte. „Man bekommt viel mit“, sagt er. Selbst bei der Bundestagswahl sei es viel um Lokalpolitik gegangen und man habe erlebt, was die Menschen beschäftigt.
Mies ist im Ortsverband Friedberg-West und sie waren zu fünft, plus einige Helfer aus der JU und der Kernstadt. „Wir haben den Vorteil, dass wir eine sehr schlagkräftige Truppe sind“, sagt er. Er freut sich auf das Ende des Wahlkampfs, weil es das Ziel ist, auf das man hinarbeitet. Aber in der Politik ist immer etwas zu tun, weil sie ja auch auf lokaler Ebene stattfindet. „Mein persönliches Highlight war das Treffen mit Hansjörg Durz, mit dem wir über mehrere Stunden offen und persönlich diskutieren konnten.“Aus der Wahlkampfzeit nimmt Mies für sich einiges an Erfahrung mit. Beispielsweise, offen mit den Leuten zu sprechen und zuzuhören. „Ich merke, warum ich das mache“, sagt der gelernte Elektroniker.
Lena Eichner ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Auch sie kann aus dem Wahlkampf etwas mitnehmen: „Dass man immer versuchen sollte, sachlich zu bleiben und mit triftigen Argumenten zu sprechen.“Sie sagt, dass sie erlebt hat, dass man mit guten und sachlichen Argumenten weiter kommt. Sie hat den Eindruck, dass im Moment jeder politisch ist. Immer wieder kommt man auf eine politische Diskussion, bei der sie manchmal negative Erfahrungen mit anderen Personen macht.
Diese Stimmen sind ihr auch auf einer Veranstaltung aufgefallen, als Claudia Roth und Annalena Baerbock in der Maximilianstraße in Augsburg gemeinsam aufgetreten sind. Es kamen viele Pfiffe und die 17 Jahre alte Schülerin sagt, dass sie erstaunt war, wie gut die beiden Frauen damit umgegangen sind. Sie hat die Stimmung trotz der Störungen als positiv empfunden. „Das erlebt man nicht oft, dass man mit so vielen, die für das Gleiche sind, auf einemHaufen ist.“
Andere schöne Erlebnisse waren, mit ihrem Vater Plakate aufzuhängen und mit anderen Flyer zu verteilen. „Wo ich mich jetzt vielleicht noch nicht so weit fühle, ist der Haustürwahlkampf“, sagt Eichner. Sie kann noch nicht so mit den Menschen sprechen, wie die erfahreneren Parteimitglieder. Bei Gleichaltrigen sei es besser, „bei Fremden weiß man nie, worauf man trifft.“Eichner war neben dem „Flyern“mit Bundestagskandidat Stefan Lindauer unterwegs.
Sie erzählt, dass meistens die Diskussionen das waren, was sie gefordert hat. Manchmal auch mit einem Gegenüber, das sich nicht so gut auskannte. Eichner berichtet, dass ihrer Partei auch Hass begegnet, Fake News sich verbreiten und es teilweise schwierig ist, dagegen anzukämpfen. „Am Anfang waren die Gegenstimmen nicht so groß, je weiter der Wahlkampf vorangeschritten ist, hat man gesehen, dass manche die Grünen fast schon als Gefahr ansehen“, schildert Eichner.