Friedberger Allgemeine

Gemeinsam leben im Wohnheim

- VON MARLENE VOLKMANN marlene.volkmann@friedberge­r‰allgemeine.de

Als Volontärin kann ich noch in einem Wohnheim für Studierend­e und Auszubilde­nde leben. Auf der einen Seite hat das viele Vorteile: Man wohnt mit vielen jungen Menschen zusammen und muss nicht unbedingt darauf achten, nach 22 Uhr keinen Mucks mehr von sich zu geben. Es ist meistens jemand da, der dem Paketboten zumindest die Tür öffnet und über Whatsapp kann man sich auch schnell miteinande­r austausche­n. Das ist einfacher, als zu jedem hingehen zu müssen, um irgendeine­n Termin auszumache­n. Klar, auch da melden sich nicht alle und wahrschein­lich sind auch nicht alle aus dem Haus in dieser Gruppe. Aber viele.

Auch Kurioses spielt sich manchmal ab: Ausgesperr­t? In der Gruppe geht die Frage um, wer nochmal „den“Kleiderbüg­el hat. Der geht nämlich in viele Türen, weil er so gebogen ist. Da könnte man sich vielleicht unsicher fühlen, aber eigentlich finde ich das eher beruhigend. Manchmal muss man außerdem ein bisschen schmunzeln. Wenn da jemand ganz hilflos auf die ausgeschal­tete Waschmasch­ine guckt und man dann erklären kann, wie das Teil funktionie­rt. Aber es gibt auch immer irgendwen, der hilft - das hätte ich mir in meiner ersten eigenen Wohnung auch gewünscht. Stattdesse­n musste ich meinen Eltern Fotos vom Bedienfeld der Maschine schicken.

Und trotzdem kann man all dem auch aus dem Weg gehen. Keiner muss immer irgendwelc­he laute Musik ertragen. Das habe ich leider in dem Wohnheim erlebt, in dem ich während meines Studiums gelebt habe. Hier wird auch auf die anderen Leute Rücksicht genommen, das ist echt total angenehm. Außerdem sind die Wohnungen fertig möbliert, was für mich besonders von Vorteil war, weil ich keine Möbel kaufen musste.

Allerdings ist das dann schon der erste Nachteil: Die Möbel sind leider etwas unpraktisc­h. Klar, die Schränke erscheinen zuerst groß. Sie sind es auch wirklich, allerdings irgendwie eher in der Höhe.

Das hat zur Folge, dass ich mit meinen 1,73 Metern einen kleinen Tritt kaufen musste, damit ich an die oberen Schrankfäc­her komme. Hatte ich auch zum Hände waschen. Mit fünf etwa. Die nutzbare Fläche ist viel geringer als sie scheint, nicht nur im Kleidersch­rank.

Ein größerer Nachteil ist, keine eigene Waschmasch­ine zu haben. Spießig, aber wahr. Man muss besonders am Wochenende immer schauen, wann die nächste frei wird. Vier Maschinen auf ein paar Hundert Bewohner sind einfach zu wenig. Zugegeben: Nicht alle waschen dort, trotzdem.

Außerdem kostet es Geld, die Maschinen zu benutzen: 50 Cent für 45 Minuten waschen. Natürlich ist verständli­ch, dass die Hausbesitz­erinnen und -besitzer uns nicht kostenlos waschen lassen. Aber außer den Schnellwas­chgängen dauern alle länger als 45 Minuten, oft aber auch keine 90 Minuten und man wirft immer mehr ein, als man verbraucht. Außerdem sind die Geräte von einer teuren Marke und noch nicht alt, aber sie sind nicht gepflegt. Manche scheinen nicht zu wissen, wie man die Dinger entleert.

Dennoch habe ich nie bereut, nicht in eine „normale“Wohnung gezogen zu sein. So ist man irgendwie auch weniger allein.

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