Friedberger Allgemeine

Wahlkampf – für die Jungen zu unsexy?

Plakate kleben, mit Menschen diskutiere­n: Drei junge Wahlhelfer­innen und -helfer aus dem Wittelsbac­her Land erzählen, warum sie sich politisch engagieren und wie sie die Zeit vor der Bundestags­wahl erleben

- VON MARLENE VOLKMANN

Aichach–Friedberg Die Bundestags­wahlen stehen kurz bevor, auch viele junge Menschen engagieren sich in den Ortsverbän­den in AichachFri­edberg. Drei von ihnen erzählen wie sie die vergangene­n Wochen erlebt haben und warum es für sie kein Opfer war, ihre Zeit mit dem Wahlkampf zu verbringen.

Finja Kober ist in der SPD und erlebt ihren ersten Wahlkampf im Landkreis. „Ich finde es total schön“, sagt sie begeistert, alle Mitglieder seien sehr motiviert, sie genießt das Gemeinscha­ftsgefühl. „Die Arbeit mit den verschiede­nen Leuten aus unserem Bundestags­Wahlkreis macht mir total Spaß“, sagt die 17-Jährige, die im Wahlkampft­eam von Heike Heubach ist. Sie und die anderen Team-Mitglieder haben sich zuerst damit beschäftig­t, wo sie inhaltlich stehen und dann Schwerpunk­te herausgear­beitet. Die Schülerin spürt, dass der Wahlkampf Fahrt aufnimmt. „Es wird einfach alles sehr konkret“, sagt sie. Es kommen viele Rückmeldun­gen bei den Parteien an, sie merken die Auswirkung­en dessen, was auf Bundeseben­e geschieht.

Ihr geht es darum, für alle das Beste zu erreichen. Aber wo können sich junge Leute eigentlich einbringen? Ein Bereich ist Social Media, wo sich Jüngere oft besser auskennen. Begeistert hat Finja aber auch das Gemeinscha­ftsgefühl beim Plakatiere­n oder, dass sie zu bestimmten Themen mehr recherchie­ren und sich dazu dadurch mehr Wissen aneignen konnte. Die Schülerin nimmt außerdem etwas für sich aus ihrem ersten Wahlkampf mit: Sie musste sich mit vielen verschiede­nen Positionen auseinande­rsetzen, andere Standpunkt­e anhören und respektier­en. Die 17-Jährige hat die Zeit des Wahlkampfe­s als spannend erlebt, konnte viel Neues lernen und: Sie freut sich auf die nächste Wahl.

„Es macht eigentlich immer Spaß, ich habe noch keine Momente erlebt, wo ich keine Freude dran hatte“, sagt Sebastian Mies. Er ist in der JU und CSU und hat beim Haustürwah­lkampf Stadtratsm­itglied Paul Trinkl begleitet. Dabei hat die CSU probiert, immer ein junges und ein älteres Parteimitg­lied gemeinsam losziehen zu lassen. So könne man auf einer Augenhöhe miteinande­r kommunizie­ren, je nachdem, wen man antrifft. Generell sei die Aufgabenei­nteilung ziemlich durchmisch­t, sagt der 25-Jährige.

Im Wahlkampf hat er neben der Tour durch Rederzhaus­en Flyer verteilt und beim Aufhängen der Plakate geholfen. Ihm hat besonders der Kontakt mit den Menschen Spaß gemacht, den er im Haustürwah­lkampf erleben konnte. „Man bekommt viel mit“, sagt er. Selbst bei der Bundestags­wahl sei es viel um Lokalpolit­ik gegangen und man habe erlebt, was die Menschen beschäftig­t.

Mies ist im Ortsverban­d Friedberg-West und sie waren zu fünft, plus einige Helfer aus der JU und der Kernstadt. „Wir haben den Vorteil, dass wir eine sehr schlagkräf­tige Truppe sind“, sagt er. Er freut sich auf das Ende des Wahlkampfs, weil es das Ziel ist, auf das man hinarbeite­t. Aber in der Politik ist immer etwas zu tun, weil sie ja auch auf lokaler Ebene stattfinde­t. „Mein persönlich­es Highlight war das Treffen mit Hansjörg Durz, mit dem wir über mehrere Stunden offen und persönlich diskutiere­n konnten.“Aus der Wahlkampfz­eit nimmt Mies für sich einiges an Erfahrung mit. Beispielsw­eise, offen mit den Leuten zu sprechen und zuzuhören. „Ich merke, warum ich das mache“, sagt der gelernte Elektronik­er.

Lena Eichner ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Auch sie kann aus dem Wahlkampf etwas mitnehmen: „Dass man immer versuchen sollte, sachlich zu bleiben und mit triftigen Argumenten zu sprechen.“Sie sagt, dass sie erlebt hat, dass man mit guten und sachlichen Argumenten weiter kommt. Sie hat den Eindruck, dass im Moment jeder politisch ist. Immer wieder kommt man auf eine politische Diskussion, bei der sie manchmal negative Erfahrunge­n mit anderen Personen macht.

Diese Stimmen sind ihr auch auf einer Veranstalt­ung aufgefalle­n, als Claudia Roth und Annalena Baerbock in der Maximilian­straße in Augsburg gemeinsam aufgetrete­n sind. Es kamen viele Pfiffe und die 17 Jahre alte Schülerin sagt, dass sie erstaunt war, wie gut die beiden Frauen damit umgegangen sind. Sie hat die Stimmung trotz der Störungen als positiv empfunden. „Das erlebt man nicht oft, dass man mit so vielen, die für das Gleiche sind, auf einemHaufe­n ist.“

Andere schöne Erlebnisse waren, mit ihrem Vater Plakate aufzuhänge­n und mit anderen Flyer zu verteilen. „Wo ich mich jetzt vielleicht noch nicht so weit fühle, ist der Haustürwah­lkampf“, sagt Eichner. Sie kann noch nicht so mit den Menschen sprechen, wie die erfahrener­en Parteimitg­lieder. Bei Gleichaltr­igen sei es besser, „bei Fremden weiß man nie, worauf man trifft.“Eichner war neben dem „Flyern“mit Bundestags­kandidat Stefan Lindauer unterwegs.

Sie erzählt, dass meistens die Diskussion­en das waren, was sie gefordert hat. Manchmal auch mit einem Gegenüber, das sich nicht so gut auskannte. Eichner berichtet, dass ihrer Partei auch Hass begegnet, Fake News sich verbreiten und es teilweise schwierig ist, dagegen anzukämpfe­n. „Am Anfang waren die Gegenstimm­en nicht so groß, je weiter der Wahlkampf vorangesch­ritten ist, hat man gesehen, dass manche die Grünen fast schon als Gefahr ansehen“, schildert Eichner.

 ?? Foto: Marlene Volkmann ?? Wahlplakat­e pflastern derzeit die Straßen, sie werden von den Leuten aus den Ortsverbän­den aufgestell­t. Deren Arbeit besteht daneben aber auch aus vielen anderen The‰ menbereich­en.
Foto: Marlene Volkmann Wahlplakat­e pflastern derzeit die Straßen, sie werden von den Leuten aus den Ortsverbän­den aufgestell­t. Deren Arbeit besteht daneben aber auch aus vielen anderen The‰ menbereich­en.
 ?? Foto: Ulrike Sasse‰Feile ?? Die Gemeinscha­ft hat Finja besonders genossen.
Foto: Ulrike Sasse‰Feile Die Gemeinscha­ft hat Finja besonders genossen.
 ?? Foto: Marlene Volkmann ?? Lena hat trotz Anfeindung­en Freude ge‰ habt.
Foto: Marlene Volkmann Lena hat trotz Anfeindung­en Freude ge‰ habt.
 ?? Foto: M. Volkmann ?? Sebastian hat der Kontakt zu den Leuten besonders gefallen.
Foto: M. Volkmann Sebastian hat der Kontakt zu den Leuten besonders gefallen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany