Ried bietet klassisches Landleben – mit einigen Extras
Im aktuellen Baugebiet entstehen nicht nur Flächen für Einfamilienhäuser, sondern auch für den Wohnungsbau
Ried Etwas abseits der Eisenbahnlinie München-Augsburg und der B2 als wichtigste Verkehrswege liegt die Gemeinde Ried mit ihren sechs Ortsteilen: Ried, Baindlkirch, Hörmannsberg, Eismannsberg, Zillenberg und Sirchenried.
Das Wohnen ist hier im hügeligen Land zwischen Wäldern und Wiesen noch deutlich günstiger als in den beiden Bahn-Anliegergemeinden Kissing und Mering. In den kommenden Jahren will die Kommune in einem großen Baugebiet etliche Bauplätze schaffen, von denen zumindest ein Teil auch an Auswärtige vergeben werden soll.
Wer in der Gemeinde Ried ein Haus oder eine Wohnung zur Miete sucht, braucht etwas Glück, denn hier wird nur gelegentlich etwas angeboten. Den durchschnittlichen Preis bei Neuvermietungen gibt beispielsweise das iib-Institut für Marktforschung im Immobiliensektor für Ried derzeit mit 8,82 Euro/ Quadratmeter an – zum Vergleich: in Kissing sind es 10 Euro/Quadratmeter und in Mering sogar 10,91 Euro/Quadratmeter.
Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften – das sind die prägenden Wohnformen auf dem Dorf. Und so war es auch in Ried, als Bürgermeister Erwin Gerstlacher 2014 den Sitz im Rathaus übernommen hat. „Damals gab es in Baindlkirch ein Haus mit acht Wohnungen und in Ried eines mit sechs“, kann er die Ausnahmen an einer Hand abzählen. Doch gerade für junge Menschen am Anfang der beruflichen Karriere ist ein eigenes Haus nahezu unerschwinglich geworden. Der Rathauschef stellte sich die Frage: „Wie können wir unsere jungen Leute am Ort halten?“Dazu brauche es Wohnungen, ist seine Überzeugung.
So unterstützte die Kommune das Vorhaben eines Investors, an der Sirchenrieder Straße, nahe der Ortsmitte von Ried, drei Mehrfamilienhäuser zu errichten – es war das erste größere Wohnungsbauprojekt im Ort, und alle Einheiten waren in Kürze verkauft. Seitdem hat die Kommune bei allen eigenen Baugebieten, zuletzt am Rosenacker in Baindlkirch, Bereiche für Mehrfamilienhäuser mit eingeplant. „An der Goldwiese“im Hauptort Ried am Ortsausgang Richtung Hörmannsberg will die Kommune mit einer Gesamtfläche von 6,9 Hektar ein großes Baugebiet ausweisen. Die Erschließung soll voraussichtlich im Oktober beginnen.
In verschiedenen Bereichen könnten hier insgesamt bis zu 75 Wohnungen entstehen. Daneben bietet Ried weiterhin den klassischen Bauplatz für Häuslebauer an. 40 Parzellen sind in dem neuen Baugebiet vorgesehen. 18 davon gibt es im ersten Vermarktungsschritt voraussichtlich ab Anfang 2023 zu kaufen. Der nächste Abschnitt soll vier bis fünf Jahre später folgen.
Bürgermeister Erwin Gerstlacher geht davon aus, dass wie bei früheren Projekten ein Teil der Parzellen für Ortsansässige reserviert und der Rest auf dem freien Markt angeboten wird. In Baindlkirch kostete der gemeindliche Bauplatz im Jahr 2018 noch 290 Euro pro Quadratmeter. Der Preis dürfte angesichts der allgemeinen Steigerung nun deutlich höher liegen, doch der Gemeinderat muss diesen erst noch festlegen. Der Landkreis Aichach-Friedberg gibt aktuell den Bodenrichtwert für Bauland in Ried mit durchschnittlich 400 Euro/Quadratmeter an – zum Vergleich: in Kissing sind es 660 und in Mering 656 Euro/Quadratmeter.
„Ried verändert sich – aber langsam. Die Entwicklung ist nicht zu massiv, und darauf schauen wir auch“, erklärt der Bürgermeister, der das Wachstum nicht dem Zufall überlässt. 2015 hat die Gemeinde mithilfe von Experten ein Gemeindeentwicklungskonzept erstellt. Demnach würde es die Kommune vertragen, bis 2030 auf 3800 Einwohner anzuwachsen. Derzeit sind es mit allen Ortsteilen rund 3200 Einwohner. Für die Zukunft hat sich die Gemeinde noch zwei weitere, etwas kleinere Baugebiete gesichert. „Am Tannenholz“in Ried kann sie 14 Parzellen und in Baindlkirch „Am Mandlacker West“20 Bauplätze und zwei Grundstücke für Mehrfamilienhäuser bereitstellen.
„Die werden wir aber so schnell noch nicht erschließen, ich denke, da tut sich frühestens in zehn Jahren was“, schränkt der Bürgermeister ein.
Denn Ried will auch bei der Infrastruktur mithalten. So kann die Kommune nach mehreren Erweiterungen in ihren beiden Einrichtungen in Ried und Baindlkirch jedem Kind einen Kindergarten- oder Krippenplatz anbieten und auch in der Schule ist jetzt ausreichend Platz. Ein Meilenstein für das tägliche Leben war die Eröffnung des Edeka-Supermarktes in der Ortsmitte im August 2018. Die Kommune hat dafür das Gebäude selbst errichtet, um bei Gestaltung und künftiger Nutzung die Zügel in der Hand zu behalten.
Das Plus dabei: Der große Parkplatz kann bei Veranstaltungen gleich als Dorfplatz mitverwendet werden. Nahe zur Einkaufsmöglichkeit verwirklicht Ried ein weiteres großes Projekt. Hier soll ein betreutes Wohnen in Kombination mit einer Tagespflege entstehen. Träger ist die Sozialstation FriedbergHochzoll. Somit sollen auch Senioren, die sich nicht mehr komplett selbstständig im Eigenheim versorgen können, die Möglichkeit erhalten, in der Heimatgemeinde wohnen zu bleiben. „Wir haben schon die Hoffnung, dass der ein oder andere aus dem Ort einzieht – und das ergeben auch die Rückmeldungen“, sagt Erwin Gerstlacher. Ansprechpartnerin für die Belange der älteren Bürger ist seit Anfang 2018 Kümmerin Claudia Bordon-Vieler, die unter anderem geholfen hat, einen Bürgerbus zu organisieren, immer wieder Freizeitangebote auf die Beine stellt und zuletzt die Anlage einer Boule-Bahn anregte.
Ein Wermutstropfen für das Leben in Ried ist das Thema Verkehr. Das betrifft zum einen die Anbindung über den ÖPNV, die noch Wünsche offen lässt. So ist die Frequenz der AVV-Busse nach Friedberg zwar gut, nach Mering jedoch nicht besonders hoch.
Und die MVV-Busse fahren von München zwar regelmäßig bis zum Ortsteil Baindlkirch, nicht jedoch bis Ried. Beeinträchtigt wird die Lebensqualität auch durch die massive Verkehrsbelastung an der Staatsstraße 2052, die mitten durch Ried und Hörmannsberg führt. Eine Ortsumgehung steht seit Langem ganz oben auf der Wunschliste der Kommune, ist jedoch schwierig umzusetzen.